Zeltreparatur und Zeltpflege – Tipps für Urlaub und Reise

ZeltreparaturIn diesem Beitrag geht es um Zeltreparatur und Zeltpflege. Beide Themen werden in der Regel stiefmütterlich behandelt, wenn man ein Zelt sein eigen nennt und häufig damit im Urlaub auf Reisen ist. Denn Pflege kostet Zeit und die Notwendigkeit einer Zeltreparatur hältst du bestimmt für absolut unrealistisch.

Doch da irrst du dich gewaltig. Selbst ein Hillebergzelt (die Referenz im Zeltbau) zeigt schneller als gedacht erste Verschleißerscheinungen und sogar handfesten Reparatur-Bedarf. Wir haben innerhalb von 4 Jahren an unserem (Hilleberg-) Zelt zweimal! alle Schieber in den Reißverschlüssen austauschen müssen, hatten Löcher in der Innenzelt-Gaze, Riefen im Steckbereich der Zeltstangen und ausgeleierte Gummizüge an der Innenzeltaufhängung.

(Zugegeben: wir nutzten dieses Zelt auf unserer Radreise um die Welt natürlich deutlich intensiver als manch anderer. Aber dennoch hätten wir einen solchen Verschleiß nicht erwartet)

Grund genug für uns, das Thema Zeltreparatur und vorbeugende Zeltpflege einmal etwas intensiver abzuhandeln.

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Inhaltsübersicht

Die Zeltpflege

Winddruck

Wind in PatagonienSuche dir, wenn möglich, einen Zeltplatz mit Windschutz. Sollte das nicht möglich sein, berücksichtige insbesondere bei einem Tunnelzelt beim Aufbau die vorherrschende Windrichtung.

Vermeide einen seitlichen Winddruck, indem du das Zelt mit seiner Längsachse möglichst parallel zur Windrichtung platzierst. Das entlastet das Außenzeltgewebe und natürlich die Zeltstangen.

Zu beachten bei Nylongewebe

Das Außenzelt hochwertiger Zelte besteht in der Regel entweder aus Nylon oder aus Polyester. Zelten bei FrostNylon dehnt sich, wenn es mit Wasser (Regen, Tau, usw.) in Kontakt kommt. Das hat zur Folge, dass du dein Zelt des Öfteren nachspannen musst. Sonst hängt es ohne Spannung durch.

Das bedeutet aber auch, dass du im Umkehrschluss darauf achten musst, die Spannung wieder zu lösen, wenn das Zeltgewebe zwischenzeitlich durch Sonne oder Temperaturanstieg getrocknet ist. Vergisst du das, steigt die Zugspannung auf das Außenzelt unter Umständen extrem an. Und das ist natürlich nicht gut fürs Gewebe.

Wenn du ein solches Zelt über den Tag bei wechselhaftem Wetter ohne Aufsicht stehen lassen willst / musst, dann verlängere die relevanten Abspannleinen am Ende um starke Gummibänder / Gummischnüre. Somit kann die Abspannung bei Bedarf elastisch nachgeben.

Alternativ kannst du dein Zelt auch von vornherein in einen schattigen Bereich, z.B. unter einem Baum, aufstellen. Allerdings solltest du dir dann sicher sein, dass dieser Baum nicht zufällig irgendwelche harzigen Substanzen fallen lässt, die dir dein Außenzelt versauen.

Das Zelt nur trocken lagern

Es lässt sich auf längeren Unternehmungen kaum vermeiden, dass du das Zelt auch manchmal Trocknung in der Mittagssonnenass verpacken musst. Das ist nicht schlimm, solange der nächste Aufbau nicht länger als 2 Tage später erfolgt.

Auf keinen Fall darf ein nasses oder auch nur feuchtes Zelt für längere Zeit im eingepackten Zustand gelagert werden. Das gibt mit Sicherheit ein böses Erwachen: Schimmel und zersetztes Gewebe werden die Folge sein.

Das Außenzelt nicht trocken wischen

Versuche nicht, dein Außenzelt mit Schwamm oder Lappen trocken zu reiben. Jede Art von mechanischer Bearbeitung beschädigt die Beschichtung und das Gewebe an sich. Dadurch reduziert sich die Wasserdichtheit. Es reicht, wenn man zu zweit das grobe Wasser vom Zelt schüttelt, bevor man es dann nass verpackt.

