Am 20.11.2016 sind wir, von Indien kommend, nach Thailand eingereist. Wir hatten ein Visum für 60 Tage und wollten per Fahrrad durch den Norden von Thailand fahren. In Nong Khai würden wir dann im Januar nach Laos weiterfahren. Es sah nach einer ruhigen, gemütlichen Zeit aus, doch einiges kam ganz anders als geplant.
Unsere Tipps für Radreisen in Thailand.
Unser Reisebericht über Thailand:
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Unsere Route durch Thailand auf OpenStreetMap
Sonntag, 20.11.16.
Wir erreichten Bangkok, stiegen aus dem Flieger und mussten zunächst zur Pass- und Visa-Kontrolle. Dort wollten sie unsere Adresse in Thailand wissen. Ich hatte uns für diesen Fall zwar eine Hoteladresse aus dem Internet notiert, doch wo war noch gleich dieser Zettel? Ich fand ihn nicht. Das war schlecht, denn: „ohne Adresse kein Einreisestempel“, machte die Person am Schalter deutlich.
Da fiel mir ein, dass ich vor Tagen einen Screenshot von der Adresse eines Warm Showers Mitglieds in Bangkok gemacht hatte. Ich suchte den Screenshot im Smartphone und tatsächlich: Die Adresse war brauchbar und wurde akzeptiert. Wir bekamen den Stempel. Das war wieder einmal knapp. Willkommen in Thailand.
Danach holten wir unser Gepäck. Und da traf uns der Schlag: Der Rollverschluss an einer unserer Packtaschen war offen und nur provisorisch mit dem Riemen zugehalten und beide Fahrrad-Kartons sahen fürchterlich aus. Die Achsenden der Laufrad-Naben waren allesamt durch die Kartons gedrückt worden, die Tragegriffe waren an beiden Stirnseiten großflächig ausgerissen und die Kartons hatten ohne Ende Schleifspuren. Unser Gepäck muss fürchterlich behandelt worden sein.
Wir beschafften uns noch Bargeld und kauften eine SIM-Karte, dann suchten wir uns eine stille, gut beleuchtete Ecke vor dem Flughafen-Gebäude und bauten die Fahrräder wieder zusammen.
Das war diesmal etwas mühsamer: Durch die Umpackaktion auf dem Flughafen in Kolkata waren Werkzeug und Einzelteile auf mehrere Taschen verteilt. Es dauerte seine Zeit, bis ich alles gefunden hatte. Dann schraubte ich wieder alles zusammen.
Es fehlten glücklicherweise keine Schrauben oder Einzelteile. Die hätten durch die riesigen Grifföffnungen ja nun leicht herausfallen können.
Darüber hinaus fühlte ich mich auch noch nicht besonders gut. Seit den letzten Tagen in Indien brütete ich irgendeine Krankheit aus. Was auch immer.
Auch aus der Packtasche, die nur noch provisorisch verschlossen war, fehlte nichts. Aber die gewohnte Ordnung in der Tasche war dahin. Wahrscheinlich hatte sich die Tasche beim Verladen versehentlich geöffnet und der gesamte Inhalt fiel heraus. Ein Wunder, dass da nichts verloren ging.
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Als die Räder komplett aufgebaut und die Packtaschen eingehängt waren, hatten wir Mitternacht. Wir sagten unserem Warm Showers Kontakt für heute Abend ab und suchten uns stattdessen im Flughafen-Gebäude einen Schlafplatz unter der Rolltreppe im Tiefgeschoss. Hier waren wir nicht allein: Es hatten noch weitere 12 Personen ihr Nachtlager dort bezogen.
Als ich mich umzog, bemerkte ich, dass meine Unterschenkel vollständig mit roten Punkten übersät waren. Auch der Oberkörper war stark gerötet. Langsam bekam ich Angst. Ich hatte mir wohl tatsächlich eine dieser Tropen-Krankheiten eingefangen in Indien.
Den Gang ins Krankenhaus hatte ich aus Zeit-Gründen bewusst auf Bangkok verschoben. Denn die pünktliche Ausreise aus Indien und die Verpackung unserer Räder schienen mir wichtiger als ein Arztbesuch. Hoffentlich hatte ich damit nicht meine Heilungschancen verschlechtert.
Nach 2 Stunden Schlaf weckte uns ein Polizist. Wir dürften auf keinen Fall unter der Rolltreppe schlafen. Es könnten ja Deckenplatten auf uns fallen. Wir packten also wieder und fanden 50 Meter weiter doch noch einen ruhigen Schlafplatz.
Montag, 21.11.16
Bis 9 Uhr schliefen wir, so sehr hatten uns die letzten zwei Tage mitgenommen. Und es war ein ruhiger Schlafplatz, wo man uns bis zum Aufstehen ungestört liegen ließ. Danke!
Wir verließen den Flughafen und fuhren Richtung Bangkok. Die Sonne lag nicht mehr, wie in Indien, hinter einem Schleier. Das hob sofort unsere Stimmung. Bis plötzlich Wolken aufzogen. Und dann erwischte uns prompt ein Regenschauer. Der erste Regen seit Monaten. Er kam so heftig daher, dass wir uns fluchtartig einen Unterstand suchen mussten.
Dort fiel Annett auf, dass jetzt auch in meinem rechten Auge Adern geplatzt sein müssen: von oben und unten war die sonst weiße Iris tiefrot gefärbt. Wir verloren keine Zeit mehr und rasten weiter ins Zentrum zu den Krankenhäusern.
Dann stoppte uns die Verkehrspolizei. Dieser Highway war für Radfahrer gesperrt. Wir mussten dem Streifenwagen folgen bis zur Polizeistation und dachten, jetzt halten sie uns erst einmal fest. Doch sie wollten uns lediglich auf dem kürzesten Weg auf die ruhige Nebenstrecke lotsen. Und dieser Weg führte durch das Polizei-Revier. Nett.
Im erstbesten Hospital rannte ich in die Notaufnahme, schilderte meinen Zustand und wurde tatsächlich recht zügig durchgelassen. Nach einem ersten Gespräch mit den Medizinern dort wurden sofort Blut- und Urinproben entnommen und im Labor innerhalb einer Stunde untersucht. Dann kam der Befund: Ich hatte Dengue-Fieber.
Ich war erst einmal erleichtert. Es hätte ja auch Malaria sein können. Ich bekam sofort die notwendige Medizin und erhielt einen Termin für eine zweite Blut-Analyse morgen früh. Sie wollten sicher gehen, dass da nicht noch etwas anderes am Werk ist.
Ich fühlte mich in guten Händen hier. Die Klinik war gut organisiert. Zwischendurch waren meine roten Beine heiß begehrtes Anschauungsmodell für einen Medizin-Dozenten mit seinen c.a. 20 Medizin-Studenten. In Indien hätte danach sicher wieder eine Selfie-Orgie stattgefunden.
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Als ich aus der Klinik entlassen wurde, war es fast dunkel. Jetzt suchten wir uns den schnellsten Weg zu unserem Warm Showers Kontakt im Norden der Stadt. Doch der Feierabend-Verkehr und die stellenweise tückische Verkehrs-Führung ließen aus 15 km auf der Karte dann 30 km tatsächlich zu fahrende Strecke und vier Stunden Fahrerei werden. Um 23 Uhr erreichten wir die Wohnung.
Dienstag, 22.11.16
Um 8 Uhr hatte ich den Termin zur zweiten Blutabnahme. Um 6:30 musste ich los, der Weg war ja lang. Und ich fühle mich weithin unverändert schlapp und hatte Schmerzen.
Ich schaffte es gerade so, pünktlich zu sein. Der dichte Verkehr macht es einem nicht einfach. Ständig bremsen einen die vielen Staus aus. Man schlängelt sich mit dem Rad zwischen den Autoschlangen hindurch, um an der Ampel schon mal in Pole Position zu kommen. Damit gewinnt man dann wertvolle Sekunden beim nächsten Start. Ein besonderer Sport hier unter den Zweirad-Fahrern.
Im Hospital ging alles recht zügig: bezahlen, Blutabnahme, Konsultation beim Arzt, Befund: alles okay. Die Leberwerte waren in Ordnung. Ich hatte also „nur“ Dengue-Fieber und das heilt von alleine aus.
Den Rest des Tages nutzte ich für alle anstehenden Besorgungen: eine neue Kamera-Tasche, neue Flip-Flops, Kettenöl, den Umtausch frisch gezogener thailändischer Baht in US-Dollar, neben der Landeswährung unsere wichtigste Zahlungsquelle, usw.
Mittwoch, 23.11.16 – Donnerstag, 01.12.16
Wir hatten beschlossen, solange in Bangkok zu bleiben, bis mein Dengue-Fieber abgeklungen war. Ich fühlte mich schlapp und hatte Probleme mit dem Magen. Da war Ruhe die beste Medizin.
In der Zwischenzeit konnten wir unsere Blog-Texte checken, die Visa-Beschaffung für Laos und Kambodscha vorbereiten und uns mit der neuen Kamera vertraut machen. Wir besichtigten auch einige Tempelanlagen in Bangkok, soweit es meine gesundheitliche Verfassung zuließ: unter anderem Wat Phra Kaeo, Wat Ratchanaddaram, Wat Benchamabophit und den Chedi auf dem Golden Mount. Bangkok beherbergt wohl über 400 Tempel. Der Baustil ist dabei immer sehr ähnlich, aber man entdeckt auch immer wieder neue, interessante Elemente.
