An vielen Küsten in Australien findet man sie im Uferbereich und in der Umgebung der vielen Flussmündungen: Mangrovenbäume. Wir haben sie auf unserer Radreise insbesondere an der Küste von New South Wales erlebt.
Was ist am Mangrovenbaum so besonders? Was macht dieses Ökosystem „Mangrove“ so reizvoll?
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Inhaltsübersicht
- Die Lebensbedingungen der Mangrovenbäume
- Die Tierwelt in den Mangrovenwäldern
- Mangrovenbäume sind nützlich
- Mangrovenbäume sind gefährdet
- Besondere Mangrovenwälder entlang unserer Radroute
Die Lebensbedingungen der Mangrovenbäume
Australiens Küsten bieten ideale Lebensbedingungen für den Mangrovenbaum: tropisches oder subtropisches Klima mit Wassertemperaturen nie unter 20 °C, Gezeitenstrom, Brackwasser, flacher Wasserstand und sauerstoffarme Böden. Vor allem die großen Flussmündungen an der Küste (Ästuare) bieten diese Bedingungen.
Die Mangrovenbäume haben sich perfekt an diesen Lebensraum zwischen Wasser und Land angepasst. Sie benötigen zwar kein Salzwasser, um zu überleben, doch sie kommen gut damit zurecht. Denn sie haben die Fähigkeit, das Salz bei der Wasseraufnahme weitgehend abzufangen und sie scheiden überflüssiges Salz über die Blätter oder Salzdrüsen wieder aus. Ihre überirdischen Atemwurzeln (Pneumatophore, manchmal auch Stelzwurzeln genannt) nehmen über Lentizellen den Sauerstoff aus der Luft auf und leiten ihn an das Wurzelwerk im sauerstoffarmen Boden weiter.
Nur wenige Pflanzen kommen derart gut mit dem Salzwasser klar. Daher hat der Mangrovenbaum nur wenig Konkurrenz und kann diesen besonderen Lebensraum für sich in Anspruch nehmen. Solange nicht Mensch oder Klimawandel mitmischen (dazu weiter unten mehr).
Je nach Klima und Rahmenbedingungen gedeihen unterschiedliche Arten in den verschiedenen Küstenzonen und Staaten von Australien. Insgesamt findet man hier über die Hälfte der weltweit bekannten Mangrovenarten.
Aber auch in Ländern anderer Kontinente gedeihen die Mangroven: Mittel- und Südamerika, Afrika und ganz Südostasien bieten ebenfalls hervorragende klimatische Bedingungen für ihr Wachstum.
Die Tierwelt in den Mangrovenwäldern
Die Mangrovenwälder bilden auch einen besonderen Lebensraum für viele Tiere. Krabben, Garnelen, Fische, Schnecken, unzählige Vogelarten und einige Reptilien nutzen Mangrovenwälder als Brutplatz, Nahrungsquelle und Lebensraum. In vielen Mangrovenwäldern kann man von Hochwegen aus diese Tierwelt im seichten Wasser beobachten.
Oft führen diese Hochwege über die Wasserflächen und durch die Mangrovenbestände, um dem Besucher diese Naturlandschaft zugänglich zu machen. An mancher Stelle findet man auch Sichtschutzwände mit Luken, die eine Vogelbeobachtung aus nächster Nähe ermöglichen, ohne die scheuen Tiere zu verschrecken.
Mangrovenbäume sind nützlich
Mangrovenbäume verhindern die Erosion im Bereich der Flussmündungen und schützen die Küsten vor Sturmfluten. Denn mit ihrem ausgedehnten Wurzelwerk (die Wurzelsysteme benachbarter Bäume sind unterirdisch miteinander vernetzt) und insbesondere durch ihre Atemwurzeln (Pneumatophore) schwächen sie die Wellenenergie der Brandung ab und verhindern Bodenabtragung. Daneben speichern sie das klimaschädliche Kohlendioxid.
Somit sind Mangroven ökologisch von unschätzbarem Wert. Sie reduzieren die Folgen dramatischer Naturkatastrophen und bieten einen einzigartigen Lebensraum für viele Lebenwesen. Umso mehr schmerzt es, wenn man zusehen muss, wie die weltweiten Mangroven-Bestände immer kleiner werden:
Mangrovenbäume sind gefährdet
Die Mangrovenwälder sind ein sensibles Ökosystem, das einigen Bedrohungen ausgesetzt ist: Verschleppung von Schwermetallen, Öl, Abwässer und Düngemitteln über die Flüsse, Siedlungsbau und die Erschließung für den Tourismus. Auch unter der Garnelenzucht leiden die Bestände.
Hier rächt es sich, dass ein Drittel der Weltbevölkerung die Küstenräume besiedelt hat, obwohl dieses Territorium gerade einmal 4 % der weltweiten Landfläche einnimmt.
Unser Video auf Youtube:
Garnelenzucht: Clip
Doch wirklich dramatisch reagieren Mangroven auf klimatische Veränderungen. Das sah man 2016 am Golf von Carpentaria an der Nordküste Australiens. Dort sind in kürzester Zeit ca. 7.000 Hektar Mangrovenwald abgestorben; verursacht durch den Klimawandel (zu wenig Niederschlag, zu hohe Wassertemperaturen).
Australien beherbergt nach Indonesien und Brasilien weltweit die drittgrößte Fläche an Mangroven. Das könnte sich schnell ändern, wenn der Klimawandel weiter so ungebremst fortschreitet.
Man stellt die Mangrovenbestände in Form von Nationalparks oder Naturreservaten unter Schutz, wo immer das machbar ist (große Bestände in Australien befinden sich auf Privatland). Doch dem Klimawandel haben sie wenig entgegenzusetzen. So schrumpften die weltweiten Mangroven-Bestände in den letzten Jahren durch Klimawandel und andere menschliche Einflussnahme um ein Drittel.
Besondere Mangrovenwälder entlang unserer Radroute
Auf einer Reise entlang der Ostküste Australiens von Brisbane bis Sydney erlebt man fast täglich Mangroven. Doch ein Ort blieb uns entlang dieser Strecke besonders in Erinnerung: Urunga.
In Urunga findet man ausgedehnte Mangrovenwälder im Mündungsgebiet der beiden Flüsse Kalang River und Bellinger River (Urunga Lagoon). Über einen 2 km langen Hochweg aus Holz kann man weit in die Mangrovenbestände vordringen (Bellinger Heads State Park) und aus der Vogelperspektive die Tierwelt beobachten. Ein einzigartiger Platz.
Des Weiteren führt eine ruhige Straße flussauf am Bellinger River entlang und gibt auf den ersten 10 km den Blick frei auf ausgedehnte Mangrovenwälder und viel Sumpflandschaft.
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