Schmutz (z. B. Vogelkot oder klebriger Niederschlag aus den Bäumen) solltest du auf jeden Fall vorsichtig entfernen, und zwar rückstandsfrei. Dazu reicht aber Wasser in der Regel aus. Verwende auf keinen Fall scharfe Reinigungsmittel.

Sonneneinstrahlung meiden

Steht dein Zelt häufiger über den Tag im vollen Schein der Sonne, dann zerstört das auf lange Sicht dein Zeltgewebe (insbesondere Höhenlagen, Gletscher und Wüsten sind hierbei gefährlich). Das Material wird spröde und bleicht aus. Die Zerreißfestigkeit wird reduziert und die wasserabweisenden Eigenschaften reduzieren sich ebenfalls.

Baue das Zelt daher besser im Schatten (z. B. größerer Bäume) auf oder bedecke es mit einer Plane, einem Tarp oder etwas anderem. Ein Tarp ist leichter zu verschmerzen als ein viel teureres Außenzelt.

Wir hatten nach 4 Jahren Radreise an unserem Hilleberg Nallo (ca. 700 Nächte, nur selten Sonneneinstrahlung) ein derart stark beschädigtes Außenzelt-Gewebe, dass der Aufprall eines fliegenden Vogels einen relativ großen Riss verursacht hat. Die Weiterreißfestigkeit des Ripstop-Gewebes war durch Alterung also drastisch gesunken gegenüber den Hersteller-Angaben.

Imprägnierung

Wenn das Regenwasser am Außenzelt nicht mehr abperlt, sondern das Gewebe großflächig benetzt, ist es Zeit für eine Imprägnierung. Denn eine intakte Imprägnierung bewirkt nicht nur das Abperlen des Wassers, sondern gewährleistet auch einen effektiven UV-Schutz für das Zeltgewebe.

Die Zelthersteller empfehlen in ihrer Produktbeschreibung die geeigneten Materialien für eine Nachimprägnierung. Daran solltest du dich orientieren.

Diese Nachimprägnierung beseitigt keine Undichtigkeit an Gewebe oder Nähten, sie dient lediglich zur Wiederherstellung von wasserabweisenden Eigenschaften und UV-Schutz. Auch die Zerreißfestigkeit wird durch eine Imprägnierung nicht verbessert.

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Reißverschlüsse

Achte darauf, dass die Reißverschlüsse nie durch zu starke oder gar falsche Abspannung unter Zugspannung stehen. Dadurch verschleißen die Schieber im Reißverschluss extrem schnell.

Wähle eine Leinenspannung, bei der gerade noch keine Zugspannung auf das Zelt entsteht, wenn die Bauform das erlaubt. Positioniere die Häringe für die Abspannleinen neben den Eingängen bzw. Reißverschlüssen so, dass der Reißverschluss dadurch möglichst keine Zugspannung erfährt.

Halte, wenn möglich, immer beide Seiten Stoff dicht beisammen, während du den Reißverschluss schließt. Das entlastet den Schieber ebenfalls deutlich. Möglicherweise ist das der allerwichtigste Punkt im Umgang mit Reißverschlüssen.

Halte die Reißverschlüsse immer frei von Sand, Staub oder anderen Fremdkörpern. Reinige sie z.B. mit einer alten Zahnbürste, bei Bedarf mit Wasser.

Man liest in diesem Zusammenhang häufiger die Empfehlung, mit Silikon (beim Kunststoff-Reißverschluss), Wachs (beim Metall-Reißverschluss), Seife oder Graphit (natürlich allesamt Reißverschluss-Reparatur am Zeltsparsam dosiert) den Reißverschluss leichtgängig und geschmeidig zu halten. Allerdings kann das unter Umständen auch wieder den Staub anziehen. Ich bin mir da nicht sicher, was den besten Nutzen stiftet. Graphit (reiner Kohlenstoff) wäre in diesem Zusammenhang nach meiner Einschätzung noch am besten geeignet.

Wenn sich irgendwann der Reißverschluss nicht mehr schließen lässt oder hinter dem Schieber gleich wieder öffnet, ist in aller Regel nur der Schieber verschlissen (siehe Foto), nicht aber der gesamte Reißverschluss.

