Das Ökosystem in Australien: sensibel, außergewöhnlich, bedroht

Botanischer Garten in AdelaideDas Ökosystem in Australien hat ein außergewöhnliches Merkmal: Es reagiert äußerst sensibel auf eingeführte, nicht einheimische Tier- und Pflanzenarten (Neozoen und Neophyten). Das hat in der Vergangenheit zu massiven Veränderungen in der heimischen Tier- und Pflanzenwelt geführt und enorme Schäden verursacht.

Ein Blick hinter die Kulissen: Das ewig bedrohte Ökosystem in Australien.

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Inhaltsübersicht

 

Wie das Ökosystem in Australien entstanden ist

Vor 140 Mio. Jahren löste sich Australien als Teil des antarktischen Kontinents vom Urkontinent Gondwana. Vor 50 Mio. Jahren löste sich Australien dann auch von der Antarktis als eigenständiger Kontinent. Seit 15 Mio. Jahren prägt Wüstenklima die Weiterentwicklung der heimischen Fauna.

Durch diese ausgeprägte geografische Isolation gegenüber den anderen Kontinenten und die besonderen klimatischen Bedingungen entwickelte sich in Australien eine sehr ausgefallene Fauna.

80 – 90 % der Tierarten in Australien sind endemisch, das heißt, sie kommen nur auf diesem Kontinent vor. Die ungewöhnlich hohe Anzahl an Beuteltieren hat ihren Ursprung im Urkontinent Gondwana. Ebenso der Emu und viele Papageienarten. Auch beheimatet Australien sehr viele an das Wüstenklima adaptierte Tierarten und eine ungewöhnlich große Vielfalt giftiger Spinnen, Schlangen, Quallen, Skorpione und Muscheln.

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Ähnliches gilt für die Botanik in Australien. Viele einheimische Pflanzen sind endemisch. Und die gesamte einheimische Botanik hat sich im Laufe der Evolution perfekt an das Klima und die Bodenbeschaffenheit dieses Kontinents angepasst. Es haben sich sogar Baumarten entwickelt, die dem Feuer widerstehen oder das Feuer für die Aussaat benötigen (Pyrophyten). Diese Anpassung ist z.B. dem hohen Buschfeuer-Risiko in Australien geschuldet.

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Störungen im Ökosystem in Australien

Bis vor 50.000 Jahren existierte dieses einzigartige Ökosystem in Australien ungestört. Erst mit der Besiedelung durch den Menschen und insbesondere seit der Besiedelung durch Europäer im 18. Jh. änderte sich das.

Jagd, die Einfuhr fremder Tier- und Pflanzenarten, die landwirtschaftliche Nutzung, die Abholzung der Wälder, … all das hat oft unerwartete Auswirkungen auf das Ökosystem in Australien gehabt.

Manche endemische Tierarten sind infolgedessen ausgestorben, andere sind vom Aussterben bedroht oder wurden verdrängt. Eingeführte Arten haben sich dagegen unkontrolliert verbreitet und richten heute große Schäden an:

 

Die verheerenden Auswirkungen eingeführter Pflanzen und Tiere

Hier einige Beispiele für die verheerenden Auswirkungen eingeführter Pflanzen und Tiere:

 

• Die Agra-Kröte

Diese aus Amerika stammende, giftige Riesenkröte wurde 1935 nach Australien eingeführt, um Schädlinge in den Zuckerrohr-Plantagen in Queensland zu bekämpfen. Die Population geriet außer Kontrolle und hat sich in Australien mittlerweile zu einer Plage entwickelt. Durch ihr giftiges Hautsekret ist sie sehr gut vor ihren Feinden geschützt und kann sich ungestört ausbreiten. Sogar für Krokodile kann der Verzehr dieser Kröte tödlich enden. Im Gegenzug fallen der Kröte sehr viele heimische Tiere zum Opfer. Manche heimische Tierart wurde durch diese Kröte verdrängt oder ist mittlerweile schon ausgestorben.