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Auf dem Weg zum Wat Phra Kaeo im Zentrum der Stadt erlebten wir dann zufällig einen ausgewachsenen Waran mit knapp 2 Metern Länge, der auf dem Bordstein entlang wanderte, als sei er ein ganz normaler Bürger der Stadt. Er verkroch sich dann letztendlich in einem offenen Stromkasten. Für die Einheimischen war es offensichtlich auch ein eher seltenes Ereignis, nach den Gesichtern zu urteilen.
Das Einzugsgebiet des Wat Phra Kaeo war in den letzten Wochen ungewöhnlich dicht bevölkert. Der verstorbene König Thailands war in der Tempelanlage aufgebahrt und täglich erwiesen ihm Tausende Trauernde die letzte Ehre.
Das gesamte Gelände war weiträumig für den Verkehr gesperrt; man erhält nur Zutritt mit gültigem Reisepass und wird auf verbotene Gegenstände abgetastet. Es waren nicht enden wollende Trauer-Züge, die anstelle des sonst üblichen Verkehrs an den Tempelanlagen entlang zogen. Dieser König war ohne Zweifel sehr beliebt beim Volk. Er war 70! Jahre im Amt; viele kannten nur dieses eine Oberhaupt.
Wir wollen noch weitere Tempelanlagen besichtigen (Wat Pho, Wat Arun, Wat Yannawa), doch das passte nicht mehr ins Programm für diese Tage. Wir hoben uns deren Besichtigung für unseren nächsten Besuch in Bangkok auf: nach der Reise durch Laos und Kambodscha würden wir ja ein zweites Mal durch Thailand reisen auf unseren Weg nach Malaysia.
Den ersten Advent feierten wir bei muckeligen 30 Grad mit thailändischen Leckereien aus der Kuchentheke.
Freitag, 02.12.16
Mein Dengue-Fieber war abgeklungen und ich fühle mich wieder fit. Wir verabschiedeten uns von unserem Gastgeber und fuhren Richtung Ayutthaya.
Auf unserer Suche nach einem Schlafplatz folgten wir dem Tipp der Einheimischen: Wir fragten in einem buddhistischen Tempel. Die Mönche boten uns einen Schlafplatz in einem der Nebengebäude an, wo wir sogar kochen konnten mit unserem Trangia.
Dabei erwies sich der frisch gekaufte Ethyl-Alkohol aus der Pharmacy allerdings als Schlaftablette: kleine Flamme, wenig Brennwert. Später erfuhr ich, dass es sich dabei auch nur um 70 %-igen Alkohol handelt. Da spielten wir mit dem Gedanken, in Zukunft auf unseren Benzinbrenner umzusteigen.
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Samstag, 03.12.16
Morgens fuhren wir nach Ayutthaya. Die Stadt war seinerzeit Hauptstadt von Thailand. Dementsprechend reichhaltig war auch unser Besichtigungs-Programm: Wat Chaiwatthanaram, Wat Lokkaya Sutharam und Wat Phra Si Sanphet schafften wir heute.
Dann wurde es auch schon wieder dunkel und wir mussten uns einen Schlafplatz in einem der kleineren Tempel suchen. Das klappte aber überraschend gut: direkt im ersten Tempel bot man uns einen überdachten Pausenplatz an. Und wir wurden zum Dinner in die Tempel-interne Küche eingeladen. Nur für den nächtlichen Gang zur Toilette sollten wir einen Stock mitnehmen, wegen der 30 Hunde hier auf dem Tempelgelände. Sie würden einem sonst sehr zusetzen.
Meine offene Wunde am Fuß war mittlerweile wieder schlimmer geworden. Die ursprüngliche Wunde hatte eine Kruste, aber um die Wunde herum hatte sich eine pralle Eiter-Beule gebildet. Ich behandelte mich mit unseren Bordmitteln und hoffte darauf, dass sie endlich mal zuwächst.
Sonntag, 04.12.16
Tatsächlich war der Stock erforderlich beim nächtlichen Gang zur Toilette. Zweimal hatten die Hunde mich als Feind oder Beute eingeordnet und wollten mir ans Leder. Doch als ich dann schwungvoll mit dem Stock drohte, blieben sie respektvoll auf Abstand.
Wir setzten unsere Besichtigungs-Tour fort: die Ruinen von Wat Maha That, Wat Ratchaburana und Wat Phra Ram. Die Vielzahl an Tempelruinen ist unglaublich. Diese Stadt bietet ein Programm für mehrere Tage. Wer die Tempel nicht mehr sehen kann, vergnügt sich mit Elefanten-Reiten. Das bieten Sie hier nämlich auch an.
Am späten Nachmittag verließen wir Ayutthaya und fuhren weiter Richtung Lop Buri. Kurz vor Einbruch der Dämmerung suchten wir wieder nach einem Tempel für die Nacht. Die typische Architektur der Tempel ist einem bei der Suche hier in Thailand sehr hilfreich. Man erkennt sie meist von der Hauptstraße aus.
Heute irrten wir uns allerdings: Das vermeintliche Tempel-Gebäude war in Wirklichkeit ein privates Wohnhaus. Wir waren schon auf dem Rückweg zur Straße, da lief uns zufällig ein Mönch über den Weg. Wir fragten ihn nach einem Tempel und tatsächlich: in einer Seitenstraße gab es doch einen Tempel, etwas versteckt. Der Mönch organisierte uns eine kleine Hütte auf Stelzen direkt an einem kleinen See. Sehr idyllisch.
Montag, 05.12.16
Als wir frühmorgens aufstanden, waren wir nicht die einzigen Bewohner dieser Hütte. Es wimmelte nur so vor Ameisen. Unter der Schlafmatte, am Kocher, in der Reistüte, …, überall tummelten sich diese kleinen Tierchen. Sie hatten Ameisenstraßen als Verbindungswege zwischen unseren Packtaschen organisiert. Sie waren nur 2 mm groß, doch sie konnten beißen. Wer weiß, wie viele dieser Tierchen wir wohl jetzt in unserem Gepäck mitnehmen für die nächsten Tage …
Wir fuhren weiter auf einer relativ ruhigen Nebenstrecke bis nach Lop Buri. Viele tote Schlangen lagen auf dem Seitenstreifen. Ab und zu hatte es auch einen ausgewachsenen Waran erwischt. Zwischendurch kreuzte dann auch eine lebende Schlange unseren Weg: 1 cm dick nur, aber ca. 1,5 m lang! Reflexartig zogen wir da die Beine hoch im Vorbeifahren.
Durch den Gegenwind war der Weg sehr anstrengend und wir erreichten die Stadt erst im späten Nachmittag. Wir fragten uns durch zum Zentrum und amüsierten uns über die vielen frei laufenden Affen.
Lop Buri und die AffenTatsächlich wimmelte es vor Affen hier, so wie man es uns in Bangkok erzählt hatte: Sie klettern an den Hausfassaden hoch, laufen über die Dächer und kauern auf den Fußgängerwegen.
Manchmal streiten die sich und zeigen die Zähne. Das ist dann nicht ganz ungefährlich. Bei unserer Besichtigung der alten Bauwerke der Stadt griff mich dann auch ein Exemplar prompt an. Ich war froh, dass es nicht mein rechtes Bein erwischte; das wäre möglicherweise nicht so gesund für meine Verletzung am Fuß gewesen.
Über die vielen Affen verloren wir die Zeit aus den Augen und kamen natürlich in die Dunkelheit, bevor wir einen Schlafplatz hatten. In der Dunkelheit erkennt man manchen Tempel nicht mehr auf den ersten Blick.
Doch irgendwann fand sich doch noch ein Tempel an der Straße und man gewährte uns eine Übernachtung. Dafür waren die Mönche umso herzlicher. Es gab Kaffee und Limo, man stellte uns einen Wasserkocher neben die Schlafmatten und ein Mönch reichte uns einige Snacks aus der Tempelküche.
Dienstag, 06.12.16
Wir fuhren auf der Schnellstraße weiter Richtung Sing Buri. An einem Hospital direkt an der Straße ließ ich meine offene Wunde am Fuß noch einmal fachmännisch verarzten. Nach wie vor eiterte die Wunde und der offene Krater war mittlerweile sogar größer und tiefer geworden.
Bei der Durchsicht meines Impfpasses wurde dann schnell entschieden, die nächste Tetanus-Auffrischung sicherheitshalber vorzuziehen. Somit hatte ich zunächst einmal eine Tetanus-Spritze für 700 Baht (18 €) gewonnen.
Und ich bekam jede Menge Medizin mit auf den Weg: 1 Liter! Wundreiniger, Alkohol für das Wund-Umfeld, Tupfer, Wattestäbchen, Verbands-Rollen, Antibiotika und Schmerzmittel. Die Wunde sei so tief, dass ich eigentlich täglich zur Wundreinigung ins Krankenhaus müsste, sagten sie.