Ameisen

Ameisen sind eine besondere Sorte Tiere. Sie fressen gerne Löcher ins Zeltgewebe, wenn sie aus Versehen mit eingepackt werden. Das tun einige andere Spezies bestimmt ebenfalls, aber bei den Ameisen sind wir uns sicher, dass es so ist. Darum solltest du vor dem Einpacken jegliches Getier, aber insbesondere die Ameisen, ins Freie befördern.

Lesetipp: Ameisen – klein aber mächtig

Die Zeltstangen

Das Stecksystem deiner Aluminium-Zeltstangen ist eine sehr enge Passung. Da stört jedes Körnchen Staub und schon zeigen sich Riefen und Schwergängigkeit.

Beseitige die Riefen auf den betreffenden Segmenten (bei Alu-Stangen) mit ganz feinem Schmirgel (800er oder feiner). Je früher du die Ursachen der Schwergängigkeit beseitigst, Bruch der Zeltstangedesto länger halten deine Zeltstangen.

In besonders trockenem Klima und bei geringster Luftfeuchtigkeit kann es bei Zelten aus Nylon-Gewebe dazu kommen, dass die Zeltstangen plötzlich ungewöhnlich stramm sitzen. An unserm Hilleberg Nallo hat uns dieser Umstand (in ca. 3700 m Höhe in trockener Luft) sogar einen Stangenbruch verursacht.

Wir sahen uns gezwungen, unsere Zeltstangen bei nächster Gelegenheit jeweils um einen cm zu kürzen, um für die Zukunft weitere Schäden zu vermeiden.

Zeltreparatur

Trotz bester Behandlung tritt irgendwann Verschleiß am Zelt auf. Doch das ist nicht das Ende, sondern lediglich eine Aufgabe. Hier ist Zeltreparatur angesagt. Im Folgenden gehen wir auf die am häufigsten auftretenden Ereignisse am Zelt ein und geben Tipps zur Zeltreparatur.

Die Reißverschlüsse

Die Schieber der Reißverschlüsse gehören zu den am stärksten belasteten Teilen an deinem Zelt. Reißverschluss-Reparatur am ZeltFrüher oder später wird der Tag kommen, an dem sich der Reißverschluss nicht mehr schließen lässt. Dann musst du „nur“ den Schieber austauschen, nicht den gesamten Reißverschluss. Das ist leicht mit Nadel und Faden zu erledigen, aber du benötigst den passenden Ersatzschieber.

Am besten beschaffst du dir direkt beim Hersteller vor Beginn deiner Reisen die passenden Teile. Aber du kannst sie auch anderswo kaufen. Du erkennst an der Beschriftung auf dem Schieber, um welche Reißverschluss-Größe es sich handelt. Alternativ kannst du auch Breite und Höhe der Reißverschluss Zahnung messen.

Zur Not kannst du mit einer Flachzange den Schieber etwas zusammendrücken. Doch Vorsicht: Wenn du zu stark drückst, bricht dieses spröde, empfindliche Gussteil in zwei Stücke.

Undichte Nähte am Außenzelt

Undichte Nähte kann man ohne großen Aufwand abdichten. Hierzu ist lediglich auf die Art der Beschichtung zu achten:

Bei PU-Beschichtung musst du SEAMGRIP verwenden, bei Silikon-Beschichtung SILNET. ZeltreparaturBeides gibt es für einen relativ hohen Preis von McNett zu kaufen. Es gibt bestimmt noch einige andere brauchbare Nahtdichter. Aber die hier genannten sind auf jeden Fall von guter Qualität.
Nach dem Aushärten die mit Kleber benetzten Flächen mit Talkum einreiben. Dadurch wird der Oberfläche des Nahtdichters die unerwünschte Klebe-Haptik genommen.

Als Alternative zum teuren SILNET funktioniert möglicherweise auch hochwertiger, aber stets deutlich preiswerterer Baustoff-Silikon. Die Inhaltsstoffe sind ähnlich. Den bekommst du auch in vielen Reiseländern, wo du vergeblich nach SILNET suchst. Zur Not ist es einen Versuch wert.

