Elektronik im Ausland kaufen – Zoll, Steuer, Dokumente, Fallstricke

Elektronik im Ausland kaufen - NetbookDu bist im Urlaub auf Reisen und willst / musst dir irgendwelche Elektronik im Ausland kaufen. Zum Beispiel Smartphone, Notebook, Drohne, Kamera, Powerbank oder Blu-Rays.

Dann solltest du wissen, auf was du dich da einlässt und wo dich böse Überraschungen erwarten, sobald du die gekaufte Ware in deine Heimat mitnimmst. Ebenso musst du aufpassen, wenn du von daheim aus im Online-Shop Elektronik aus dem Ausland kaufst, oder wenn du Elektronik auf dem Postweg selber versendest.

Wir haben alle möglichen Fallstricke in diesem Artikel für dich zusammengestellt. Was ist zu beachten, wenn du Elektronik im Ausland kaufen willst:

 

Inhalt:

 

 

Der Netzstecker

Steckdosen TypenWeltweit gibt es 24 verschiedene Steckertypen. Und in aller Regel ist das Ladegerät der elektronischen Geräte mit einem Netzsteckertyp ausgestattet, der sich im Vertriebsland ohne Hindernisse nutzen lässt. Das bedeutet: Im Ausland kaufst du elektrische und elektronische Geräte mit dem dort üblichen Steckertyp.

Für die Nutzung der betreffenden Geräte in deiner Heimat musst du aber dann einen Adapterstecker vorschalten oder auf ein Ladekabel mit deutschem Stecker umstellen. Kläre vor dem Kauf, ob du ohne Probleme das passende Netzteil beschaffen kannst.

Vermeide dabei auf alle Fälle den Kauf von No-Name-Billigprodukten. Denn damit riskierst du schnell mal Schäden an deinem wertvollen Gerät.

Steckdosentypen und Steckertypen weltweit

 

Funkchip und Frequenzbänder

Bei vielen Mobilfunkgeräten aus anderen Kontinenten werden die in Europa bereitgestellten Frequenzbänder (z.B. GSM, LTE 3/7/20,…) gar nicht oder nur mit Einschränkungen unterstützt.

Das hat Auswirkungen auf die Funktionalität dieser Geräte in deiner Heimat: Der Internetzugang ist nicht möglich oder eingeschränkt, die Telefonie wird nicht unterstützt, usw.

Hinterfrage vor dem Kauf die Kompatibilität zum heimatlichen Funknetz. Wenn du im Netz zu einem bestimmten Modell überhaupt keine Infos in deiner Sprache findest, ist das schon ein deutlicher Hinweis auf Inkompatibilität.

Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass dein Handy aus der Heimat im Reiseland unter Umständen nicht oder nur mit Einschränkungen funktioniert. In Australien ist zum Beispiel das 2G-Netz seit einigen Jahren abgeschaltet. Also brauchst du dein altes 2G-Handy gar nicht erst mitnehmen.

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Fernsteuerfrequenzen

Wenn elektronische Geräte mit einer Fernsteuerung ausgestattet sind (wie z.B. Drohnen), dann solltest du vor einem Kauf im Ausland hinterfragen, ob die verwendeten Fernsteuerfrequenzen auch in deiner Heimat zugelassen sind. Sonst funktioniert die Fernsteuerung daheim nicht.

Anmerkung speziell zu Drohnen:

Mit der EU-Drohnenverordnung hat die Verwendung von Drohnen auf EU-Gebiet eine sehr umfangreiche gesetzliche Grundlage erhalten. Mit den daraus resultierenden Vorgaben solltest du vertraut sein, bevor du eine Drohne kaufst.

Und gehe davon aus, dass es auch im außereuropäischen Ausland entsprechende Gesetze und Einschränkungen für die Nutzung von Drohnen gibt. Kläre für dortige Einsätze einer Drohne deinen Privathaftpflicht-Versicherungsschutz.

Es gibt sogar Länder, die Drohnen grundsätzlich verboten haben (z. B. Usbekistan). Dann darfst du deine mitgebrachte Drohne bei der Zoll-Abfertigung im Rahmen der Einreise selber per Hammer zerstören.

Drohnen & EU-Drohnenverordnung

 

SIM-Lock

Das kennst du ja sicher schon aus deiner Heimat: Da werden superpreiswerte Mobilfunkgeräte angeboten, die per Software-Sperre (SIM-Lock) nur auf die Nutzung unter einem bestimmten Provider abgestimmt sind. Willst du in dieser Hinsicht den freien Zugang zu anderen Providern, muss dein Gerät SIM-Lock-frei sein. Das betrifft genauso Mobilfunkgeräte aus dem Ausland.

Zwar bieten viele Hersteller nach einer Bindungsfrist von z.B.  zwei Jahren per Entsperrcode die Entfernung dieser Software-Sperre an, doch solange willst du sicherlich nicht warten.

