Kolumbien 2020 – Reisebericht

Karneval in KolumbienIm Rahmen unserer Radreise durch Amerika sind wir am 02.01.2020, von Ecuador kommend, nach Kolumbien eingereist. Hier wollten wir auf direktem Weg durch die Berge der Anden bis nach Bogotá fahren und das Land am 15.01.20 per Flug Richtung Mexiko wieder verlassen.

Mein Unfall in Bolivien und die zwei Monate Zwangspause in Peru hatten das Zeitfenster für Kolumbien empfindlich geschrumpft. Da war absehbar, dass wir es ohne Trampen nicht pünktlich bis Bogotá schaffen würden.

Etwas beunruhigt waren wir wegen der aktuellen Aufkündigung der Waffenruhe zwischen der Regierung und der Guerilla, die seit 2016 eine deutlich bessere Sicherheitslage im Land garantierte. Und wir hofften nun, dass wir nicht zwischen die Fronten geraten.

Unsere Tipps für Radreisen in Kolumbien.

Unser Kolumbien 2020 – Reisebericht:

 

* Dieser Beitrag enthält Werbelinks.

 

Unsere Route auf OpenStreetMap

Kolumbien Übersichtskarte

Kolumbien Radreise Route

© OpenStreetMap-Mitwirkende

 

Donnerstag, 02.01.20

Grenze Ecuador KolumbienDie Ausreise aus Ecuador bei Rumichaca erfolgte schnell und einfach. Auf kolumbianischer Seite wurden wir allerdings unterschiedlich behandelt: Annett musste unsere Zieladresse angeben, mir stellten sie dagegen keine Fragen. Wir bekamen 90 Tage. Unser Flugticket wollten sie gar nicht sehen.

Die Grenzstation liegt im Tal und die erste Stadt, Ipiales, oben auf dem Berg. So begann unser erster Tag in Kolumbien gleich mit einem mühsamen Anstieg.

In Ipiales durften wir dann zufällig gleich den kolumbianischen Karneval erleben:

In den Straßen standen Plastikstühle in endlosen Reihen, im Zentrum hatten sie eine Bühne für die Live-Musik aufgebaut und ab 12 Uhr brannte hier im Zentrum die Luft. Die Kinder und Jugendlichen lieferten sich mit Seifenschaum aus großen Sprühkartuschen, den Espuma Carnaval, sowie Talkumbomben Schlachten auf offener Straße und ab 14 Uhr zog ein großer Umzug durch die Straßen. Hier zeigten 35 Gruppen ihre Tänze.

Immer wieder traf uns eine Ladung von diesem Seifenschaum aus der Sprühflasche, mal aus Versehen, mal mit Absicht. Sechs Tage lang dauert der Karneval hier in Ipiales (Carnaval Multicolor de la Frontera).

Unser Video auf YouTube: Seifenschaumparty in Kolumbien

 

Unsere Videos auf YouTube:

Espuma Carnaval 

Seifenschaumschlacht

 

Die erste Bargeldbeschaffung verlief etwas holprig. Die Menüführung am Geldautomaten funktionierte derweil nur auf Spanisch fehlerfrei.

Es gab den ganzen Tag lang immer wieder kurze, aber heftige Regenschauer. Dann spannten alle Zuschauer entlang des Umzuges ihre Regenschirme auf und damit war die Sicht auf die vielen Darbietungen meist dahin, denn Emporen oder erhöhte Stehplätze gab es eigentlich nirgendwo. Mit jedem Regenguss wurde es auch mächtig kalt. Schien danach wieder die Sonne, war es dagegen sofort tropisch heiß.

Für uns bedeutete dieses wechselhafte Wetter immer wieder Kleidungswechsel. Das war auf Dauer anstrengender als Radfahren.

Einen Schlafplatz fanden wir relativ spät über Warm Showers, wobei der Platz zum Schlafen so eng war wie selten. Etwas tückisch war auch die Tatsache, dass es an zwei Stellen durch das Wellblechdach und genau auf Annetts Schlafsack tropfte. Da hofften wir mal, dass es in der Nacht nicht mehr allzu viel regnen würde.

Aber die Alternativen fielen aus: Die Bomberos wiesen uns ab, gaben uns aber Hinweise zu zwei anderen Einrichtungen, die allerdings geschlossen waren. Die Übernachtungspreise im Casa de Ciclista waren uns zu teuer. Zudem war der Betreiber kein Radsportler, sondern lediglich ein Geschäftsmann, der große Kasse machen wollte.

Freitag, 03.01.20

Der große Regen blieb aus und unsere Schlafsäcke waren noch trocken. Da hatten wir Glück gehabt. Denn Platz zum Ausweichen hatten wir in dem 1,2 x 2,5 Meter „großen“ Raum nicht.

Wir warfen noch einen kurzen Blick auf das Karnevals-Geschehen in der Innenstadt, dann verließen wir Ipiales.

 

Vor lauter Karneval vergaßen wir tatsächlich die Besichtigung der Santuario de las Lajas, eine Kirche auf einer Brücke über den Rio Carchi (Río Guáitara).

Schon nach wenigen km war uns klar, dass wir für die 1000 km Strecke bis Bogotá per Fahrrad deutlich mehr Tage benötigen würden, als wir hatten. Zudem war die Straße sehr gefährlich: Die Spuren waren sehr schmal und es gab keinen Seitenstreifen, dafür aber viele LKWs und Busse. Wir entschieden, zu trampen.