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Die Schnellstraße war ziemlich langweilig und zog sich schnurgerade an den vielen Reisfeldern entlang. Nur selten gab es ein Straßenrestaurant oder einen Abzweig in eine Stadt. Keine glücklichen Umstände, wenn man Hunger hat. Da war die Auswahl sehr beschränkt.
Aber diesmal klappte die Suche nach einem Schlafplatz im Tempel wieder etwas schneller. Wir wurden auch sofort eingeladen zur Teilnahme an einer Gedenkfeier im Tempel zu Ehren des verstorbenen Königs. Es gab kalte Getränke und Gebäck für jeden Teilnehmer. Sie organisieren diese Feierlichkeiten immer sehr nett. Und das leibliche Wohl spielt dabei immer eine wichtige Rolle. Das war am Wat Phra Kheo in Bangkok ebenso.
Mittwoch, 07.12.16
Der Wind drehte heute ab und zu in eine für uns günstigere Richtung. Da schafften wir 74 km Strecke. Obwohl wir viele Pausen eingelegt hatten, um die Hitze besser ertragen zu können. Die 33 °C und die Schwüle machten schnell müde.
Wir probierten in den Pausen auch immer wieder neue, unbekannte Leckereien aus der Thai-Küche. Die Verständigung war dabei nicht ganz einfach. Mit Englisch kommt man außerhalb der Städte nicht weit. Aber es war immer nett und für beide Seiten ein kleines Erlebnis. Nicht selten gab es dann noch einen kostenlosen Nachschlag als Dankeschön für unseren Besuch.
Zur Übernachtung fuhren wir wieder einen Tempel an. Wir waren sehr erleichtert, dass wir bisher noch nicht das Zelt aufbauen mussten hier im Lande. Die vielen Schlangen, die Mücken auf dem Land und die frühe Dunkelheit machen das Abend-Programm doch um einiges schwieriger im Zelt. Im Tempel gibt es in der Regel Licht, Strom und einen sicheren, trockenen Schlafplatz in der Sala, dem Versammlungs-Gebäude; … und natürlich den intensiven Kontakt zu einem Bevölkerungsteil mit höchstem Ansehen: den buddhistischen Mönchen.
Wir halten uns Ihnen gegenüber immer sehr zurück, um den nötigen Respekt zu erweisen. Doch meist haben sie Fragen zu unserer Reise und nicht selten entwickelt sich daraus eine nette Unterhaltung und die Einladung, wiederzukommen.
Donnerstag, 08.12.16
Die Landschaft wurde langsam interessanter: Es ragten einzelne Berge oder Felsen aus der Ebene. Und die Straßen-Märkte an den Abzweigungen luden zum Stöbern und Probieren ein. Des Öfteren gab es hier auch kleine Zugaben beim Einkauf (Bananen, Nuggets oder anderes), exklusiv für die Reiseradler aus Deutschland.
Bei der Besichtigung einer Tempelanlage kamen wir mit einigen Mönchen ins Gespräch und wurden spontan zum Lunch eingeladen. Wir lehnten dankend ab, doch es war ihnen offenbar sehr wichtig, uns als Gäste bewirten zu dürfen. Wir sollten neben den insgesamt 20 Mönchen auf dem Boden Platz nehmen und abwarten, bis sie mit ihrem Lunch fertig waren.
Danach wurden wir an die Tafel gebeten. Und die war reichhaltig gedeckt. Neben Reis aus Riesen-Töpfen gab es unzählig viele Beilagen in kleinen Schalen. Wir waren sprachlos.
Abends lief es dann etwas verhext bei der Suche nach einem Schlafplatz: um 17 Uhr fuhren wir an einem Tempel vorbei. Annett wollte nach einem Schlafplatz fragen, doch mir war das noch viel zu früh. Da kommen bestimmt noch weitere Tempel, dachte ich bei mir. Doch da hatte ich mich gewaltig geirrt.
Es wurde dunkel über die Suche und es war auf den nächsten 10 km weit und breit kein Tempel zu sehen. Irgendwann fragten wir Ortskundige und erfuhren, dass es bis zum nächsten Tempel noch weitere 20 km seien. Damit stand fest, dass wir uns für diese Nacht einen anderen Platz suchen mussten. Wir fragten bei privat und tatsächlich klappte es beim dritten Versuch: in einem halboffenen Unterstand mit Licht, Strom, Wasser und Toilette durften wir unsere Matten ausbreiten.
Freitag, 09.12.16
Um 5 Uhr weckten uns Gebete, gar nicht weit von uns entfernt. Und tatsächlich befand sich 100 m vor uns direkt an der Straße ein Tempel. Das wäre vielleicht unser Schlafplatz gewesen. Und 500 m weiter stand der nächste Tempel. Hätten wir das gewusst, wäre die gestrige Suche nach einem Schlafplatz wesentlich entspannter abgelaufen. Aber egal, es war eine ruhige Nacht und wir hatten nette Gastgeber.
Wir besichtigten wieder eine größere Tempel-Anlage entlang unseres Weges, an der in den letzten Tagen offensichtlich ein chinesisches Fest stattgefunden hatte. Als wir das Gelände wieder verlassen wollten, wurden wir von zwei Thais spontan zum Essen eingeladen. Die Herren hatten gespeist und es war ihrer Meinung nach noch viel zu viel übrig.
Zum Essen gab es dann chinesischen Whiskey; mit 50 % Alkohol viel zu stark für den frühen Morgen. Wir hatten schließlich erst 9 Uhr. Aber wir nippten höflich, denn eine Ablehnung wäre einer Beleidigung gleichgekommen.
Wir machten große Pause an einer Raststätte und fanden dafür eine ruhige Sitzecke im Schatten der Bäume. Doch mit der Ruhe war es schnell vorbei, als plötzlich drei Busse mit Touristen aus Vietnam einliefen: Alles wurde in Sekunden belagert, auch unser kleiner Pausentisch.
Die vietnamesische Mentalität unterschied sich dabei deutlich von der thailändischen: Mein Tisch-Nachbar schaute mir ständig ins Essen und sprach mit mir wie zu einem guten, altbekannten Kumpel. Es gab keine Tabu-Zone. Als er dann in meinem Essen herumstochern wollte, reichte es mir. Ich erklärte ihm auf Kölsch mit eindeutiger Körpersprache, was ich zulasse und was nicht. Er verstand sofort und endlich war Ruhe am Tisch. Nach 30 Minuten zogen die Busse dann wieder weiter und der Spuk war vorbei.
Am späten Nachmittag waren wir uns dann einig: am nächsten Tempel halten wir und fragen nach einem Schlafplatz. So spät wie gestern sollte es heute nicht werden. Doch heute war es Annett, die etwas mutiger an die Sache heranging: „oder sollen wir doch noch weiterfahren?“ kam es an der ersten Tempel-Anlage. Wir entschieden für den Tempel und wollten dafür morgen früher aufstehen.
Samstag, 10.12.16
Wir standen zwar früh um 5 Uhr auf, kamen dann aber doch erst spät los. Denn der Tempel-eigene Wasserkocher entpuppte sich als Schlaftablette. Er benötigte tatsächlich anderthalb Stunden für das Erhitzen von zwei Litern Wasser für unsere Thermoskannen. Da hätten wir doch besser mal unseren Kocher aufgebaut. Wusste man aber vorher nicht.
Dann lud uns der Mönch noch zu einem kleinen Frühstück ein. Und schon hatten wir wieder 8 Uhr.
Nach einigen Kilometern löste sich bei mir der Verband am kranken Fuß und ich musste kurz anhalten, um den Verband neu zu fixieren. Annett war 200 m vor mir. Als ich fertig war, versuchte ich, Sie einzuholen.
Nach ca. 10 km wurde mir mehr und mehr bewusst, dass ich Annett wohl unbemerkt überholt haben musste. Wir hatten uns verloren. Dann sah ich, dass sie mir per SMS geschrieben hatte, wo sie sich gerade befindet und auf mich wartet. Demnach war ich wohl 9 km zu weit gefahren. Es dauerte dann eine Stunde, bis wir uns verständigt und wieder zueinander gefunden hatten.
Am späten Nachmittag erreichten wir das Städtchen Tak. Seit drei Tagen führte die Schnellstraße erstmalig durch die Stadt und nicht im großen Bogen um die Ortschaft herum. Somit lagen auch endlich mal wieder einige Lebensmittel-Märkte auf unserem Weg.
Wir schaffen gerade noch den Einkauf, da war es auch schon wieder dunkel. Glücklicherweise fand sich in der Stadt schnell ein Tempel als Übernachtungs-Stätte für uns. Nur das Wasser-Zapfen war hier etwas kompliziert: Die Nassräume waren nur über dünne Holzbretter erreichbar und man musste zuerst hinter dem Gebäude das Wasser-Ventil öffnen, um dann am Schlauchende im Gebäude das Wasser entnehmen zu können. Nach dem Zapfen musste man natürlich das Ventil wieder schließen.
