In Südamerika teilen sich Paraguay und Brasilien ein Bauwerk, das vor Superlativen und Rekorden nur so strotzt: das Wasserkraftwerk Itaipu Binacional.
Wir haben dieses Kraftwerk im Rahmen unserer großen Radreise besichtigt. Dabei durften wir sowohl die äußeren Ausmaße als auch das technische Innenleben dieses Technik-Monuments bestaunen.
Unser Bericht über das Itaipu Binacional mit Tipps für dein Besichtigungsprogramm und Infos zu den Eintrittspreisen:
Inhaltsübersicht
- Wo sich das Itaipu Wasserkraftwerk befindet
- Die Entstehungsgeschichte von Itaipu
- Die technischen Daten vom Wasserkraftwerk Itaipu
- Die traurigen Fakten zum Itaipu Staudamm
- Sozio-ökologische Auswirkungen von Itaipu
- Besucherzentrum und Besichtigungsumfang
- Die Außenführung
- Die Innenführung
- Die Lightshow
- Die Außenanlagen
- Die Iguazu Wasserfälle
- Der Vogelpark Parque das Aves
Wo sich das Itaipu Wasserkraftwerk befindet
Das Wasserkraftwerk befindet sich ca. 20 km nördlich der brasilianischen Stadt Foz do Iguaçu bzw. der paraguayischen Stadt Ciudad del Este im Bereich der Grenze zwischen den beiden Ländern Brasilien und Paraguay. Es nutzt die Wasserenergie des Rio Paraná und besteht aus einer Staumauer und einem Kraftwerk mit 20 Turbinen.
Der Rio Paraná ist der zweitlängste Fluss in Südamerika (nach dem Amazonas). Er entwässert ein Gebiet von 3 Mio km² Fläche. Davon kommen 80 – 90 % dem Stausee zugute.
GPS-Koordinaten: -25.4081,-54.5904
Die Entstehungsgeschichte von Itaipu
- 1960: Erste Planungen und politische Verhandlungen
- 1974: Start der Bauphase
- 1984: Die erste Turbine geht in Betrieb
- 1991: 18 Turbinen sind in Betrieb
- 2007: Offizieller Bauabschluss mit insgesamt 20 Turbinen
Seit 2008 bemüht man sich darum, immer wieder neue Rekorde bei der Stromgewinnung aufzustellen. In 2008 waren es 94,6 Mio MWh, in 2016 waren es 103 Mio MWh.
Der Name Itaipú bedeutet in guaranischer Sprache: „der Stein, welcher singt“ (Ita i pú). Doch für die Guarani, die Ureinwohner dieser Region, muss es bitter sein. Denn sie waren die Opfer dieses gigantischen Bauvorhabens. Dazu weiter unten mehr.
Die Finanzierung der Anlage stemmte Brasilien. Paraguay bezahlt seinen Investitionsanteil über die Jahre der Nutzung quasi durch den Export des überschüssigen Stromes nach Brasilien.
Im Logo des Itaipu Binacional finden sich die Flaggenfarben beider Länder wieder.
Die technischen Daten vom Wasserkraftwerk Itaipu
In Größe und Leistungsabgabe ist es eines der größten Wasserkraftwerke der Erde.
- 14.000 MW Leistung bei 18 Turbinen in Betrieb, 2 weitere Turbinen dienen als Standby für Wartungsarbeiten
- Weil Paraguay und Brasilien Strom in unterschiedlichen Frequenzen nutzen, ist das Itaipu-interne Kraftwerk auf diese beiden Frequenzen eingerichtet: Der erzeugte Strom wird für Brasilien mit einer Frequenz von 60 Hz bereitgestellt, für Paraguay mit einer Frequenz von 50 Hz.
- Die Turbinenhalle ist 1 km lang und 100 m breit
- Das Wasserkraftwerk deckte (Stand 2017) in Paraguay 90 % und in Brasilien 15 % des Stromverbrauchs
- Der Itaipu Stausee misst 170 km Länge und 7-12 km Breite
- Die Staumauer ist fast 8 km lang und misst 196 m Höhe. Am Fuß hat sie eine Breite von über 270 Metern. Damit hält sie alleine durch ihr eigenes Gewicht (Stahlbeton) dem Wasserdruck aus dem Stausee stand.
- Die Wasser-Fallrohre haben einen Durchmesser von 10,5 Metern.
Die traurigen Fakten zum Itaipu Staudamm
- 40.000 Menschen mussten umgesiedelt werden, insgesamt waren 65.000 Menschen betroffen, hauptsächlich Guarani, die Ureinwohner, die seinerzeit das Flusstal des Rio Paraná besiedelten
- Die Friedhöfe der Guarani sind durch das aufgestaute Wasser unwiederbringlich verloren. Eine Umsiedelung kam für die Guarani nicht infrage, denn nach ihrem Glauben durften sie als heilige Orte nicht verlegt werden.
- 145 Arbeiter kamen während der Bauphase ums Leben
- Durch die Flutung des Staubeckens gingen die Sete Quedas Wasserfälle (Siete Caidas) bei Guaira verloren. Sie waren nicht nur eine touristische Einnahmequelle für Paraguay, sondern die wasserreichsten Wasserfälle der Erde und damit ein einzigartiges Naturschauspiel und ein wertvoller Lebensraum für Pflanzen und Tiere.