Unser erster Fahrer fuhr uns 20 km weit und lud uns am Ende zur großen Pause in sein Haus ein. Doch wir lehnten dankend ab, sonst hätten wir heute zu viel Zeit verloren.

Der nächste Pickup-Fahrer, der anhielt, war sowohl auf der Ladefläche als auch im Innenraum zwar schon ziemlich beladen, doch er wollte uns auf jeden Fall mitnehmen. Es dauerte seine Zeit, doch irgendwann hatten wir alles untergebracht und wir beide nahmen auf der offenen Ladefläche Platz.

Der Platz für unsere Beine war so eng bemessen, dass ich über die Fahrt dreimal einen Krampf in den Oberschenkeln bekam. Bei jedem Bremsen drückte mir die Verzurrleine in die Brust und in jeder Linkskurve spürte ich die Verzurröse zwischen den Rippen. Annett ging es nicht besser: Sie schob ihre Beine in die noch verbleibenden Hohlräume zwischen unseren beiden Fahrrädern. Ein Bein lag dabei schräg im Gepäck und das andere Bein lag zwischen den Flaschenhaltern. Zusätzlich drückte ihr der Lowrider in den linken Arm, ein Pedal auf die Innenseite des rechten Oberschenkels und der Flaschenhalter ins linke Knie.

Die Strecke war sehr kurvenreich und es ging stets rauf oder runter. Einige ausgedehnte Pässe waren auch dabei. Am schlimmsten waren die rustikalen Schotterpassagen, die immer wieder die Asphaltdecke unterbrachen. Da wurden wir ziemlich heftig durchgeschüttelt. Unsere Sitzknochen waren auf dem Blechboden ja nicht gerade üppig gepolstert.

Das Panorama war derweil über die gesamte Strecke atemberaubend. Die Bergwelt glich den Alpen, nur waren alle Hänge hier mit tropischem Regenwald dicht bedeckt.

Dann machten wir einen Fehler: Unser Fahrer zeigte uns auf der Karte seinen Weg in die Berge und stellte uns vor die Wahl: entweder hier aussteigen oder weiter mitfahren bis zum Dorf La Union. Wir entschieden uns für La Union.

Da ahnten wir noch nicht, dass wir uns damit von der Hauptstraße 75 km weit entfernen würden und jetzt tatsächlich in die abgelegenste Ecke der Region fahren würden. Zeitweise fuhren wir durch die tief hängende Wolkendecke, so hoch lag die Straße. Da wurde es plötzlich richtig nasskalt. Wir versuchten während der Fahrt, unsere dicken Jacken anzuziehen, was wegen der kurvenreichen Strecke und dem Fahrstil unseres Fahrers allerdings recht schwierig war.

Um 19 Uhr in der Dunkelheit erreichten wir dann endlich den Zielort unseres Fahrers: La Union, eine Stadt mitten in den Bergen. Wir wollten gerade abladen, da stellte Annett fest, dass ich an meinem Vorderrad einen Plattfuß hatte. Auch das noch! Damit war unsere Mobilität für die Schlafplatzsuche in dieser Stadt ziemlich stark eingeschränkt.

Wir ließen das Gepäck auf dem Auto und fuhren zu den Bomberos, in der Hoffnung auf eine Zusage für einen Übernachtungsplatz. Doch die Bomberos wiesen uns ab. Der Chef war nicht erreichbar. Das Zelt aufbauen wollten wir aber auch nicht. Zu gefährlich.

Da überlegten wir nicht lange: Wir fragten uns zum erstbesten Hostel durch und nahmen uns ein Zimmer. Das spartanische Umfeld unserer letzten Übernachtung in Ipiales steckte uns ja auch noch in den Knochen.

So hatten wir ein Zimmer mit Zugang zu einer heißen Dusche und Strom zum Laden aller Akkus. Lediglich eine Küchenschabe musste eliminiert werden, sonst war es ein angenehmer Aufenthalt.

Samstag, 04.01.20

Um 8 Uhr musste das Zimmer geräumt sein. Dann reparierte ich erst einmal meinen Reifen. Danach fuhren wir ins Zentrum und suchten uns in der Straßenküche unser Frühstück zusammen. Hier liefen auch schon die Vorbereitungen für den heutigen Karnevalsumzug.

Viele Menschen grüßten uns herzlich und wollten alles über unsere Radreise wissen. Wir waren wahrscheinlich die ersten Radtouristen in diesem Ort.

Nach dem Frühstück verließen wir La Union und fuhren weiter durch diese traumhafte tropische Bergwelt. Als uns die Berg- und Talfahrt aber dann doch zu viel wurde, ließen wir uns von einem Pickup aus den Bergen fahren. Wir waren sehr erleichtert, so schnell eine Mitfahrgelegenheit gefunden zu haben.

Nach den ersten 50 km wurde es dann flacher und angenehmer zum Radeln. Wenn auch die Sonne eine drückende Hitze erzeugte und unseren Wasserverbrauch auf Rekordhöhe steigen ließ.

So erreichten wir am späten Nachmittag El Bordo, wo wir noch den heutigen Karnevalstrubel genießen durften.

