Montenegro per Fahrrad 2015 – Reisebericht

Montenegro-ReisefotosAm 23.8.15 erreichten wir per Fahrrad, von Kroatien kommend, Montenegro. Hier standen die Bucht von Kotor samt der Hafenstadt Kotor und die Landschaft im Bereich des Skadarsko Jezero Sees auf unserem Plan. Weiter im Süden würden wir dann  über die Grenze nach Albanien weiter radeln.

Unser Reisebericht über Montenegro mit Tipps zum Radfahren in Montenegro.

 

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Unsere Route durch Montenegro auf OpenStreetMap

Montenegro

© OpenStreetMap-Mitwirkende

 

Sonntag, 23.8.15.

Die Grenzabwicklung Kroatien-Montenegro lief schnell und reibungslos. Ab der Grenzstation ging es dann erst einmal in rasanter Abfahrt wieder herunter nach Herceg-Novi. Ab hier wollten wir der Küste folgen bis Kotor. Hier ist es genauso touristisch wie in Kroatien.

Lesetipp: Kroatien per Fahrrad – Unser Reisebericht

Und es wurde uns schnell klar, warum: eingebettet in eine grandiose Bergkulisse lag die zerklüftete „Boka Kotorska“, die Bucht von Kotor, vor uns. Geografisch ist diese Bucht einzigartig und erinnert an Norwegens Fjordlandschaft. Die umliegenden Berge erreichen eine Höhe von 2000 m und fallen in Ufernähe stellenweise sehr steil herab.

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Die Menschen sind hier genauso gastfreundlich wie in Kroatien. Beim Auftanken unserer Wasserflaschen wurden wir direkt zu Tee und Ouzo eingeladen. Das warf unsere Zeitplanung für heute natürlich etwas durcheinander und so wurde es mal wieder sehr dämmrig, bis wir in der Bucht am Ufer einen Zeltplatz fanden. Dafür konnten wir einige große Kreuzfahrtschiffe bestaunen, die in nächster Nähe an uns vorbeizogen auf ihrem Weg in den Hafen von Kotor. Das war schon einzigartig.

Und an der Anzahl der Kreuzfahrtschiffe konnten wir uns ausrechnen, wie touristisch dieses Städtchen Kotor sein musste. Dieser Ort muss wohl ein fester Programmpunkt einer jeden Kreuzfahrt im Mittelmeer sein.

Montag, 24.8.15.

Nach einem Frühstück am Strand war unsere erste Station heute das alte Städtchen Perast. Sehr malerisch sind hier all die alten Steinhäuser dicht ineinander verschachtelt und großflächig in den relativ steilen Berghang gebaut worden. Enge, verwinkelte Gassen laden zum Schlendern ein und eröffnen immer wieder  neue, interessante Ausblicke aus der Vogelperspektive auf die weiter unten liegenden Stadtteile, die Dorfkirche, die Bucht und vor allem auf die malerische Bergwelt.

Danach ging es entlang der alpinen Bergkulisse bis nach Kotor, einer 2000 Jahre alten, mittelalterlichen Hafenstadt ähnlich wie Dubrovnik. Die alte Stadtmauer wurde bis hoch auf den Berg erbaut und erinnert in ihrem Charakter sehr an die Chinesische Mauer. Allerdings fällt sie einem nicht sofort ins Auge, sondern wurde eher unauffällig in den Fels eingebettet.

Spektakulär ist sie aber dennoch. Ihre Anlage im steilen Berghang bis hoch auf den Gipfel des Bergmassivs ist schon einzigartig.

Den schönsten Blick auf die Stadt samt Mauer hat man vom gegenüberliegenden Ufer in Muo. Das wird einem allerdings erst bewusst, wenn man Kotor schon verlassen hat und weiter der Uferstraße folgt.

Weil der Abend nahte, stand für uns an dieser Stelle auch schon wieder die Suche nach einem Zeltplatz an. Und so freute es uns natürlich sehr, dass wir kurz hinter Muo einen passen Zeltplatz am Hang mit Blick auf Kotor und die großen Kreuzfahrtschiffe finden konnten.