 

• Das Wildkaninchen

Die Einführung der Wildkaninchen durch die europäischen Siedler hatte ebenfalls fatale Folgen. Im Ökosystem in Australien haben Kaninchen keine natürlichen Feinde. So konnten sie sich ungehemmt vermehren und fraßen sich durch die Landwirtschaft oder nahmen den einheimischen Tierarten die Nahrungsressourcen. Alle bisherigen Versuche, die Population einzudämmen oder zu dezimieren, schlugen fehl: weder der „Rabbit Proof Fence“, ein 3300 km langes Zaunsystem im Westen Australiens, noch die Bekämpfung mit der Kaninchenpest (Myxomatose) führten zum Erfolg.

 

• Die verwilderte Hauskatze

Auch die im 18. Jh. ausgesetzten Hauskatzen sind eine Gefahr für Australiens Artenvielfalt. Sie werden für das Aussterben vieler Vogel- und Beuteltierarten verantwortlich gemacht. Einheimische berichten von vergangenen Zeiten, in denen der Himmel vor lauter Papageien minutenlang schwarz gefärbt war. Die Population der Papageien ist durch die Hauskatze mittlerweile wohl stark dezimiert.

 

• Der verwilderte Wasserbüffel

Die Wasserbüffel an der Nordküste verstärken die Bodenerosion, beeinflussen durch ihr Fressverhalten die lokale Pflanzenvielfalt und verdrängen dadurch andere heimische Tierarten (Krokodile und Süßwasserfische) aus ihren gewohnten Lebensräumen. Des Weiteren übertragen sie Krankheiten auf Hausrinder. Man reguliert die Bestände heute mit Abschussprogrammen.

 

• Das Dromedar

Ab 1840 wurden Dromedare als Lasttiere für die Erkundung des Kontinents eingeführt. Sie galten als ideale Helfer im trockenen, heißen Landesinneren. Durch Kraftfahrzeuge und den Schienenverkehr wurden die Dromedare im 20. Jh. jedoch entbehrlich. Man entließ sie in die Freiheit, wo sie sich ungehemmt vermehren konnten und zur weltweit größten Population dieser Tierart heranwuchsen. Sie nehmen den einheimischen Nutztieren die Nahrungsressourcen, zerstören die heimische Flora und verursachen Erosion sowie Schäden an der Infrastruktur des Kontinents.

 

• Die rote Feuerameise

Sie verbreitet mehr Frucht und Sorge, als viele andere Ameisenspezies. Ihr Gift kann Allergien auslösen und eine ernsthafte Gefahr für den Menschen werden. Daneben verdrängt sie heimische Tierarten und richtet enorme Schäden in Natur und Landwirtschaft an.

Doch selbst, wenn ihre Angriffe für die wenigsten Menschen tödlich enden, wirkt sie als Störenfried und macht einen unbeschwerten Aufenthalt in der Natur unmöglich. In Australien wurde sie vermutlich unbewusst per Frachter aus Südamerika eingeführt.

Bisher war ihre Ausbreitung in Australien trotz jahrelanger Bemühungen nicht wirklich unter Kontrolle zu bekommen. Das soll sich jetzt ändern: in 2017 wurden über 400 Mio. Dollar bereitgestellt, um die Ausbreitung endgültig zu stoppen.

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• Der Rotfuchs

Der Rotfuchs wurde 1871 aus Jagdwild in Australien ausgesetzt und hat sich ebenfalls als Plage entwickelt. Er dezimiert die einheimischen Vogelbestände und reißt Schafe, verdrängte den heimischen Dingo und andere Tierarten als Konkurrent bei der Nahrungssuche und ist als Überträger der Tollwut auch für den Menschen eine Gefahr.