Bei den Bomberos blitzten wir auch hier wieder ab. Aber die Kollegin bei den Bomberos lud uns spontan zu sich nach Hause ein. Um 19 Uhr hätte sie Feierabend und dann würde sie uns zu sich nach Hause lotsen, 10 km flache Straße versprach sie uns. Wir waren etwas skeptisch, weil wir schon bei leicht hügeligem Gelände mit unseren schwer bepackten Rädern auf Geschwindigkeiten unter 5 km/h fallen und eine 10 km lange Strecke dann locker ein Stundenprogramm werden kann. Aber alternative Übernachtungsplätze sahen wir nicht auf die Schnelle.

Wir nutzten die verbleibende Stunde im Eiskaffee gegenüber zum Schreiben an unserer Reisegeschichte. Es gab hier allerdings nur eine Steckdose und das Personal bat uns tatsächlich ganze fünfmal um Sitzplatz-Wechsel im Bereich dieser Stromquelle, weil sie entweder Tische oder Stühle für andere Gäste organisieren wollten.

Um 19 Uhr fuhren wir dann, wie besprochen, mit der Senora der Bomberos Richtung Unterkunft. Tatsächlich waren es am Ende nicht einmal 3 km Strecke und auf den letzten 300 Meter nur ein wenig Schlammpiste. Also halb so wild wie befürchtet.

Das Haus war klein und bestand lediglich aus ein paar Mauern aus Ziegelstein mit einem Dach aus Wellblech. Aber es gab eine Toilette und eine indische Kaltdusche im Garten (Wasserbottich mit Schöpfkelle), sowie Licht und Strom. Wir wurden herzlich aufgenommen und waren mit allem glücklich. Mit unseren Matten auf dem Boden schlafen durften wir allerdings nicht, obwohl wir nicht mehr als das haben wollten. Stattdessen boten sie uns sofort das Bett der beiden Kinder samt Moskitonetz an. Keine Widerrede!

Einen der beiden Jungs hatten wir jedenfalls schon mächtig inspiriert: Er schaute sich interessiert unsere Fahrräder und die Packtaschen an und holte stolz sein Zelt hervor.

Sonntag, 05.01.20

Es hatte nachts mehrere Stunden ziemlich heftig geregnet und das Wellblechdach sorgte dabei für einen ohrenbetäubenden Lärm. Als wir dann bei Tageslicht die Löcher im Blechdach über uns sahen, war es uns ein Rätsel, dass es nicht an irgendeiner Stelle auf das Bett durchgeregnet hatte.

Es war dicht bewölkt und sehr angenehm zum Radeln. Wir verabschiedeten uns und radelten weiter Richtung Popayan. Irgendwann kam die Sonne durch und dann wurde es wieder tropisch heiß. Die Hügellandschaft um uns herum war wunderschön, doch das ewige Auf und Ab auf der Straße war anstrengend.

Trampen wollte auch nicht so recht gelingen: Alle Pickups fuhren nach leichtem Zögern doch schnell weiter. Die Skepsis gegenüber Fremden ist doch sehr stark ausgeprägt. Irgendwann hielt dann ein LKW und nahm uns für die restlichen 80 km Strecke bis Popayan mit. Unterwegs wurde uns bewusst, wie viel Arbeit uns diese Fahrt erspart hatte: Es ging mehrmals hoch in die Berge bis dicht unter die Wolkendecke, die Straße hatte unzählig viele Nadelkurven und die Anstiege waren steil. Per Fahrrad hätten wir geschätzte drei Tage benötigt.

In Popayan wollten wir uns wieder für kurze Zeit in den Karnevals-Rummel stürzen, bevor wir unsere Weiterfahrt Richtung Cali antreten. Doch als wir beobachteten, wie intensiv sich die Menschen hier mit den Espuma Carnaval Kartuschen und dem Talkumpulver attackierten, brachen wir unser Vorhaben sofort ab und suchten den direkten Weg aus dieser Stadt. Das war uns zu heikel. Wir hatten schließlich keine Waschmaschine im Gepäck und auch eine Dusche war für heute Abend nicht garantiert.

Doch auch der Weg aus der Stadt über die Durchgangsstraße wurde zur Zitterpartie. Mehrmals waren wir Opfer dieser Sprühdosen und Talkumbomben. In anderen Städten waren wir deutlich weniger stark beschossen worden. Hier in Popayan war das irgendwie anders.

Plötzlich traf mich ein Eisbeutel am Kopf. Der Aufprall war wie ein Schlag auf den Helm. Das fand ich jetzt nicht mehr wirklich lustig. Sich mit vollem Gepäck am Fahrrad auf den gefährlichen Verkehr konzentrieren zu müssen, war schon genug Arbeit. Dazu noch harten Wurfgeschossen ausweichen zu müssen, das überstieg unsere Möglichkeiten doch sehr schnell.

Keine 500 Meter später traf mich erneut ein Eisbeutel. Diesmal voll ins Gesicht. Die Brille flog mir fast von der Nase, so heftig war der Aufschlag. Ich hielt sofort an und prüfte, ob die Brille einen Schaden hatte. Glück gehabt, die Brille war ok. Doch jetzt reichte es mir. Das hatte nichts mehr mit Karneval zu tun. Ich stieg vom Rad und rannte hinter dem Eisbeutel-Werfer her, um ihm ein paar passende Worte zu sagen.