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Die SIM-Karte

Mobilfunkgeräte aus anderen Kontinenten unterstützen möglicherweise auch nicht deine deutsche SIM-Karte. Sie wird dann einfach nicht erkannt und du suchst endlos lange nach möglichen Ursachen (Schmutz, Wackelkontakt, usw.).

 

Die Sprachführung

Für die barrierefreie Menünutzung in Smartphone & Co ist eine Sprachführung in deiner Landessprache sicher am komfortabelsten. Doch Hersteller modifizieren die Betriebssoftware bei preiswerten Einsteigergeräten gerne mit einer Beschränkung auf wenige Sprachen, zum Beispiel auf die Landessprache im Vertriebsland und Englisch. Hinterfrage diese Beschränkungen am besten noch vor dem Kauf. Hier ist eine nachträgliche Erweiterung um andere Sprachen nicht möglich.

Manche Anbieter stellen auf solchen Geräten aber auch ein separates Betriebssystem (Custom-ROM) mit weiteren Sprachen bereit. Doch hier kann es dann wiederum Probleme mit dem Betrieb über eine heimische SIM-Karte geben.

 

Die Tastatur

Je nach Art des Gerätes gibt es eine physische Tastatur (wie bei Computer, Notebook, usw.) oder eine virtuelle Tastatur (wie bei Smartphone, Tablet, usw.).

Physische Tastatur:

Findest du im Ausland nicht das aus deiner Heimat gewohnte Sprachlayout der Tastatur, dann prüfe vor dem Kauf, ob ein nachträglicher Austausch technisch machbar ist und preislich nicht den Rahmen sprengt. Hinterfrage, ob das Betriebssystem das gewünschte Sprachlayout auch tatsächlich unterstützt.

Virtuelle Tastatur:

Das Sprachlayout einer virtuellen Tastatur kann über die Einstellungen im Gerät umgestellt werden. Fehlt dort das gewünschte Sprachlayout (z.B. das Deutsche), dann lässt es sich möglicherweise als Download nachträglich hinzufügen. Am sichersten fährst du hierbei, wenn der Händler diese Erweiterung schon vornimmt, bevor du das Gerät kaufst.

 

Die Tonspur

Kaufst du im Ausland Audioprodukte (z.B. DVD, Blu-Ray, CD, usw.), dann prüfe, ob es eine deutsche Sprachversion auf dem Tonträger gibt. Unter Umständen musst du aber zusätzlich am Abspielgerät Änderungen in den Spracheinstellungen vornehmen, damit das Gerät die Sprachauswahl auf dem Tonträger auch erkennt.

 

Benutzerhandbuch

Die Bedienung vieler elektronischen Geräte funktioniert heute zwar intuitiv, doch ein Benutzerhandbuch in deiner Sprache ist auch hierbei immer eine wertvolle Unterstützung. Wenn du Elektronik im Ausland kaufen willst, musst du dir das Benutzerhandbuch in der deutschen Version nachträglich beschaffen. Findest du es als Download im Internet nicht, ist das ein Hinweis auf eine mögliche Inkompatibilität des betreffenden Modells für deine Heimat (siehe oben).

 

Sprachliche Verständigung bei der Produktberatung

Eine massive Sprachbarriere ist nicht besonders förderlich für den Kauf elektronischer Produkte im Ausland. Das gilt insbesondere, wenn diese Produkte besonders erklärungsbedürftig sind.

Organisiere dir einen vertrauenswürdigen Dolmetscher und kaufe das Produkt erst, wenn du alles verstanden hast.

 

Bezahlung

Bei Online-Käufen im Ausland kommt es vor, dass deine europäische Kreditkarte nicht als Zahlungsmittel akzeptiert wird. Mögliche Lösung: Lasse eine andere Person per Kreditkarte bezahlen und zahle ihm den Betrag dann in bar zurück. Doch bedenke: spätere Rückerstattungen (z.B. wegen Reklamation oder Rücksendung) landen dann ebenfalls auf das Konto der betreffenden Person. Halte also den Kontakt zu dieser Person auch nach dem Kauf aufrecht. Rate mal, warum wir das empfehlen!

Nutzt du Geschenkgutscheine beim Kauf, dann beachte: Diese sind möglicherweise auf Einkäufe im Ausgabeland beschränkt.

 

Paketversand international

Es kommt vor, dass du Elektronik über Landesgrenzen versenden musst. Achte hierfür beim Paketversand auf die erforderlichen Begleitdokumente (Zollinhaltserklärung, Kaufbeleg, Zahlungsnachweis, usw.) und die Vorgaben der Länder zu bestimmten Gegenständen (Akkus, Batterien, Flüssigkeiten, usw.).