Abends wurden unsere Nerven dann aber wieder auf Belastbarkeit getestet: 5 Meter neben unserem Zelt rollten plötzlich Felsbrocken den Hang herunter, verursacht von Arbeitern, die offensichtlich einen Weg in den Dschungel oben im Hang schlugen. Man hörte nur das Aufschlagen der Werkzeuge und die darauffolgenden Gerölllawinen. Aber 5 Meter Abstand sind ja genug Platz zu Zelt und Rädern. Jedenfalls nach ortsüblichem Maßstab.

Lesetipp: Zeltplatzsuche auf Reisen – was solltest du beachten

 

Dienstag, 25.8.15.

Das Stück Küstenstraße bis Tivat war ausnahmsweise mal sehr erholsam, weil es kaum Verkehr gab und die Temperaturen hier in der Frühe um 9 Uhr durch den Schatten der Berge noch sehr erträglich waren.

In Tivat war das mit dem „entspannten“ Fahren dann wieder vorbei. Dort nahm mir ein Kastenwagen beim Abbiegen die Vorfahrt und beim Einfädeln hinter ihm erkannte ich im letzten Moment, dass er ein zweites Fahrzeug abschleppte, das mich dann fast aufgegabelt hätte. Eine dünne, schwarze Kordel als Abschleppseil, kein Warnzeichen, kein Signal für den folgenden Verkehr: so ist das hier halt.

Im Hinblick darauf, dass man sich den Führerschein in diesem Land erkaufen kann, ohne eine Fahrprüfung zu absolvieren, fahren die meisten aber nicht schlechter als in Kroatien. Viele Unfälle muss es wohl geben, wenn man die Hinterlassenschaften im Straßengraben deutet; da geht es oft um deutlich mehr als abgefahrene Außenspiegel.

Auf dem Weg nach Budva gab es dann einen richtig steilen Anstieg incl. Tunnel und eine rasante Abfahrt, leider mit Vollbremsung zum Abschluss wegen Stau am Stadteingang.

In Budva machten wir Pause und einen Shopping-Bummel. Danach suchten wir uns einen ruhigen Platz fürs Zelt.

Mittwoch, 26.8.15.

Die Küste südlich von Budva ist wieder sehr dicht und größtenteils recht hässlich bebaut. Die Straße ist dabei sehr bergig, mit kurzen, steilen Anstiegen. Das hieß dann wieder: schieben. Dafür hatte man dann einen hervorragenden Ausblick auf das kleine Inseldorf St. Stefan.

Ab Petrovac hinter Petrovacging es Richtung Skadarsko Jezero See ins Inland richtig hoch in einen Pass mit mehreren Serpentinen bis auf 500 m Höhe. Wir haben drei Stunden Fahrzeit (oder besser: Schiebezeit) benötigt und hatten 43 °C bei absoluter Windstille.

„Schieben“: das geht so leicht über die Lippen. Aber das bedeutet hier für uns: Der Schweiß läuft an den Unterarmen entlang bis zum Ellbogen, das Shirt klebt am Oberkörper, Schweiß tropft ins Auge und das brennt, sodass man das Auge zukneift beim Schieben. Und hinter jeder Kurve erhofft man sich das Ende des Anstiegs, aber meistens geht es einfach nur weiter hoch. Das zermürbt auf Dauer.

Beim Wasserflaschen-Auffüllen auf halber Höhe gab es dann quasi als Belohnung für die Strapazen von der Bäuerin eine Tüte mit Feigen, Weintrauben und süße Krapfen. Das hob natürlich gleich wieder die Stimmung.

Und dann freuten wir uns auf die Abfahrt und waren bitter enttäuscht, weil uns in regelmäßigen Abständen Schlaglöcher oder ein Asphalt-Flickenteppich zur Vollbremsung zwangen. Das tut schon weh: hart erkämpfte Höhenmeter und eine brems-intensive Zitterpartie bei der Abfahrt.

In Virpasar gab es dann endlich die große Pause in einem kleinen, lauschigen Stadtpark. Ab hier wollten wir die Straße südlich vom See befahren. Und weil es gleich hinter dem Dorf wieder hoch in den Berg ging und uns nach den heutigen 850 Höhenmetern nicht mehr nach Aufstieg zumute war, suchten wir uns einen Zeltplatz und verschoben den Anstieg auf den nächsten Tag.

Donnerstag, 27.8.15.