Er rannte zu einem Bus und ich hinter ihm her. Als ich den Bus erreicht hatte, standen sie mir plötzlich zu Zweit gegenüber. Bevor ich überhaupt realisieren konnte, dass es jetzt möglicherweise gefährlich für mich würde, traf mich auch schon ein gezielter Fußtritt im Brustkorb.

Ich brach sofort zusammen und rang nach Luft. Da war ich wohl an die Falschen geraten und erinnerte mich sofort an die Zeilen, die das Auswärtige Amt über Kolumbien schreibt: Die Hemmschwelle zum Einsatz von Gewalt ist sehr niedrig, halten sie sich fern von … usw.

Die Täter verzogen sich und ich stolperte in gekrümmter Haltung mit höllischen Schmerzen im Brustbereich zu meinem Fahrrad zurück.

Annett und einige Autofahrer hatten alles miterlebt und kümmerten sich sofort um mich. Die Autofahrer riefen die Polizei an, die dann auch nach wenigen Minuten eintraf. Da ging es mir schon wieder einigermaßen gut. Ich bekam wieder Luft und suchte meinen Brustkorb nach Frakturen ab. Vielleicht hatte ich ja Glück gehabt und es beschränkte sich auf eine fette Prellung.

Die Anwohner der Stadt entschuldigten sich stellvertretend bei mir für dieses Ereignis. Es war ihnen sichtlich peinlich und sie versicherten mir, dass Kolumbien an sich kein schlechtes Land sei.

Dann wollte die Polizei die gesamte Geschichte hören. Sie versprachen uns am Ende, dass sie die Täter finden und zur Rechenschaft ziehen werden. Sie würden die Aufzeichnungen der Überwachungskameras auswerten, die entlang der gesamten Straße aufgehängt waren.

Dann boten sie uns Geleitschutz für die weitere Fahrt bis ans Stadtende an. Wir lehnten dankend ab und wollten diese Stadt nur noch so schnell wie möglich verlassen. Unterwegs erinnerte ich mich an die mahnenden Worte einer Verkäuferin am Eingang der Stadt: „Diese Stadt ist gefährlich. Passt auf!“. Das hätte ich besser mal ernst genommen, dachte ich bei mir.

Etwas besorgt hielten wir die dunklen Wolken vor uns im Auge. Da war mächtig viel Regen im Anmarsch. Wir beschlossen, die 120 km Strecke bis Cali heute noch per Trampen hinter uns zu bringen, doch aus der Fahrt heraus einen Pickup anzuhalten, war jetzt nicht mehr so einfach. Jede Drehung des Oberkörpers nach hinten verursachte bei mir einen heftigen Schmerz auf der Lunge. Irgendwie klappte es aber doch und ein Pickup nahm uns mit, wenn auch nur für 10 km. Nach den ersten 5 km brach der Regen los und es goss wie aus Kübeln. Ein Gewitter-Platzregen. Diesmal waren wir froh, nicht auf der Ladefläche sitzen zu müssen.

Unser Fahrer erzählte begeistert von seinem Urlaub in Deutschland vor zwei Jahren und organisierte uns am Ende der Fahrt über einen Freund ein Zimmer im Hotel an einer Tankstelle. Auch er war erschüttert über die Ereignisse, die mir vor einer Stunde widerfahren waren.

Wenn die Ausstattung im Hotelzimmer auch sehr spartanisch war, so gab es uns doch die Möglichkeit, unsere Radelkleidung wieder zu reinigen. Denn die hatte es jetzt bitter nötig: Der Seifenschaum aus den Sprühflaschen (Espuma Carnaval), die Talkumladungen und der Schweiß aus den anstrengenden letzten Radeltagen in der tropischen Hitze hatten deutliche Spuren hinterlassen.

Wir spannten zwischen Badezimmer und Wandfernseher eine Art Wäscheleine und machten große Wäsche in unserer Faltschüssel. Der Regen war uns jetzt ziemlich egal.

…Bis der Strom ausfiel. Licht, Strom, WiFi, … alles, was das Hotel zu bieten hatte, war plötzlich ausgefallen. So verbrachten wir den Rest des Abends im Licht unserer Stirnlampen und lebten mit dem Reststrom aus den Akkus unserer Geräte.

Montag, 06.01.20

Irgendwie hatte ich die Nacht überstanden. Jede Drehung war begleitet von stechenden Schmerzen, vor allem das Aufrichten aus liegender Position. Am Morgen spürte ich dann aber schon eine kleine Verbesserung. War also doch nicht so schlimm, wie gestern befürchtet.

Der Strom stand wieder zur Verfügung und es hatte aufgehört zu regnen. Wir machten uns auf den Weg. Unser heutiges Ziel war Cali. Der Weg dorthin führte weiter durch die Berge mit vielen Höhenmetern. Wir kämpften uns durch die mittägliche Hitze und die vielen Anstiege. Es war schweißtreibend.

Irgendwann wurden die Schmerzen im Brustbereich wieder stärker, vor allem beim Schieben an steilen Anstiegen. Da versuchten wir, den Rest der Strecke bis Cali zu trampen. Es dauerte seine Zeit, bis sich ein Fahrzeug fand. Doch aus dieser Mitfahrgelegenheit entwickelte sich über die Fahrt eine traumhafte Begegnung:

Wir wurden zum Essen eingeladen und die Familie bot uns die Übernachtung in deren Haus 20 km vor Cali und das Waschen unserer Wäsche an. Wir nahmen das Angebot dankend an, denn es war immerhin schon später Nachmittag. So blieb uns die befürchtete stressige Suche nach einem Schlafplatz in der 4-Mio-Stadt Cali erspart.