Sonntag, 11.12.16
Wir ergänzten unseren Einkauf von gestern noch und stöberten durch die kleinen Läden. Dadurch kamen wir erst um 10 Uhr wieder auf die Straße. Doch wir konnten es ruhig angehen. Wir hatten gestern entschieden, nicht den Weg durch die Berge über Mae Sot nach Chiang Mai zu nehmen (weil uns die per Visum verbleibende Zeit zu knapp vorkam), sondern den kürzeren und flacheren Weg über Li. Dadurch hatten wir nun mehr Zeit.
Zum Beispiel auch, um in der heutigen Mittagspause einmal nach der Ursache für die Knack-Geräusche zu suchen, die seit einigen Tagen zu hören waren an meinem Rad. Es dauerte etwas länger, aber ich fand die Ursache: Da hatte ich doch tatsächlich am Flughafen in Bangkok vergessen, die Schrauben am zusätzlichen Vorderrad-Gepäckträger festzuziehen. Ich entdeckte noch weitere Verschraubungen, die sich los gerüttelt hatten. Die Aktion lohnte sich richtig.
Montag, 12.12.16
Mit 19 °C war es am frühen Morgen ungewöhnlich frisch. Zur Tagesmitte hin machte die Sonne daraus aber wieder die gewohnten 33 °C.
Immer wieder gab es nette Tempel-Anlagen an der Straße zu besichtigen. Das sorgte für ausreichend Abwechslung auf der sonst eher monotonen Straße.
Nachmittags erreichten wir Thoen und fragten uns durch bis zum nächsten Tempel, wo wir dann übernachten konnten. Während mir die Mönche unseren Schlafplatz zeigten, beteiligte sich Annett an einer Sportstunde für Frauen auf dem Tempel-Gelände.
Dienstag, 13.12.16
Ab Thoen folgten wir dem Abzweig Richtung Li in die Berge. Diese Straße schlängelte sich anfangs kurvenreich durch dicht bewaldete Berglandschaft. Es gab viel Schatten durch die hohen Bäume, wilde Botanik, wenig Verkehr, aber kernige Anstiege.
Oben angekommen, bot sich die Besichtigung einer Tempelanlage und eine Pause an. Dann führte die Straße auf 400-500 m Höhe weiter Richtung Li. Dabei wechselten kurze Abfahrten und kernige Anstiege einander ständig ab. Unter der Mittagshitze war das sehr anstrengend. Dafür entschädigte das Panorama um uns herum: Dschungel-artiger Urwald weit und breit.
Kurz vor Li besichtigten wir eine riesige Tempel-Anlage und fragten auch nach einem Platz für die Nacht, weil es schon dämmerte. Wir erhielten daraufhin ein Zimmer mit eigenem Bad. Es gab sogar einen Toaster. Unglaublich. Welch seltener Luxus.
Mittwoch, 14.12.16
Heute erreichten wir das Städtchen Li. An einer Bank sahen wir einen ziemlich großen Pulk Menschen. Das erinnerte uns direkt an die Schließung aller Geldautomaten in Indien, als die 500- und 1000-Rupien-Noten über Nacht für ungültig erklärt wurden. Wochenlang hatten wir da keine Möglichkeit, an Bargeld zu kommen.
Wir hielten an und erkundigten uns in der Bank nach dem Grund für den Menschen-Auflauf. Doch dort gab es direkt Entwarnung: Heute würde auf Regierungs-Beschluss nur Geld an den ärmeren Teil der Bevölkerung ausgezahlt. Wir waren beruhigt.
Das Angebot an den Straßen-Ständen nahe der Stadt war sehr verführerisch: Es gab Bananen, Mango, Papaya und Pomelo zu guten Preisen. Und weil wir nach unserer Karte auf den nächsten 40 km keine größere Ortschaft ausmachen konnten, kauften wir sicherheitshalber auf Vorrat. Dann fuhren wir weiter.
Am Nachmittag trafen wir wieder Ceryl mit seinem Reiserad. Wir waren uns erstmalig im Juli in Tadschikistan über den Weg gelaufen. Er war nach den Stan-Staaten über China weiter gefahren und nun kreuzten sich unsere Wege erneut. Wer weiß, wann und wo wir uns wieder über den Weg laufen.
Donnerstag, 15.12.16
Heute sahen wir an der Straße plötzlich einen Lamyai-Baum voller Früchte. In Aussehen und Geschmack sind die Früchte den Litchis sehr ähnlich. Auf jeden Fall lecker. Wir hatten in den letzten Tagen immer wieder Früchte am Straßenrand liegen sehen, aber keinen Lamyai-Baum gefunden. Hier sahen wir jetzt direkt vier Bäume voller Früchte. Die Anwohner holten für uns gleich einen kleinen Strauch voller Früchte aus der Krone und schenken uns noch eine Pomelo dazu. Daraus entstand dann eine nette Pause mit den Anwohnern.
Die Straße blieb weiterhin recht anstrengend; es ging ständig rauf und runter. Da bescherte uns das viele Obst in unseren Packtaschen jetzt natürlich noch unangenehm viel Zusatz-Gewicht.
Freitag, 16.12.16
Wir hatten erstmalig seit langem eine dicke Wolkendecke und ab 8 Uhr regnete es sogar. Endlich!, könnte man sagen, nach all den Wochen ohne Regen. Das Wichtigste war zunächst der Check, ob alle Packtaschen dicht verschlossen waren. Man wird da mit der Zeit recht nachlässig, wenn wochenlang nur die Sonne scheint.
Ab „Ban Pak Thang Muang Ton“ (ja, so heißen die Dörfer hier in Thailand) zweigten wir auf eine ruhige Nebenstrecke Richtung Chiang Mai ab. Und diese Strecke war tatsächlich ein Highlight: ohne Steigung schlängelte sich die Straße mit unzähligen, kleinen Kurven über c.a. 20 km bis „Ban Dong Pa Wai“ durch die Landschaft.
Sehenswerte Gärten, viele Tempel und eine exotische Flora (Bananen, Papaya, Lamyai, Kokos-Palmen und noch viele andere Gewächse, die wir nicht kannten) entlang der Straße machten die Befahrung zu einem Erlebnis, für das wir uns den ganzen Tag Zeit nahmen.
Unsere erste Tempel-Besichtigung heute wurde dann auch gleich ein besonderes Ereignis: Eine Frau aus dem Dorf war gestorben und die Trauer-Gesellschaft bereitete die Begräbnis-Feierlichkeiten vor: Die Frauen bereiteten Speisen zu und wickelten sie in Pflanzenblätter. Andere bastelten allerlei Blumenschmuck.
Die Männer schnitzten verschiedenste Gebrauchs-Gegenstände und Tempel-Schmuck aus Bambus oder den Blattstielen der Bananenstauden. Die Geschicklichkeit, die Routine sowie die Tatsache, dass alle Objekte aus Pflanzen erschaffen wurden, … all das hatte uns sehr beeindruckt.
Der Regen hörte über den Tag immer wieder mal auf. Abends ab 18 Uhr schüttete es dann aber wie aus Eimern. Da hatten wir glücklicherweise schon einen trockenen Schlafplatz in einem der Tempel gefunden.
In der Regel lassen uns die Mönche in der „Sala“ schlafen. Das ist ein nach drei Seiten offener “Saal“, in dem viele Zeremonien unter Teilnahme der Laien stattfinden. Für uns garantierte dieser Platz immer eine trockene, luftige Nacht.
Samstag, 17.12.16
Es hatte die ganze Nacht durchgeregnet bis morgens um 9 Uhr. Der Himmel blieb danach den ganzen Tag bedeckt. Annett freute sich: ihr Radelwetter. Mir gefällt ja eher das trockene, sonnige Wetter.
In Lamphun informierten wir unseren Warm Showers Kontakt Robert in Chiang Mai wie besprochen über unsere Ankunftszeit. Bis zum Treffen hatten wir noch viel Zeit. Da besichtigten wir die zwei Tempel, die auf unserem Weg lagen und bauten zwei Pausen ein. Dann fuhren wir zum Treffpunkt und Robert holte uns ab.
Sonntag, 18.12.16 – Mittwoch, 21.12.16
Wir blieben vier Tage in Chiang Mai. Neben der Besichtigung der vielen Tempel und Sehenswürdigkeiten (Wat Pan-On, Wat Phant, Wat Chedi Luang, dem Buddha-Friedhof neben dem Wat Umong, dem Weekend-Market und der alten Stadtmauer im Zentrum) reparierten wir an unserer Ausrüstung herum und genossen die vorweihnachtliche Ruhe.
Besonders der Weekend-Market war ein Erlebnis: wunderschöne Handarbeiten waren zu sehen und käuflich zu erwerben. Unser Ersatz für den fehlenden Weihnachtsmarkt.
Hier in Thailand wird Weihnachten nicht gefeiert. Dementsprechend gibt es auch kein hektisches Treiben, wie wir es aus der Heimat kennen.
Das Wetter wurde über die Tage auch wieder besser. Wobei wir uns überhaupt nicht beklagen durften, wenn man es mit unserem heimatlichen, nass-kalten Klima in dieser Jahreszeit verglich.