 

Der Schutz der einheimischen Pflanzen- und Tierwelt

Die oben erwähnten Tiere sind lediglich Beispiele in einer langen Liste. Und für die Pflanzenwelt existiert eine ähnlich lange Liste. Viele Neophyten und Neozoen waren bisher noch nicht auffällig, könnten sich aber in der Zukunft zu einer weiteren Bedrohung entwickeln. Dabei ist das Schema stets das gleiche:

  1. fehlen natürliche Feinde, findet eine ungestörte Vermehrung statt
  2. die neue Tierart wird für einheimische Tiere zum Fressfeind, zur Konkurrenz bei der Nahrungssuche, zerstört unwiederbringlich Lebensräume oder verbreitet neue Krankheiten
  3. heimische Tier- und Pflanzenarten werden verdrängt oder sogar ausgerottet.

Die Bekämpfung unkontrollierter Bestände und die Beseitigung der entstandenen Schäden kosten Australien immer sehr viel Geld. Um den finanziellen Aufwand in Zukunft einzudämmen, werden im Forschungslabor heute schon Lösungen und Maßnahmenpläne für potenzielle „Schläfer“ erarbeitet, die sich schon in Australien befinden und möglicherweise in der Zukunft noch zur Plage werden könnten.

Daneben gibt es eine Reihe von Gesetzten, die den Schutz der heimischen Pflanzen- und Tierwelt sicherstellen sollen. Und es wurden Reservate und Naturschutzgebiete eingerichtet.

 

Regeln für die Einfuhr landesfremder Pflanzen und Tiere

Um in Zukunft den Import weiterer Neophyten und Neozoen zu verhindern, gibt es strenge Regeln: Die Einfuhr vieler pflanzlicher und tierischer Produkte ist strikt verboten. Und die Einhaltung dieser Vorgaben wird sehr intensiv kontrolliert, wenn man nach Australien einreist. Selbst harmlose tierische oder pflanzliche Produkte wie Strohhut, Messer mit Holzgriff oder Daunenschlafsack müssen auf einer Karte deklariert werden und unterliegen einer scharfen Kontrolle durch das Bodenpersonal am Flughafen. Zelte, Wanderschuhe und das Profil der Fahrradreifen werden in diesem Zusammenhang genauestens auf Erdreste oder Kleintiere untersucht.

Man ist gut vorbereitet, wenn man vor der Einreise schon sämtliches Equipment akribisch gereinigt hat. Das vermeidet Stress und Diskussionen in der Kontrolle und beschleunigt die Abwicklung der Kontrollen deutlich.

Unterlässt man die Deklaration und wird erwischt, kann das böse Folgen haben: Strafen bis zu 420.000 $ sowie bis zu 10 Jahre Gefängnis schrecken da schon sehr wirkungsvoll ab.

 

Unsere Erfahrungen bei der Einreise nach Australien

Wir sind im Rahmen unserer großen Radreise zweimal in Australien eingereist und wurden der oben beschriebenen Kontrolle unterzogen. Sie haben die Fahrräder und unser Zelt sehr sorgfältig geprüft. Doch wir waren sehr gut darauf vorbereitet und hatten unsere Ausrüstung im Vorfeld penibel gereinigt. Daher verlief die Kontrolle bei uns schnell und im Ergebnis war alles okay.

Die Einreise-Regeln für Neuseeland sind sogar noch ein Stück schärfer. Denn auch Neuseeland muss seine Flora und Fauna vor eingeschleppten Gefahren schützen. Im Rahmen der Einreise werden z.B. Zelte obligatorisch in einem Quarantänelabor auf dem Flughafengelände auf links gedreht und bis in die hinterste Ecke auf mitgeschleppte Tiere oder Pflanzenreste untersucht. Sie klopfen dort auch die Zeltstangen aus und werfen einen Blick auf die Häringe.

Man empfindet die Strenge der Regeln, die intensiven Überprüfungen und die Höhe der verhängten Strafen zunächst als übertrieben, wenn man erstmalig an der Grenze damit konfrontiert wird. Doch mit dem Wissen um die bisherigen dramatischen Auswirkungen eingeschleppter Arten haben wir volles Verständnis.

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