Und es war endlich mal wieder eine Gelegenheit, unsere Wäsche per Waschmaschine zu waschen.

Dienstag, 07.01.20

Iglesia La Ermita in CaliEs war die ganze Nacht über tropisch heiß. Zum Glück hatten wir einen Ventilator im Zimmer, sonst wären wir dahingeschmolzen. Nach einem traumhaften Frühstück mit kolumbianischen Spezialitäten sprachen wir unsererseits eine Einladung zu uns nach Deutschland aus und machten uns wieder auf den Weg nach Cali. Dort schauten wir uns die Kirche Iglesia la Ermita an und fuhren sehr frühzeitig weiter Richtung Baku.

Mit der Stadt Cali hatten wir auch für eine längere Strecke endlich einmal die Berge verlassen und radelten auf ebener Strecke. Das wäre sehr angenehm gewesen, wären da nicht der dichte Verkehr und die unerträgliche Hitze.

An einer Bezahlstation auf dieser „Autobahn“ entwickelte sich aus einem Gespräch mit einem LKW-Fahrer eine Mitfahrgelegenheit bis kurz vor Armenia, wo wir mehr zufällig ein Mitglied von Warm Showers für die kommende Nacht kontaktieren und eine Übernachtung arrangieren konnten.

Mittwoch, 08.01.20

Gerne hätten wir das Angebot unseres Gastgebers angenommen, noch einen weiteren Tag zu bleiben, denn das Anwesen lag abseits der Straße mitten im kolumbianischen Dschungel und strahlte eine sagenhafte Ruhe aus. Doch ab morgen standen uns laut Wettervorhersage 4 Tage regenreiches Wetter bevor. Da war es uns wichtiger, am heutigen Tag bei Sonne noch möglichst weit zu kommen auf unserem Weg nach Bogotá.

Es waren immerhin noch 285 km. Dabei lagen noch mehrere 1000 Höhenmeter auf unserem Weg: Hinter Calarca geht es von 1100 Meter auf 3400 Meter Höhe und vor Bogotá geht es noch einmal 1500 Meter hoch.

Wir wollten, wie üblich, den anstrengenden Teil dieser Strecke per Trampen zurücklegen, doch das sollte jetzt gar nicht mehr gelingen. So sehr wir uns auch bemühten, keiner wollte anhalten und uns mitnehmen. Irgendwann wurde uns dann klar, warum: Um Calarca herum nimmt die Dichte an Menschen aus Venezuela merklich zu. Sie lagern am Straßenrand und wollen ebenfalls mitgenommen werden. Laut der Menschen in Ecuador und Kolumbien gibt es allerdings jede Menge Ärger mit den Menschen aus Venezuela: Diebstahl, Betrug und andere Delikte werden da immer wieder erwähnt.

Auf jeden Fall wissen das alle Anwohner und Durchreisende und daraus resultiert unter anderem auch die Verweigerung, einen Reisenden mitzunehmen. Obwohl wir als weiße „Gringos“ eindeutig nicht wie Venezolaner aussehen, traf diese bewusste Verweigerung nun auch uns.

Das war bitter. Denn es würde uns mehrere Tage kosten, Bogotá zu erreichen.

Kurz vor der Dunkelheit gaben wir unseren Posten hinter Calarca auf und fuhren wieder hinunter in die Stadt, um uns einen Schlafplatz für die Nacht zu organisieren.

Im Gegensatz zu unserem misslungenen Tramp-Versuch entwickelte sich die Schlafplatzsuche zu einem Highlight: Die Bomberos gewährten uns eine Nacht in ihren Hallen, doch wir könnten dort erst um 20 Uhr einziehen und müssten um 5:30 in der Frühe wieder raus. Das war ungewöhnlich früh, aber ok. Wir nutzten die verbleibende Zeit bis 20 Uhr, um einen Warm Showers Kontakt hier in der Stadt zu kontaktieren. Er war erreichbar, hatte heute aber selber Besuch in seiner Wohnung. Dafür organisierte er uns eine Übernachtung im Hostel eines Freundes.

Doch die Krönung war die Unterstützung von zwei Anwohnern, deren Handy wir für die Gespräche nutzen konnten. Sie luden uns spontan zu einem Snack ein und gaben uns am Ende noch einen Beutel Brot fürs Frühstück mit auf den Weg.

Was für ein Tagesausklang!

Donnerstag, 09.01.20

Früh um 8 Uhr waren wir wieder auf der Straße und machten uns direkt an den Aufstieg in den La Linea Pass. La Linea ist kein gewöhnlicher Pass. La Linea ist ein Monster: Auf 24 km Straße geht es von 1200 Metern Höhe über 2400 Meter hoch in die Berge bis auf 3600 m. Das bedeutet im Durchschnitt 10 % Steigung. Dazu kommt die dünne Luft und der intensive Schwerlastverkehr, der dich fast ununterbrochen sehr intensiv mit Lärm und Abgasen bedient.