Donnerstag, 22.12.16
Nach einer herzlichen Verabschiedung machten wir uns auf den Weg Richtung Lampang. Nach 10 km wurde es hügeliger und die Höhenmeter summierten sich bis zum Mittag auf 300 m. Zur Pause fuhren wir in ein buddhistisches Meditations-Zentrum im Wald an der Straße und fanden kühlen Schatten. Man hatte hier großes Interesse an unserer Reise und wir bekamen von den Angestellten ein Lunch aus der Kantine serviert.
Als wir zwei Stunden später weiter fuhren, war es immer noch unerträglich heiß. Und es ging langsam mit viel Steigung ins Bergland. Da waren wir schnell reif für die nächste Pause.
Nahe der Straße fand sich hierfür ein schattiger Platz mit Tischen und Stühlen. Unterhalb einer Tempelanlage hatten Mönche im Berghang ein regelrechtes Zeltlager eingerichtet. Wir waren mitten in eine religiöse Veranstaltung geraten. Doch man hieß uns direkt herzlich willkommen und versorgte uns von drei Seiten mit Getränken und einer Unmenge kleiner Snacks. Wir gaben eine kleine Spende und fuhren viel zu spät am Nachmittag weiter.
Vor uns lagen 20 km Berg- und Tal-Fahrt durch unbewohntes Waldgebiet. Per Fahrrad würden wir auf jeden Fall in die Dunkelheit geraten. Das war ein handfester Grund zum Trampen. Und diesmal hatten wir Glück: nach wenigen Minuten hielt ein Kleinlaster und nahm uns mit bis nach Lampang. Das war deutlich mehr Strecke, als wir uns gewünscht hatten.
Freitag, 23.12.16
Lampang beherbergt viele sehenswerte Tempel. Entsprechend umfangreich war unser heutiges Besichtigungs-Programm: Wat Sri Rongmaung, Wat Pongsanook, Wat Goah Wanigaram, Wat Phrakaewdontao, Wat Tha Ma-o, Wat Sri Choo, Wat Jadee Saow, die Rassadapisek Bridge und die alten Häuser in der Talad Gow Road.
In einem Tempel bot uns ein Mönch schon am frühen Nachmittag die Übernachtung an, ohne dass wir gefragt hatten. Wir freuten uns natürlich sehr und verabredeten uns für den Abend. Dann setzten wir unsere Besichtigungs-Tour fort.
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Samstag, 24.12.16
Wir hatten lange geschlafen, gemütlich gefrühstückt (Rosinenstuten, Sesam-Mus und andere Leckereien) und in einem Hostel noch WiFi genutzt, um Weihnachtsgrüße in die Heimat zu senden. Dadurch kamen wir viel zu spät aus der Stadt. Wir fuhren über 20 km durch fast unbewohnte Wildnis und es dämmerte schon, bevor wir den ersten Tempel erreichten. Und leider schickten die uns direkt weiter. Im nächsten Tempel klappte es aber dann.
Unser Weihnachtsessen veredelten wir heute mit Scones und Ananas. Damit war unser Heiliger Abend kulinarisch auf jeden Fall etwas Besonderes.
Sonntag, 25.12.16
Zur Feier des Tages gönnten wir uns zum Frühstück Muffins, Sternfrucht, Mango und andere regionale Köstlichkeiten.
Bis Den Chai hatten wir nun 50 km zivilisationslose Berglandschaft vor uns. Schon die ersten Anstiege in der Mittagshitze trieben uns schnell zu dem Wunsch, zu trampen. Und tatsächlich hielt schon nach kurzer Zeit ein Pickup. Die Ladefläche war so klein, dass wir unsere Räder flach oben auf unsere Packtaschen legen mussten. Ich hocke mich neben die Räder auf die Ladekante und harrte so wieder etwas verkrampft ca. 50 km aus.
In dem kleinen Dorf Den Chai machten wir Pause, schlenderten über den Markt und gingen Eis essen.
Wir verließen Den Chai am späten Nachmittag Richtung Süden und waren in der Hoffnung, an der Straße rechtzeitig wieder einen Schlafplatz in einem Tempel zu finden.
Doch sobald wir die Stadt hinter uns hatten, begann wieder die Wildnis. Kein Dorf, nur einzelne Häuser, mehr gab es nicht. Da wuchs unsere Befürchtung, dass wir heute, am ersten Weihnachts-Feiertag, wahrscheinlich irgendwo im Bergland das Zelt aufbauen müssen. Und dann sahen wir glücklicherweise doch noch eine Tempel-ähnliche Gebäude-Kulisse oben im Berghang durch die Bäume schimmern. Wir schoben die Räder hinauf und durften für die Nacht bleiben.
Weil im WC die elektrische Beleuchtung fehlte, stellte uns ein Mönch dort 2 Kerzen auf. Somit hatten wir heute sogar auf dem stillen Örtchen weihnachtliche Stimmung. Wie nett.
Montag, 26.12.16
Die 55 km bis Uttaradit waren sehr hügelig. Es gab 2 größere Anstiege mit entsprechend langen Abfahrten. Aber die Strecke zog sich. Und es wurde heute sehr heiß. Somit schwitzten wir uns durch den Tag und erreichten dann etwas zerknirscht Uttaradit. Den 2. Weihnachts-Feiertag hatten wir uns etwas anders vorgestellt: weniger anstrengend und mit mehr Zeit für Besichtigungen und Besinnlichkeit.
Dafür entschädigte uns unser heutiges Weihnachtsessen: Mango, Sternfrucht, Entenspieß und Kekse vom Bäcker. Und es gab einen sagenhaften Sonnenuntergang.
Dienstag, 27.12.16
Fürs Frühstück fanden wir einen kleinen, ruhigen Park vor einer Schule. Und weil die Schüler und Lehrer natürlich wieder viele Fragen zu unserer Reise hatten, dauerte diese Pause ganz schön lange. So verließen wir Uttaradit erst in der Mittagshitze.
Wir fuhren noch 15 km auf dieser Hauptstraße, dann zweigten wir ab auf eine ruhige Nebenstrecke. In Ban Bo Thong machten wir Pause in einem kleinen Tempel. Die Mönche dort wollten schon einen Schlafplatz für uns vorbereiten, doch wir hatten erst 16 Uhr und wollten noch ein Stück fahren.
Als wir dann später im Tempel von Ban Saen Khan eintrafen und nach einem Schlafplatz fragten, boten uns die Mönche erstmals einen Schlafplatz, den wir bei aller Genügsamkeit nicht annehmen wollten: zu viel Vogelkot auf dem gesamten Hallenboden, zu viel Publikum vom Markt, der gerade auf dem Tempelgelände stattfand und zu offen, um Wetterschutz zu bieten.
Wir verabschiedeten uns wieder von den Mönchen. Da fuhr uns Moon über den Weg. Sie war begeistert von unserer Reise und lud uns direkt zu sich nach Hause ein. Ihr Mann, ein Australier, würde sich ebenfalls sehr freuen.
Sie lotste uns ins 3 km entfernte Dorf, wo ihr Mann Mike schon den Grill angefeuert hatte: Wir waren zum Barbecue eingeladen.
Übernachtet haben wir dort auf der Veranda, weil im Haus zu wenig Platz für uns war. Aber das war uns sogar recht, weil es eine angenehm kühle Nacht versprach. Lediglich die beiden Hunde des Hauses sorgten für eine eindringliche Geräuschkulisse, als sie sich in der Nacht über alle möglichen Speisereste hermachten, die unsere Gastgeber auf der Veranda gelagert hatten.
Mittwoch, 28.12.16
Mike empfahl uns vor dem Abschied noch eine andere Route nach Laos und zeigte uns einen Grenzübergang, den wir auf unserer Karte gar nicht ausmachen konnten: „Dan Pu Du“. Wir waren etwas skeptisch, doch er versicherte uns, es wäre kein Problem für uns, die Grenze dort zu passieren.
Wir bleiben skeptisch und wollten uns zunächst über den Grenzübergang im Internet informieren und die Karte für den neuen Weg herunterladen. In einem Verwaltungsgebäude an der Straße bot man uns WiFi und so konnten wir recherchieren. Das dauerte natürlich seine Zeit.
Die Angestellten wollten unterdessen alles über unsere Reise wissen, luden uns zum Lunch ein und boten uns am Nachmittag sogar an, über Nacht hier zu bleiben. Das gab uns Zeit für viele weitere Dinge, die mit PC und Internet zu erledigen waren. Und so blieben wir und schliefen dann im Empfangsbüro zwischen den Schreibtischen auf dem Boden.
Donnerstag, 29.12.16
Der Chef der Verwaltung kam heute ausnahmsweise mit dem Fahrrad zur Arbeit (unsere Radreise hatte ihn wohl inspiriert) und lud uns noch zum Frühstück ein. Dann tauschten wir die Kontaktdaten aus und verabschiedeten uns.
Die Straße war im weiteren Verlauf zwar verkehrsarm, aber es ging ständig steil auf und ab. Ohne den heftigen Gegenwind hätten wir ja gar nicht gemeckert. Doch so wurde die Straße sehr anstrengend.
Wir besichtigten den Ton Sak Yai National Park bei Pang Kluea und dort insbesondere den größten Teakbaum der Welt. Genauer gesagt das, was von ihm noch übrig ist. Am Stamm-Durchmesser ließ sich erahnen, welche Größe diese Pflanze einmal gehabt haben muss. Sehr beeindruckend.