Sozio-ökologische Auswirkungen von Itaipu
Der neu entstandene Stausee ist heute Lebensraum für viele Wasserpflanzen und einen gewaltigen Fischreichtum. So hat sich der Fischfang mittlerweile zu einem neuen Wirtschaftszweig in der Region entwickelt. Das ist von großer Bedeutung, weil die Region mit 600 km Entfernung zur Meeresküste durch den Itaipu-Stausee erstmalig Zugang zu nennenswerten Fanggründen hat.
Mit dem Wasser kamen auch gleich wieder tropische Krankheiten und Gefahren in die Region: Das Dengue-Fieber und die Bilharziose zählen dabei zu den größten Sorgen.
Die Stadt Ciudad del Este im Süden des Itaipu Binacional ist mit dem Bau des Stauprojektes entstanden und im Laufe der wenigen Jahre so rasant gewachsen, wie keine andere Stadt in Südamerika. Sie ist heute ein bedeutendes Handelszentrum, weit über die Grenzen des Landes hinaus:
Das Staudamm-Projekt hat den Ausbau der Infrastruktur in der gesamten Region beschleunigt. Noch bis 2013 gab es dort lediglich einige Schotter- und Lehmpisten und sonst lediglich tiefsten Dschungel. Erst durch den Ausbau der Asphaltstraßen wurde dann die wirtschaftliche Entwicklung der Region ermöglicht.
Es ist fraglich, ob die Erdbeben-Gefahr hinreichend analysiert worden ist im Zuge der Projekt-Planung. Die Wassermassen des Stausees drücken auf die tektonische Platte und können so zukünftig seismische Aktivitäten verursachen oder beschleunigen. Ein Dammbruch hätte verheerende Folgen für den gesamten Ballungsraum Foz do Iguaçu / Puerto Iguazú / Ciudad del Este im Dreiländereck (Triple Frontera).
Ebenso ist fraglich, ob das Itaipu Binacional wie geplant 200 bis 300 Jahre in Betrieb bleiben wird. Experten der Gegenseite rechnen da eher mit maximal 160 Jahren Betriebsdauer, weil die aus dem Fluß angeschwemmten Sedimente den Stausee schneller als geplant versanden lassen und am Ende zu einer Gefahr für den Betrieb der Turbinen werden können.
Allerdings werden auch 160 Jahre am Ende eine ausreichende Wirtschaftlichkeit bewirken, denn die Stromgewinnung liegt seit Jahren deutlich über den prognostizierten Werten der Planer.
Besucherzentrum und Besichtigungsumfang
Beide Länder, Brasilien und Paraguay, bieten ein Besichtigungsprogramm.
- Eine Besichtigung von Kraftwerk und Staumauer von außen (per Bus wird man an mehreren Stationen vorbeigeführt)
- Eine Lichtershow mit Musik in den Abendstunden (nur freitags und samstags)
- Eine Führung durch das Innenleben des Kraftwerks (in Begleitung eines Führers durchläuft man die unterschiedlichen Bereiche im Inneren des Kraftwerks und der Staumauer)
Auf brasilianischer Seite verlangen sie relativ hohe Eintrittsgelder:
Außenführung: 38 Realis (2018), Innenführung: 82 Realis (2018).
Auf paraguayischer Seite sind die Besichtigungen kostenlos. Das ist bemerkenswert vor der Tatsache, dass die Führungen von beiden Ländern inhaltlich gleich sind.
Auf paraguayischer Seite muss man sich für die Innenführung in der Regel 1 Woche im Voraus auf deren Website anmelden. Unser Gastgeber in Ciudad del Este half da per Telefon ein wenig nach. So erhielten wir nach 3 Tagen einen Termin für unsere Innenführung.
Wir haben an allen 3 Führungen teilgenommen (die Außenführung auf brasilianischer Seite) und waren sehr beeindruckt von den gewaltigen Ausmaßen der Anlage.
Die Außenführung
Unser Youtube-Video: das Itaipu Wasserkraftwerk
Unser Youtube-Video: eine der 20 Turbinen
Unser Youtube-Video: der Wasserablass-Kanal
Die Innenführung
Die Lightshow
Unser Youtube-Video: die Lightshow (1)
Unser Youtube-Video: die Lightshow (2)
Die Außenanlagen
Staumauer und Wasserkraftwerk sind umgeben von gepflegten Gärten und altem Baumbestand. Man hat sich mit der Gestaltung des gesamten Territoriums sehr viel Mühe gegeben. Das betrifft auch die gesamte Infrastruktur in der Anlage. Es gibt sogar Radwege.
Unser Youtube-Video: Wasserspiel am Itaipu Wasserkraftwerk
Die Iguazu Wasserfälle
Ebenfalls im Einzugsbereich des Dreiländerecks liegen die Iguazú Wasserfälle auf der Grenze zwischen Brasilien und Argentinien. Sie zählen zu den drei größten Wasserfällen der Erde und bieten sich für eine Besichtigung an, wenn du schon in der Nähe bist:
Die Iguazú Wasserfälle in Argentinien
Der Vogelpark Parque das Aves
Ein weiteres Highlight ist der Parque das Aves, ein besonderer Vogelpark. Er befindet sich unweit der Iguazú Wasserfälle auf brasilianischer Seite und lässt sich hervorragend mit einber Besichtigung der Wasserfälle kombinieren:
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