Wir hatten also ein strammes Programm für heute auf dem Plan. Um uns den Aufstieg zu erleichtern, versuchten wir es wieder mit Trampen. Doch es war genauso erfolglos wie schon gestern Nachmittag: Keiner wollte anhalten. Alle haben Angst vor den Flüchtlingen aus Venezuela.

Zwei dieser Venezolaner begleiteten uns auch per Fahrrad seit gestern Mittag. Sie hatten spartanisches Gepäck und waren ebenso wie wir auf dem Weg nach Bogotá. Zeitweise klammerten sie sich an unsere Räder wie Kletten. Das war schon etwas lästig. Und es reduzierte unsere Chancen beim Trampen dramatisch.

Irgendwann gab ich auf und wir richteten uns auf einen mühsamen Aufstieg über zwei oder drei Tage ein. Dann sahen wir am Straßenrand vor uns einen LKW stehen. Eine ideale Situation, um mit dem Fahrer in Kontakt zu treten bzgl. Trampen. Doch als ich die Köpfe der Arbeiter im Fahrerhaus sah, hatte sich das Thema erledigt: Zwei junge Männer mit Punker-Frisuren und Tätowierungen im Gesicht und auf den Armen, … diese Jungs waren schwer einzuschätzen. Ich verkniff mir die Nachfrage und schob weiter mein Fahrrad den Berg hinauf.

Dann passierte etwas Unglaubliches: Einige hundert Meter weiter hielt genau dieser LKW neben Annett und die insgesamt 5 Jungs boten uns die Mitnahme für 12 km und 1700 Höhenmeter an. Mir war etwas unwohl wegen der nicht einschätzbaren Risiken. Doch wenige Minuten später löste sich meine Anspannung: Der tätowierte Junge hatte Verwandtschaft in Deutschland und sie alle waren fasziniert von unserer Reise. Es war tatsächlich ein harmloses Arbeiterteam und das Mitfahrangebot war ehrlich gemeint. Kein Hinterhalt. Wie skurril: Gerade der LKW, der für mich gar nicht infrage kam, war unser Glück.

Für uns bedeutete diese Mitnahme eine Reduzierung unserer Aufstiegsarbeit auf die noch verbleibenden 700 Höhenmeter, was uns aber immer noch 3 Stunden in Atem hielt.

Viele Venezolaner kauerten als illegale Mitfahrer auf den vorbeirauschenden LKWs und ließen sich auf den Pass hinauffahren. Und ebenso viele hielten sich, auf dem Fahrrad sitzend, an der Hinterkante eines LKWs fest und ließen sich hochziehen. Das kam für uns mit den bepackten Rädern aber nicht infrage. Viel zu gefährlich.

Hinter dem höchsten Punkt, dem Alto de la Linea, ging es wieder talwärts: 25 km steile Abfahrt. Per Fahrrad an sich ein Vergnügen, wenn da nicht der dichte, langsame Schwerlastverkehr immer wieder zum Bremsen gezwungen hätte.

Jetzt hatten wir auch genug Gelegenheit, die traumhafte Bergwelt der Anden zu genießen, die an uns vorbeirauschte. Dichter Dschungel auf den Berghängen, Palmen, Bananenstauden und kleine Bergdörfer entlang der Straße, … ein unvergesslicher Mix.

 

Auch das Wetter hatte gut mitgespielt heute. Wir hatten schon mit Regen gerechnet, doch lediglich hinter uns zog es sich zu. Tatsächlich schien uns den ganzen Tag die Sonne.

Wir schafften es heute gerade noch vor der Dunkelheit bis Ibagué und waren froh, die schwerste Hürde auf unserem Weg nach Bogotá hinter uns zu haben. Insgesamt hatten wir trotz der Mitnahme am Vormittag immer noch ganze 1300 Höhenmeter hinaufgeschoben und 65 km per Fahrrad hinter uns gebracht heute.

Wir waren ziemlich geschafft und hofften auf die Zusage für eine Übernachtung bei den Bomberos in Ibagué. Wir waren herzlich willkommen und der Platz für die Nacht war nach 3 Minuten genehmigt. Glück gehabt.

Freitag, 10.01.20

Es waren noch 185 km bis Bogotá. Das befürchtete schlechte Wetter blieb aus. Stattdessen schien uns wieder die Sonne.

Wir verließen Ibagué und ließen uns die ersten 20 km nahezu ausschließlich mit leichtem Gefälle und einem schnellen Tritt weiter talwärts rollen. Ein guter Tagesauftakt nach dem gestrigen anstrengenden Tag. Dennoch wollten wir nach einer Mitfahrgelegenheit suchen, denn spätestens auf den letzten 20 km vor Bogotá geht es wieder hoch in den Berg.

Glücklicherweise klappte das Trampen hier wieder deutlich besser als im Bereich La Linea. So nahm uns ein Pickup bis nach Espina mit.

Nach einer ausgedehnten Pause und unserer Flucht aus der heißen Mittagssonne fuhren wir weiter. Irgendwann erspähten wir einen stehenden LKW am Straßenrand und sprachen den Fahrer an. Natürlich könnte er uns mitnehmen. Und zufällig fuhr er bis nach Bogotá, unserem Zielort in Kolumbien. Das lief ja wie geschmiert.

So erreichten wir am späten Nachmittag den Ortsrand von Bogotá und hatten nun lediglich noch 20 km Stadtverkehr vor uns.