Wir fuhren noch durch diese landschaftlich sehr schöne Hügel-Kulisse bis nach Nam Pan, dem einzigen Städtchen auf den letzten 20 km. Auf der Suche nach einem Tempel sprach uns der Chef der städtischen Sicherheit auf der Straße an und hieß uns herzlich willkommen in seiner Stadt. Nach fünf Minuten waren wir dann zur Übernachtung auf seinem Anwesen eingeladen.
Nach dem gemeinsamen Dinner fragte er uns nach unserer Route. Dabei stellte sich heraus, dass der angedachte Grenzübergang nach Laos für uns Ausländer doch nicht zur Verfügung stand. Im Internet hatten wir leider gar nichts dazu gefunden. Das war jetzt äußerst dumm. Damit waren wir drei Tage in die falsche Richtung gefahren.
Doch unser Gastgeber rief seinen Amtskollegen im Grenzbezirk an und fragte, ob man da nicht eine Ausnahme machen könnte. Und tatsächlich: nach fünf Minuten hatten wir die Erlaubnis. Unsere Pässe wurden gescannt und die Bilder schon einmal an die Grenzbeamten gesendet.
Wir bekamen zwei Tage Zeit, um die Grenze zu erreichen. Bis zur Grenze waren es noch 85 km durchs Bergland. Das sollte zu schaffen sein, dachten wir uns. Ein glücklicher Zufall.
Freitag, 30.12.16
Wir kauften Batterien für unseren Tacho und einen neuen Speicherkarten-Leser und gingen auf die Suche nach einem Spiritus für unseren Trangia-Kocher, der weniger explosiv war. Unser derzeitiger Brennstoff hatte zweimal eine unerwartete Verpuffung erzeugt. Das war uns zu gefährlich auf Dauer.
Dann verließen Nam Pan. Wir versuchten zu trampen und übten uns in Geduld. Kein Auto wollte halten. Dann hielt ein Biker und half uns dabei, einen Pickup zu finden. Mit Erfolg: ein Fahrer nahm uns mit, hielt aber nach 20 km an seinem Haus und gab uns zu verstehen, dass es erst in 3 Stunden weiter geht.
Wir dachten, jetzt würde es langweilig. Doch weit gefehlt: Wir wurden eingeladen zu Kaffee, Lunch und … gebratenen Fröschen. Man muss ja nicht alles probieren, dachten wir uns.
Als der jugendliche Nachwuchs dann zulangte, als wären es frische, knusprige Kartoffel-Chips, probierten wir doch einmal von dem ungewöhnlichen Snack. Und tatsächlich: die gebratenen Frösche schmeckten wie krosse Chips.
Um 14 Uhr ging es weiter. Unser Fahrer fuhr uns bis zur Grenzstation in Dan Pu Du. Dort wollten wir morgen in aller Frühe in unser nächstes Reiseland, Laos, einreisen.
Doch daraus sollte nichts werden: auf laotischer Seite gäbe es kein Visa on Arrival, teilten uns die Grenzbeamten auf thailändischer Seite mit. Also war die Info der Einheimischen von vor drei Tagen unvollständig. Und auch die Ausnahmegenehmigung, die unser Freund in Nam Pan für uns organisiert hatte, war wertlos. Schade.
Wir waren etwas frustriert. Der nächste Grenzübergang lag 250 km weiter nördlich und der Weg dorthin führte durch die Berge. Dramatisch war es aber nicht. Unser Thailand-Visum war schließlich noch bis zum 19.01. gültig.
Unser Fahrer (er hatte geduldig gewartet, bis wir mit den Grenzbeamten fertig waren) fuhr uns noch bis zum nächsten Tempel, wo wir die Übernachtung klarmachten. Der Abt bot uns auch das Tempel-interne WiFi an (wir waren erstaunt, denn damit hätten wir gar nicht gerechnet).
Samstag, 31.12.16
Wir machten uns auf den Weg Richtung Norden zum geplanten Grenzübergang bei Huai Kon. Dabei setzten wir direkt auf die Mitnahme in einem Pickup, denn nur so würden wir die Strecke stressfrei bewältigen können.
Nach wenigen Minuten nahm uns ein Wagen mit. Jedoch fuhr er uns nur 5 km weit. Dann sollten wir umsteigen in einen anderen Pickup, der nach fünf Minuten eintraf. Die Fahrer kannten sich wohl und hatten unsere Weiterfahrt per Telefon unterwegs abgestimmt. Uns war das nur Recht, denn vor uns lag ein Aufstieg in die Berge. Jeder km im Wagen brachte uns da jetzt einen Zeitgewinn.
Oben auf dem höchsten Punkt (888 m) hielt unser Wagen. Der Fahrer gab uns zu verstehen, dass er und seine Freunde hier oben zelten würden in der kommenden Nacht. Und er lud uns ein, hier zu bleiben und am geplanten Barbecue teilzunehmen. Das klang nach einem interessanten Silvester-Programm und so luden wir die Räder samt Gepäck vom Wagen. Und dann stockte mir der Atem: Eine meiner Packtaschen fehlte.
Von der Ladefläche konnte sie nicht gefallen sein. An der Umladestelle hatten wir auch nichts mehr gesehen, als wir losfuhren. Wir fragten den Fahrer. Er überlegte kurz und dann rief er seinen Kumpel an. Der stand mit seinem Wagen 100 m weiter am Straßenrand zwischen den vielen anderen Autos (er wollte ebenfalls hier oben zelten diese Nacht).
Und tatsächlich befand sich in dessen Wagen meine vermisste Tasche. Ich war erleichtert. Aber uns wurde gleichzeitig bewusst, wie unkontrolliert Verlade-Aktionen ablaufen können, wenn zu viele Hände mithelfen. Wenn wir dabei tatsächlich einmal in die falschen Hände geraten sollten, kann das böse für unser Gepäck enden. In Zukunft wollten wir besser aufpassen beim Verladen, wenn uns 10 Hände helfen wollen.
Wir blieben ebenfalls hier oben auf dem Berg und bauten unser Zelt auf. Im Laufe der nächsten Stunden füllte sich das gesamte Gelände nach und nach mit weiteren Zelten. Es bekam die Ausmaße eines Festivals mit 1000! Zelten. Und diese standen meist so eng beieinander, dass man kaum laufen konnte zwischen den Zelten.
Es gab musikalische Beschallung und unzählig viele Grillfeuer. Bis tief in die Nacht wurde der Jahresausklang gefeiert. Doch Knallerei gab es nicht. Aus Rücksicht auf den verstorbenen König.
Sonntag, 01.01.17
Sawasdee-Pee-Mai Krap! (Frohes neues Jahr!). Die Thais feiern das Neujahrsfest auch. Es dauert 5 Tage und beginnt mit Silvester.
Um 4 Uhr in der Frühe begann es zu regnen. Ausgerechnet heute, nach einer Zeltnacht. Und es hörte erst um 9 Uhr auf. Da blieben wir natürlich länger liegen. Wir verpackten das Zelt dann nass und machten uns auf den Weg ins Tal. Die 15 km Abfahrt auf der gefährlich nassen Fahrbahn waren dabei kein Vergnügen.
Im Tal machten wir Pause in einem Tempel. Und gerade, als wir weiterfahren wollten, begann es abermals zu regnen. Also war Regenkleidung angesagt. Kaum hatten wir alles angezogen, hörte der Regen wieder auf. Und weil man ja nicht unnötig schwitzen möchte, zieht man die Regenkleidung direkt wieder aus. So betrachtet, können kurze Schauer nerviger sein, als Dauerregen.
Lesetipp: Fahrrad Bekleidung für Radreisen
Mit dem Trampen wollte es heute nicht so klappen. Eine Anwohnerin empfahl uns die Hilfe der Polizei und fuhr mit uns zum Revier. Dort organisierten die Beamten tatsächlich nach fünf Minuten einen Pickup, der noch ausreichend Platz für unsere Räder hatte und uns mitnehmen konnte.
Und ähnlich wie gestern halfen fünf Personen beim Verladen: Es war gut gemeint, aber wenn 10 Hände in wildem Aktionismus alle Gepäckstücke unüberlegt auf der Pickup-Ladefläche ablegen, dann hat man mehr Arbeit, als wenn man es in Ruhe alleine getan hätte. Uns war unbegreiflich, warum man uns keine zwei Minuten Zeit für eine sorgfältige und sichere Beladung gönnen konnte.
Die Ladefläche des Wagens war so klein, dass wir auf der Ladekante sitzen mussten und dabei völlig verkrampften. Wir saßen zwar schon sicherer auf der Ladefläche mancher Pickups, aber fast immer ist es äußerst unbequem und man versaut sich nicht selten die Kleidung, wenn man zu nah an der öligen Fahrradkette oder den Schutzblechen sitzt.
In Nan trafen wir uns dann mit Nantpaul, unserem Warm Showers Kontakt. Wir wurden in einem urigen Gartenhaus aus Teakholz auf dem Anwesen seiner Eltern untergebracht. Um uns herum war nur wilde, exotische Botanik. Traumhaft.