Diese Nacht hatten sich wieder Ameisen in unserem Vorzelt zu schaffen gemacht und dabei unsere Sitzpads aus Moosgummi großflächig angeknabbert. Offensichtlich arbeiten die jetzt auch schon mit Wärmedämmung in ihrem Bau. Wie dem auch sei, wir haben stets Mühe, das Zelt vor dem Einrollen wieder Ameisen-frei zu bekommen. Mit-eingepackte Ameisen fraßen uns schon mehrfach Löcher ins Gewebe. Glücklicherweise war bisher immer nur der Zeltboden betroffen.

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Skadarsko Jezero SeeUnser Weg führte heute erst einmal hoch auf ca. 500 m. Anstrengender Aufstieg, aber eine unbeschreibliche Aussicht auf den See und die alpine Bergwelt, durch die sich unsere Straße nun schlängelte.

Unser erster Plattfuß riss uns dann abrupt aus diesem traumhaften Erlebnis und bescherte uns eine Zwangspause. Das nächste Dorf war weit entfernt, nur noch 0,5 Liter Wasser in den Flaschen und kein schattiges Plätzchen zum Reifen-Flicken. Also die besten Rahmenbedingungen für eine schweißtreibende Reparatur-Aktion. Und noch dazu benötigte ich unser letztes Bisschen Trinkwasser, um in unserer Faltschüssel das Loch im Schlauch zu finden. Wenn das mal nicht kritisch endet, dachte ich bei mir. Ohne Trinkwasser bei sengender Hitze im Berg und weit und breit kein Dorf: das gefiel mir gar nicht.

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Doch wie vom Himmel geschickt, hielt während der Flick-Aktion ein Österreicher mit seinem Wohnmobil und fragte, ob er helfen könne. Natürlich hatte er auch ausreichend Trinkwasser dabei und so konnten wir tatsächlich unsere Flaschen auffüllen.

Glück gehabt. Andernfalls wäre das schon schnell kritisch geworden, bei dieser Hitze. Und nach 1,5 Stunden und erfolgreicher Reparatur ging es dann weiter.

Viel Strecke machteMontenegron wir heute nicht. Nach 35 km und 720 Höhenmetern waren wir platt und suchten vor Ostro einen Zeltplatz. Das Suchen war heute etwas mühsam, weil hier alle, die wir nach einem Zeltplatz fragten, nur ihren Wein verkaufen wollen. Irgendwie klappte es dann doch.

Freitag, 28.8.15.

Das Dorf lag im Tal. Also Montenegrokonnte es heute erstmal wieder nur bergauf gehen. Und früh um 8 Uhr war es schon so heiß und schwül, dass uns der Schweiß nur so am Körper herunterlief. Es gab auch nicht viele Möglichkeiten, die Wasserflaschen aufzutanken. Da waren die morgens mitgenommenen 5 Liter um 10 Uhr schon aufgezehrt.

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Trinkbares Wasser ist hier im Berghang zudem auch Mangelware: Die Bewohner halten ihr Trinkwasser in Flaschen vor und müssen es kaufen oder an einem ortsnahen Brunnen zapfen.

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Irgendwann hatten wir dann den höchsten Punkt erreicht und es ging bergab bei ähnlich schlechter Straßendecke wie 2 Tage zuvor. Im Tal wurden die Straßen dann schlagartig besser und es ging bei Rückenwind in unerwartet hohem Tempo Richtung Albanien. Um 14 Uhr erreichten wir dann die Grenze.

Resümee Montenegro:

Insgesamt waren wir sechs Tage in Montenegro unterwegs und haben uns dabei 200 km entlang der Küste und durch die Bergwelt gekämpft. In Summe kamen wir dabei auf 2600 Höhenmeter. Für Reiseradler zu viel Verkehr und gefährlich enge Straßen. Die Autohupe ist das Haupt-Kommunikations-Organ hier im Land: Grüßen, Schimpfen, Warnen, Bedanken, Bewundern, … alles wird per Hupe zum Ausdruck gebracht.

Die Bevölkerung in Montenegro ist viel zu stark auf Tourismus ausgerichtet, aber man erlebt traumhafte Landschaft, sowohl an der Küste, als auch im Inland. Leider ist die sehenswerte Küste oft hässlich verbaut.

In manchen Gebieten in Montenegro ist das Leitungswasser nicht genießbar. Trinkwasser gibt es dann nur käuflich oder vom Brunnen. Oder man filtert selber.

Weiter geht es im Artikel  Albanien-Nord 2015.

 

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