Eine Unterkunft für die verbleibenden 4 Tage bis zu unserem Flug von Bogotá nach Cancun in Mexiko hatten wir auch schon: Mauricio, ein Reiseradler, den wir im Casa de Ciclista in Peru kennengelernt hatten, organisierte uns schon vor Wochen die Unterkunft im Hause seiner Eltern in Bogotá.

So hatten wir es tatsächlich geschafft, in anderthalb Monaten von Juliaca in Peru bis nach Bogotá in Kolumbien zu fahren und noch ausreichend Zeit für die Flug-Vorbereitungen zu haben.

Samstag, 11.01.20

Direkt nach dem Frühstück machte ich mich per Fahrrad auf den Weg in die Stadt, um die Kartons für den Flug zu suchen. Wir benötigten zwei große Kartons für die Fahrräder und zwei weitere Kartons für unser restliches Gepäck.

Die meisten Fahrradkartons waren in den Dimensionen zu klein. Da hatten wir ja schon Erfahrungswerte und kannten die notwendigen Mindest-Abmessungen. So dauerte die Suche tatsächlich drei Stunden, bis ich Kartons in annehmbarer Größe gefunden hatte. Zudem waren sie auch noch deutlich preiswerter als in all den anderen Fahrradläden. Der Regelpreis liegt hier per Karton nämlich bei 10.000 Peso (3 Euro). Das erlebten wir erstmalig hier in Bogotá. In allen bisherigen Abflug-Städten waren die Kartons stets umsonst zu haben.

Die Suche nach den beiden anderen Kartons dauerte nicht weniger lange. So war es am Ende ein tagfüllendes Programm.

Überrascht war ich von der Fülle an Fahrradläden in Bogotá: Auf der Avenida 13 reiht sich ein Fahrradgeschäft an das andere. Insgesamt kommen hier über 50 Bikeshops zusammen. Viele davon sind ungewöhnlich groß und bieten sogar das volle Repertoire an hochwertigen Komponenten. Das hatten wir in dieser Ausprägung bisher in keiner Großstadt erlebt.

Die Strapazen des Tages waren schnell wieder vergessen, denn unsere Gastgeber bekochten uns. Wir waren in den besten Händen.

Sonntag, 12.01.20

Für heute hatten wir eine Besichtigung der Stadt geplant. Und weil in Bogotá in der Innenstadt jeden Sonntag von 7 Uhr bis 14 Uhr einige große Straßen für den Autoverkehr gesperrt sind, machte es per Fahrrad heute besonders viel Spaß.

Ein Plattfuß warf uns allerdings für eine Stunde in unserem Programm zurück.

Im Stadtzentrum besichtigten wir all die sehenswerten Gebäude, Kirchen und Straßen. Wir haben all die Sehenswürdigkeiten von Bogotá in einem separaten Artikel beschrieben:

Bogotá in Kolumbien

 

 

Am Nachmittag wollte ich unsere Reise durch Mexiko planen, doch die Internet-Verbindung war derart schlecht, dass ich kurzerhand zum nahegelegenen Hilton Hotel fuhr und mir dort WiFi organisierte. Hier gewährten sie mir allerdings lediglich auf dem Netbook WiFi, nicht aber auf dem Smartphone. Somit stand fest, dass ich wieder mehrmals zwischen unserer Unterkunft und dem Hilton hin und her pendeln müsste, um am Ende alle Jobs erledigt zu haben. Denn für WhatsApp und andere Klein-Anwendungen reichte die Internet-Verbindung in unserer Unterkunft ja gerade so aus.

Montag, 13.01.20

Ich setzte über den halben Tag meine Arbeit im Hilton fort und wollte am Nachmittag gemeinsam mit Annett mit den Flug-Vorbereitungen beginnen. Auf dem Rückweg nach Hause fuhr ich noch zur Wechselstube und tauschte die restlichen kolumbianischen Peso in US-Dollar um.

Als ich daheim ankam, überraschte man mich dann gleich mit der schlechten Nachricht, dass der Verwandte, der uns ursprünglich mit seinem SUV zum Flughafen fahren wollte, leider wegen Motorschaden absagen musste. Somit durften wir nun doch ein Taxi für Mittwoch organisieren und ich konnte gleich wieder zur Wechselstube fahren und die gerade umgetauschten US-Dollar wieder zu Peso machen.

Dienstag, 14.01.20

Der letzte Tag vor einem Flug mit Fahrrad im Gepäck ist immer etwas aufregend. Die Fahrräder müssen zerlegt und in die Kartons verpackt werden, das gesamte Gepäck aus den Packtaschen muss in einen großen Karton umgepackt werden und man jongliert mit den Gewichts-Obergrenzen für die einzelnen Gepäckstücke.

Während ich dann in der Tiefgarage des Hauses an den Fahrrädern herumschraubte, kam der Hausmeister vorbei, grüßte und nahm einfach die beiden Kartons für unser normales Gepäck aus unserer Fahrradecke unter seinen Arm und wollte wieder verschwinden.

Ich rief ihm hinterher, dass das unsere Kartons seien, doch er ließ sich nicht beirren. Ich solle mir keine Gedanken machen, er bringe den Müll schon raus zum Container. „Das ist kein Müll, sondern das sind die Kartons für unser Fluggepäck“, machte ich ihm deutlich. Er verstand und ich wurde mir darüber bewusst, wie knapp wir jetzt wieder an einer Katastrophe vorbeigerutscht waren.