Als wir in der Kochecke vor der Hütte gerade unser Dinner zubereiten wollten, entdeckte Annett einen Skorpion zwischen unseren Packtaschen auf dem Fliesenboden. Uns stockte der Atem. Nantpaul stufte ihn direkt als sehr gefährlich ein. Mit einem Stock und aus sicherer Distanz entfernten wir den giftigen Besucher dann schleunigst aus unserem Aufenthalts-Bereich.
Vielleicht sind an unserem Schlafplatz ja auch noch Skorpione, mutmaßte Nantpaul und wünschte uns dann mit einem leichten Schmunzeln angenehme Nachtruhe.
Montag, 02.01.17 – Mittwoch, 04.01.17
Nantpauls Vater bot uns an, länger zu bleiben. Und so dehnten wir unseren Aufenthalt auf 3 Tage aus, denn zu tun hatten wir genug.
Nan ist eine alte Stadt und beherbergt viele sehenswerte Tempel, die wir dann in den drei Tagen auch besichtigten: Wat Phumin (der 400 Jahre alte Royal Tempel), Wat Phra That Chang Kham, Wat Chae Haeng und Wat Phratai Khaonoi (oben auf dem Berg mit Aussicht auf die Stadt). Auch die kleine, aber sehenswerte Allee mit Champa-Laos-Bäumen durfte im Programm nicht fehlen.
Lesetipp: Die Stadt Nan in Thailand
Dazwischen reparierten wir an unserer Ausrüstung herum, wuschen Wäsche und organisierten kleinere Einkäufe. Annett gönnte sich zur Entspannung eine Thai-Massage: eine Stunde durchkneten zu lassen, das war toll.
Am Dienstagabend lud uns der Vater samt seiner Familie zum Dinner in der Stadt ein. Und somit verbrachten wir den Abend bei Chef Uthai, einem prominenten Fernseh-Koch. Zum Auftakt gab es hier eine lila Blütenlimonade.
Nach dem Abschied von Nantpaul und seiner Familie am Mittwochmorgen fuhren wir zur Stadtbibliothek, denn dort gab es WiFi. Der Bibliothekar erlaubte uns sogar die Nutzung des PCs. Das kam uns wie gerufen, um unser Foto- und Video-Material von den Kameras auf die externe Festplatte zu verschieben.
Als wir damit fertig waren, war es schon 15 Uhr. Zu spät, um die Stadt heute noch zu verlassen. Wir besichtigten noch einige Tempel, unter anderem den Wat Sripanton, den Wat Hua Kuang und einen Tempel, der sich gerade noch in der Bauphase befand. Danach suchten wir uns ein Nachtquartier.
Wir hatten heute glücklicherweise einen Schlafplatz in einem Gebäude. Damit blieben wir von dem Regen verschont, der ab dem Abend einsetzte, und bis tief in die Nacht anhielt.
Donnerstag, 05.01.17
Es hatte die ganze Nacht durchgeregnet. Und auch am heutigen Tag gab es nur kurze trockene Abschnitte. Somit erlebten wir heute unseren ersten Regentag hier in Thailand. Eigentlich war es unser erster Regentag seit 9 Monaten.
Wir verließen Nan Richtung Pua, unsere letzte größere Stadt vor der Grenze nach Laos, unserem nächsten Reiseland.
Freitag, 06.01.17
Der Regen hatte aufgehört. Und es war ungewöhnlich kühl heute Morgen. Der Verlauf der Straße war sehr hügelig und kurvenreich. Da kamen wieder mal viele Höhenmeter zusammen. Gleichzeitig wurde die Landschaft aber auch immer spannender: Dschungel und unendlich viele, steile Hügel zogen an einem entlang. Die Straße wurde hier teilweise einfach geradewegs über diese Berge verlegt. Dadurch waren die Anstiege sehr extrem.
Wir fuhren bis Huai Kon, 6 km vor der Grenze zu Laos und machten uns auf den Weg zum einzigen Tempel im Dorf. Allerdings führte der Weg zu diesem Tempel einmal extrem steil hinunter zu einem Flussbett und auf der anderen Seite genauso steil wieder hinauf. Wir waren uns sicher, dass wir da erstmalig an unsere Grenze stoßen würden mit den bepackten Rädern. Also verzichteten wir auf dieses Abenteuer und suchten uns im Dorf einen anderen Schlafplatz.
Samstag, 07.01.17
Eigentlich sollte das heute unser letzter Tag hier in Thailand sein. Wir wollten nach Laos einreisen und waren auch frühzeitig an der Grenze. Auf thailändischer Seite kontrollierten sie zunächst unsere Visa und wollten die Departure-Card sehen, die wir bei der Einreise vor 2 Monaten erhalten haben. Diese Karte hatten wir zwar, doch Annett hatte ihre Karte zwischenzeitlich irrtümlich als Notizzettel missbraucht. Der Beamte stutzte, als er die voll geschriebene Karte prüfte, aber dann wechselte er sofort das Thema:
Mit Fahrrädern wäre die Einreise nach Laos seit zwei Monaten nicht mehr erlaubt. Uns traf der Schlag. Davon wussten die Grenzbeamten bei Dan Pu Du wohl noch nichts, sonst hätten sie uns nicht hierhin geschickt. Wir könnten kurz rüberfahren zur laotischen Grenze und dort fragen, ob sie für uns eine Ausnahme machen. Für den Ausreisestempel müssten wir dann aber wieder zur thailändischen Seite der Grenze zurückfahren.
Also fuhren wir zur laotischen Grenzstation und baten um Nachsicht. Doch da gab es keinen Verhandlungsspielraum für uns. Der Verantwortliche war ein Hardliner und wirkte sehr schnell genervt. Die Einreise mit Motorrad oder Fahrrad sei jetzt halt verboten. Und das beträfe alle Grenzübergänge. Eine Begründung konnte oder wollte er nicht nennen.
Wir waren frustriert. Wir hatten uns mehrere Tage unnötig durch die Berge gequält und mussten nun wieder an unserem Routenplan arbeiten. Unser Visum für Thailand war noch bis zum 19.01. gültig. Das reichte auf jeden Fall noch für die Fahrt zur ursprünglich geplanten Grenzstation in Nong Khai unweit der laotischen Hauptstadt Vientiane.
Wir spielten alle möglichen Varianten gedanklich durch: 30 Tage Laos ohne Fahrräder, der heimliche Grenzgang unserer Räder in einem LKW getrennt von uns, usw. Die Einreise nach Laos für wenige Tage ohne Fahrräder, nur um in Vientiane ein neues 2-Monats-Visum für Thailand zu beantragen, erschien uns die beste Variante. Damit wäre die Reise durch Laos und Kambodscha gestrichen.
Doch diese Entscheidung hatte noch Zeit. Dazu wollten wir uns erst im Internet informieren. Wir fuhren zurück zur thailändischen Grenzstation und bedanken uns für deren Vorwarnung. Hätten sie uns offiziell ausreisen lassen, stünden wir jetzt mit unseren Rädern im Niemandsland zwischen beiden Ländern und hätten keine Lösung.
Um nicht zu viel Zeit zu verlieren, trampten wir. Ein Pickup-Fahrer, Deacha, nahm uns mit bis nach Nan, ging unterwegs mit uns essen und zeigte uns zu Hause noch begeistert die Bildbände eines thailändischen Radler-Pärchens, das fünf Jahre unterwegs war.
Dann fragte er noch per Telefon seinen Bruder in Nong Khai nach der Einschränkung für Fahrräder bei der Einreise nach Laos. Nach dessen Kenntnisstand gäbe es keine Einschränkungen.
Im Internet fanden wir zu diesem Thema gar keine Infos. Also befragten wir noch die Touristen-Polizei in Nan. Die telefonierten daraufhin mit ihren Kollegen der Immigration-Police in Nong Khai. Und auch dort hieß es: keine Probleme bei der Einreise mit Fahrrad. Das hörte sich doch gut an, wenn es auch im Widerspruch zur Aussage der Grenzer in Huai Kon stand.
Wir fuhren wieder zu demselben Tempel, wo wir vor einigen Tagen schon geschlafen hatten und waren herzlich willkommen für eine weitere Nacht.
Sonntag, 08.01.17
Dieser Tag wurde eine Mischung aus 30 km Radfahren und 300 km Trampen. Die Berglandschaft ab Nan war stellenweise wunderschön, aber die Straße enthielt dermaßen viele Höhenmeter, dass wir mehrere Tage benötigt hätten für diese Strecke. Wertvolle Zeit, die wir vielleicht noch an der Grenze benötigen. Insgesamt nahmen uns drei Pickups mit. Wenn im Fahrerhaus kein Platz für uns war, hockten wir uns zwischen unser Gepäck während Fahrt. Bequem war das nicht gerade. Entweder die Beine schliefen uns ein oder wir bekamen irgendwann einen Krampf.
Nach Sonnenuntergang wurde es dann sehr schnell deutlich kühler und ich hätte mir gerne die Jacke angezogen. Doch die lag natürlich genau in der Packtasche hinter den Rädern; unerreichbar während der Fahrt. Also fror ich so vor mich hin und erwartete geduldig unsere Ankunft.