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Löcher oder Risse im Außenzelt

Löcher oder Risse sollten, wenn möglich, genäht werden und danach flächig mit einem Flicken Riss im Zeltaus demselben Material beklebt werden. Auch hier ist die Art der Beschichtung wieder ausschlaggebend für die Art des Klebers:

Solange es kein Silikon-beschichtetes Gewebe ist, halten selbstklebende Flicken (Zelt Patch) sehr gut. Ansonsten: aus dem gleichen Material einen entsprechend großen Flicken schneiden und dann per SILNET (bei Silikon-Beschichtung) oder SEAMGRIP (bei PU-Beschichtung) auf die betroffene Stelle kleben.

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Hast du keine Flicken aus dem Original-Gewebe dabei, hilft wahrscheinlich schon ein Stück Stoff aus dem Zeltsack. Oftmals bestehen die mitgelieferten Zeltsäcke aus dem gleichen Material wie das Außenzelt.

Zum Nähen benutzt du am besten ein spezielles Nähgarn aus Nylon oder Polyester, das lediglich mit Baumwolle ummantelt ist. Alternativ geht es auch mit Segelgarn. Beides erhältst du in einem Shop wie z.B. Extremtextil (externer Link).

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Die Zeltstangen

Der Worst Case beim Zelt ist der Bruch einer Stange. In der Regel gehören aber immer ein Ersatzsegment und eine Reparaturhülse mit zum Lieferumfang eines Zeltes. Achte darauf, dass du dieses Ersatzteil niemals verlierst. Hast du kein Ersatzsegment, dann schreibe den Hersteller an und bitte um Lieferung. Natürlich vor Beginn deiner ersten Tour.

Ist dir tatsächlich ein Stangensegment gebrochen (so wie bei uns, siehe oben) und dir fehlt ein Ersatz-Segment, dann säge das gebrochene Stück ab und glätte das neue Ende mit Feile und Schmirgel. Dann ist dieses Segment zwar kürzer, aber wieder einsetzbar.

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Die Bodenfläche vom Innenzelt

Mit der Zeit verliert die Bodenplane vom Innenzelt ihre Wasserdichtheit. Das betrifft in aller Regel zuallererst den Nahtbereich. Das aufgeklebte Tape löst sich und die Naht liegt dann offen. Hier solltest du rechtzeitig mit Nahtdichter (SEAMGRIP) von beiden Seiten eine neue Abdichtung legen. Das alte Tape muss davor natürlich rückstandsfrei entfernt werden. Auch hier hilft zur Not hochwertiges Baustoff-Silikon.

Sehr zu empfehlen ist vor diesem Hintergrund von vorn herein eine Bodenplane als Ergänzung zum Zelt. Sie hält dauerhaft die Bodenfeuchtigkeit fern und schützt den Innenzeltboden vor Beschädigungen und erhöhtem Verschleiß.

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Das Ersatzteil-Paket für die Zeltreparatur

Wie du siehst: Die Liste der möglichen Verschleißerscheinungen beim Zelt ist sehr lang. Und für jede Zeltreparatur benötigst du das geeignete Material. Am besten sorgst du schon beim Kauf oder spätestens vor dem ersten Einsatz deines Zeltes für die Beschaffung der betreffenden Materialien. Denn du weißt nie, wann der Tag X ansteht.

Hier listen wir noch einmal alle notwendigen Teile und Utensilien auf:

  • Ein Ersatz-Stangen-Segment zur Reparatur gebrochener Zeltstangen, alternativ eine kurze Reparaturhülse in passender Größe
  • Ein Stück Außenzeltstoff (gleiches Material)
  • Ein Stück Innenzeltstoff (ebenfalls gleiches Material)
  • SILNET für Reparaturen und Abdichtungen an silikonisiertem Zeltstoff
  • SEAMGRIP für Reparaturen und Abdichtungen an PU-beschichtetem Zeltstoff
  • Selbstklebende Zeltstoff-Pads (für alle nicht Silikon-beschichteten Gewebe)
  • Gewebeklebeband (das benötigst du unter Umständen zur Reparatur einer gebrochenen Zeltstange per Hülse)
  • Schmirgel 800er (für den Steckbereich an den Zeltstangen)
  • Zeltgarn oder Segelgarn
  • Nähnadeln in verschiedenen Größen + Fingerhut (schont die Finger).

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