Denn ohne Fahrrad auf die Schnelle in dieser Stadt zwei neue, passende Kartons zu finden, hätte uns heute wertvolle Zeit gekostet und ordentlich Stress verursacht. Es war Zufall, dass ich gerade im passenden Moment zugegen war, sonst wären die Kartons für immer verschwunden. Dabei hatte mir der Portier vor zwei Tagen noch versichert, hier käme nichts weg. Da hatten wir nochmal Glück gehabt!

Unglücklicherweise hatte unser Gastgeber keine robuste Waage, die für schwere Gepäckstücke geeignet war. So machte ich mich im ganzen Gebäude auf die Suche nach jemandem, der uns für eine Stunde eine solche Waage leihen konnte. Es dauerte seine Zeit, doch am Ende war ich damit erfolgreich.

So hatten wir abends alles verpackt und ließen den letzten Abend in Südamerika auf uns wirken.

Mittwoch, 15.01.20

Unser letzter Tag in Kolumbien und unser letzter Tag in Südamerika. Um 13 Uhr sollte es per Flieger nach Cancun in Mexiko gehen. Wir hatten für 8 Uhr das Taxi bestellt, denn wir wollten ausreichend Zeit haben für den Fall der Fälle.

Bis zum Flughafen lief alles glatt. Diesmal achteten wir auch sehr genau darauf, dass wir nicht wieder irgendein Gepäckstück im Taxi zurückließen wie vor zwei Jahren auf unserem Flug von Sydney nach Neuseeland.

Im Flughafen kontaktierte ich zuallererst die Kollegen unserer Fluglinie und wollte mir die 30 kg Obergrenze für unsere Fahrradkartons bestätigen lassen. Nein, es wären maximal 25 kg erlaubt, versicherte mir die Lady. Ich war wütend. Warum geht das aus den Angaben auf der Website dieser Fluglinie nicht eindeutig hervor?! Dort findet man lediglich 30 kg als Obergrenze für jede Art von Sondergepäck.

Jetzt hatten wir ein Problem. Wir mussten schleunigst umpacken. In unseren Kartons mit dem anderen Gepäck hatten wir noch für ein paar kg Luft. Hier war allerdings der Stauraum begrenzt, denn wir mussten die Kartons ja noch verschließen können.

Wir suchten uns eine ruhige Ecke in der Halle und öffneten alle Kartons. Tape zum Wiederverschließen hatten wir ja ausreichend dabei. Und Zeit hatten wir auch noch genug. Es war nur nervig, jetzt für jeden unserer Kartons die passende Kombination aus schweren und voluminösen Dingen zu finden, damit am Ende alle Kartons unter 25 kg liegen.

Die Außenmaße unserer kleinen Kartons begrenzten hierbei unseren Spielraum. So hatten wir am Ende in den Fahrradkartons je 1 kg zu viel, in den kleinen Kartons aber lediglich 23 kg.

Beim Einchecken gab es auch prompt Bedarf für ein Gespräch mit dem Teamchef, doch am Ende ging alles durch. Wir atmeten auf. Erste Instanz geschafft.

Weiter ging es zum Scannen der kleinen Kartons. Unsere Kartons schickten sie gleich dreimal durch den Scanner. Hatten wir tatsächlich irgendwelche verbotenen Gegenstände im Gepäck?

Und wieder begann das große Zittern. Doch auch hier war am Ende alles ok und wir bekamen grünes Licht.

Dann ging es zum Migrationsschalter: Ausreise aus Kolumbien und Stempel in den Pass: Jetzt war uns auch klar, warum man uns empfahl, mindestens drei Stunden vor Abflug am Flughafen einzutreffen: Die Warteschlange für die Ausreise-Formalitäten war gewaltig lang. Am Ende hatten wir gerade einmal eine halbe Stunde Luft bis zum Boarding.

Pünktlich um 13 Uhr hob unsere Maschine ab Richtung Cancun. „Mexiko, wir kommen!“

Weiter gehts im Reisebericht Mexiko.

 

Resümee Kolumbien 2020

15 Tage sind wir durch Kolumbien gereist. Unsere Bedenken im Hinblick auf die Sicherheit waren unbegründet. Im Gegenteil: Die Menschen in Kolumbien haben uns mit offenem Herzen empfangen.

Auch das Trampen war stets eine positive Erfahrung (mit Ausnahme am La Linea Pass hinter Calarca). Aber dennoch muss man wachsam sein: Die vielen Venezolaner im Land sind für Diebstahl bekannt.

Zufällig hatten wir mit unserer Reisezeit das Glück, den Karneval in diesem Land erleben zu dürfen. In der Stadt Popayan war das allerdings nicht ungefährlich: Dort warfen einige Chaoten mit Eisbeuteln und ich kassierte einen heftigen Fußtritt in den Brustkorb. Dass die gegenseitigen Attacken auch unter den Einheimischen teilweise als grenzwertig empfunden werden, hatten wir an mehreren Eskalationen in den Vortagen schon beobachten können.

Landschaftlich haben uns die tropische Botanik und die gigantische Bergwelt der Anden in Kolumbien begeistert. Auch die Vielfalt tropischer Früchte war ein Erlebnis. Hier sahen wir auch erstmalig auf unserer Reise eine Mango mit unglaublichen 20 cm Größe.

 

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