Mit unserem dritten Shuttle erreichten wir am späten Abend Phitsanulok. Und unser Fahrer spendierte auf der Ladefläche zum Abschied noch eine Runde chinesischen Whiskey. Gefährlich lecker. Muss man probiert haben.
Auf der Suche nach einem Schlafplatz fuhren wir einige Tempel auf dem Weg in die Stadt an. Doch die meisten Tempel hatten ihre Tore schon geschlossen. Dabei war es erst 19 Uhr. Doch im vierten Versuch klappte es dann: Wir durften dort übernachten.
Montag, 09.01.17
Annett hatte sich eine Erkältung zugezogen. Da blieben wir länger im Schlafsack und gingen den Tag ruhiger an. Und damit reduzierte sich dann auch das Besichtigungsprogramm, das wir uns vorgenommen hatten.
Phitsanulok beherbergt einige interessante Tempelanlagen sowie alte Ruinen von Tempeln aus 900 Jahren Geschichte. Ist alles sehr sehenswert, aber teilweise touristisch überlaufen. Da sind uns die ruhigen Anlagen auf den Dörfern viel sympathischer.
Wir ließen unsere Packtaschen im Tempel stehen und fuhren per Fahrrad in die Stadt. Es war sehr schwül heute, aber der Himmel war bedeckt. Kein schönes Wetter zum Fotografieren. Aber das kann man sich eben nicht immer aussuchen.
Unser Besichtigungsprogramm begann am Chandra Palace. Die Historie der Stadt und die Würdigung des Nationalhelden King Naresuan stehen hier im Mittelpunkt. Um das gesamte Gelände haben sie einen wunderschönen Radweg angelegt. Folgt man diesem Weg, wird man automatisch an sämtlichen sehenswerten Plätzen auf diesem Gelände entlang geführt.
Aus der Vielzahl der Tempel pickten wir uns nur wenige heraus: Wat Phra Sri Rattana Maharar Waramahaviham (auch kurz Wat Yai genannt; man kann sich denken, warum), Wat Nang Phaya und Wat Ratcha Burana.
Danach hatten wir schon Sorge, nicht mehr trocken zurück zu unserem Tempel zu kommen, denn die Wolken über uns waren mittlerweile gefährlich dunkel. Und wir hatten unsere Regenkleidung natürlich nicht dabei. Wir fuhren zügig, doch auf den letzten 500 m erwischte uns der Regen.
Als der Regen durch war und wir mit den bepackten Rädern aufbrechen wollten, hatten wir noch eine Stunde Tageslicht. Dem Mönch war das genauso bewusst und er bot uns sofort eine weitere Übernachtung hier an. Wir nahmen das Angebot an und haben es nicht bereut: Noch vor der Dunkelheit kam der nächste Regen.
Dienstag, 10.01.17
Es regnete nicht mehr, aber der Himmel war immer noch komplett bedeckt. Wir verabschiedeten uns von den Mönchen und fuhren Richtung Osten aus der Stadt. Auch heute stand Trampen auf dem Plan und wir wünschten uns, bis zum Abend Khon Kaen zu erreichen.
Es dauerte eine halbe Stunde, bis ein Wagen hielt. Und der brachte uns bis 30 km vor Lom Sak. Zufällig lag auf dem Weg bis Lom Sak dann eine 18 km lange Abfahrt, die wir natürlich per Fahrrad in vollen Zügen genossen.
Hinter Lom Sak stellten wir uns wieder in Position zum Trampen. Ein junges Pärchen hielt und nahm uns mit. Zufällig hatten die beiden einen Deutsch sprechenden Verwandten, mit dem wir auch gleich telefonierten durften. Wir erzählten von unserem Vorhaben, schnellstens bei Nong Khai nach Laos einzureisen. Sie übersetzte und das Pärchen fuhr uns daraufhin nicht nur bis Khon Kaen, sondern noch 40 km weiter.
Und sie organisierten für uns ein Zimmer für die Nacht, während wir neben unseren Rädern auf der Pickup-Ladefläche kauerten. Um 19 Uhr kamen wir an, wo auch immer das war. Der Wagen hielt weit abseits der Hauptstraße irgendwo im Wald an einer Hütte, unserem Schlafplatz. Und weil wir ja nach den 250 km Strecke richtig hungrig sein mussten, spendierten sie uns noch ein Dinner mit Reis und Geflügel. Das war unglaublich.
Mit unseren geradelten 50 km hatten wir heute durch die beiden Mitfahrgelegenheiten insgesamt 380 km Strecke absolviert. Bis zur Grenze blieben jetzt noch ca. 130 km. Wir waren sehr erleichtert, dass wir so gut vorangekommen waren. Per Fahrrad hätten wir für die 700 km mindestens 2 Wochen benötigt. Zu lang für unsere Visagültigkeit.
Mittwoch, 11.01.17
Um 7 Uhr wurden wir wieder abgeholt. Jetzt bei Tageslicht sahen wir auch, wo wir geschlafen hatten: in einem Apartment auf dem Zoogelände von Khao Suan Kwang. Und die merkwürdigen Laute in der Nacht, … das waren Dromedare. Wir schliefen 20 m von deren Futterstelle entfernt.
Auf der Hauptstraße zurück, trampten wir in 2 Etappen über Utong Thani bis nach Nong Khai. Unterwegs kauften wir noch ein Ladekabel mit Thai-Stecker für unseren Foto-Akku, weil wir in den nächsten Reiseländern Probleme mit dem indischen Stecker befürchteten. Bei unserem Kamerakauf in Indien bekamen wir halt nur ein Ladekabel für indische Steckdosen, welches aber in den thailändischen Steckdosen ohne Probleme funktioniert hatte.
Donnerstag, 12.01.17
Unser letzter Tag hier in Thailand. Wir wollten heute per Visa on Arrival mit den Fahrrädern nach Laos einreisen; so hofften wir jedenfalls. In Huai Kon hatten die laotischen Grenzer uns wegen der Fahrräder abgewiesen. Sollte dieses Einreiseverbot tatsächlich für alle Grenzübergänge gelten (so beschrieben es die laotischen Grenzer), hätten wir ein Problem.
Es regnete den ganzen Vormittag hindurch Schauer-artig. Wir warteten geduldig, bis es aufhörte und waren dadurch erst um 10 Uhr startklar.
Dann fuhren wir an die Grenze. Vor der ersten Schranke hing ein Schild: Die Befahrung der folgenden Brücke (der „Freundschaftsbrücke“) war für Fahrräder verboten. Doch da kam auch schon ein Grenzbeamter aus dem Gebäude auf uns zu und signalisierte uns freie Durchfahrt.
Wir fragten uns an den Schaltern durch, bekamen die Visa-Anträge in die Hand gedrückt und folgten den Anweisungen. Es gab keine Anzeichen dafür, dass die Einreise per Fahrrad verboten wäre. Wir fragten auch nicht groß nach, denn wir wollten ja schließlich keine schlafenden Hunde wecken.
Wir gaben die Visa-Anträge ab und nach fünf Minuten waren unsere Visa fertig. Dann schoben wir unsere Räder zur nächsten Schranke und wurden ohne Zögern durchgelassen. Also war die Einreise mit Fahrrad doch noch ohne Probleme möglich.
Wir waren sehr erleichtert, dass am Ende doch noch alles nach Plan geklappt hatte. Somit konnten wir auch unsere Reiseroute so belassen wie geplant: Laos, Kambodscha, Thailand, usw.
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Resümee Thailand 2016/2017
Endlich war wieder Ruhe auf den Straßen. Das war unser erster Eindruck von Thailand. Kein nerviges Dauerhupen der Verkehrsteilnehmer, wie wir es in Indien täglich erdulden mussten. Das war sehr erholsam. Die Verkehrsteilnehmer sind sehr rücksichtsvoll in Thailand. Mit Ausnahme der Moped-Fahrer.
In den ersten 10 Tagen legten wir in Thailand eine Schonungs-Pause ein und blieben in Bangkok. Mich hatte das Dengue-Fieber voll im Griff und danach forderte eine offene Wunde am rechten Fuß meine volle Aufmerksamkeit. Ich hatte mich in Indien verletzt und diese Wunde hatte sich mittlerweile entzündet. Sie eiterte insgesamt 8 Wochen vor sich hin.
Unsere Route durch Thailand führte uns von Bangkok über Chiang Mai, Uttaradit, Ban Khok, Nan, Huai Kon, Phitsanulok bis nach Nong Khai an der Grenze zu Laos. Dabei sind wir durch das zentrale Flachland und einige Mittelgebirge im Norden gefahren.
Das Wetter war sehr angenehm zum Radfahren: Die Morgenstunden waren kühl. Um die Mittagszeit war es dann aber doch schwül-heiß (33 °C). Ab Silvester nahm die Wolkenbildung deutlich zu. Und an einigen Tagen regnete es dann tatsächlich.
Übernachtet haben wir meistens in den buddhistischen Tempelanlagen. Mit unseren Schlafmatten und dem Mückennetz waren wir da immer ausreichend gerüstet. Zelten wollen wir wegen der Schlangen vermeiden.
Thailand hat uns in jeder Hinsicht sehr gut gefallen.
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