Insbesondere Lithium-Ionen-Akkus oder Geräte, die Lithium-Ionen-Akkus als Energiequelle nutzen, sind in dieser Hinsicht ein Thema für sich. Denn solche Akkus zählen zur Stoffnummer UN 3480 bzw. UN 3481 und gelten somit als Gefahrgut (mit Einschränkungen). Daraus resultieren scharfe Vorgaben für den Transport im öffentlichen Raum (mit Freistellungen), also auch für den Versandweg.

Kaufst du Produkte, die Lithium-Ionen-Akkus beinhalten (z. B. Handys, Drohnen, Tablets, Stirnlampen, Taschenlampen, Kameras, Kopfhörer, …), kümmert sich (hoffentlich) der Verkäufer um die Einhaltung der betreffenden Vorschriften (ganz gleich, ob Inland oder Ausland).

Dich kümmert es erst, wenn du erhaltene Ware wieder an den Verkäufer zurück schicken willst (Retoure, Reklamation, usw.) oder aus anderen Gründen selber Elektronik versendest.

Denn dann bist “du” verantwortlich für die Einhaltung der Vorschriften. Machst du dabei Fehler, kann das empfindliche Folgen für dich haben. Kläre also vor dem Versand, was erlaubt ist und was nicht oder wende dich am besten an einen Spediteur, der sich bestens mit dem Versand von Gefahrgut auskennt. Luftfracht ist in dieser Hinsicht besonders brisant.

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Einfuhrumsatzsteuer und Einfuhrzoll

Bei der Einfuhr von Produkten, die du im EU-Ausland gekauft hast, sind in der Regel schon beim Kauf sämtliche Abgaben bezahlt. Gefährlich sind hierbei lediglich größere Warenmengen, bei denen der Zoll ein Gewerbe vermutet. Daher gelten auch innerhalb der EU Mengen-Obergrenzen.

Anders sieht das bei Einkäufen außerhalb der EU aus. Hier gibt es für die Einfuhr nach Deutschland eine Einfuhrumsatzsteuer-Freigrenze (Sendungswert 22 Euro) und eine Zoll-Freigrenze (Sendungswert 150 Euro), abhängig von der Ware. Computer, Handys, Tablets, Spielkonsolen, Software und Digitalkameras unterliegen allerdings nicht dieser Freigrenze.

Liegt der Warenwert über dieser Freigrenze, wird bis zu einem Wert inkl. Versandkosten von aktuell 700 Euro ein Pauschal-Steuersatz von 17,5 % fällig (bei Einfuhr aus manchen Ländern auch nur 15 %).

Ab einem Warenwert über 700 Euro werden Einfuhrzoll und Einfuhrumsatzsteuer dann anders berechnet: Der Einfuhrzoll ist je nach Produkt und Herkunftsland unterschiedlich hoch. Die Einfuhrumsatzsteuer beträgt in der Regel aktuell 19 %.

Tipp: Hinterfrage beim Deutschen Zollamt schon vor dem Kauf, welche Gebühren auf dich zukommen oder nutze die Apps „Zoll und Post“ sowie „Zoll und Reise“.

Achtung:

Du bist bei der Einreise zur Deklaration der mitgeführten Ware verpflichtet. Bei Unterlassung machst du dich strafbar. Die Beurteilung der Zollbeamten, ob eine mitgeführte Ware neu oder gebraucht ist, lässt sich zwar vorab nicht einschätzen und fällt je nach Zustand der mitgeführten Ware subjektiv aus, doch ein neues Handy in Originalverpackung ist in dieser Hinsicht ziemlich eindeutig deklarationspflichtig.

Die im Ausland bezahlte Umsatzsteuer kannst du dir unter Umständen zurückholen:

  1. Vor dem Kauf nachfragen, ob Tax Free (Refund Cheque) unterstützt wird
  2. beim Kauf das entsprechende Tax-Free-Formular ausfüllen
  3. bei der Ausreise am Tax-Free-Schalter Gerät, Kaufbeleg und Tax-Free
  4. Formular zeigen Rückerstattung entgegennehmen.

Allerdings entstehen dir hier wieder Gebühren bis zu 30 % vom Rückerstattungswert (als Dienstleister fungieren in der Regel Privatunternehmen).

Im Idealfall kaufst du im Ausland auch schon mehrwertsteuerfrei (Hongkong).

 

Produktfälschungen

Plagiate werden vom Zoll gesondert behandelt: Unter Umständen wird die Ware beschlagnahmt und du erhältst Post vom Anwalt der Originalmarke (eine Unterlassungserklärung).

Ebenfalls kritisch sind Produkte ohne CE-Kennzeichnung. Auch diese Ware kann vom Zoll beschlagnahmt werden.

Du erkennst gefälschte Produkte meist an ungewöhnlich niedrigen Preisen. Das CE-Kennzeichen findest du stets auf dem Typenschild am Produkt.

 

Widerrufsrecht

Das Widerrufsrecht berechtigt dich als Käufer, innerhalb von 14 Tagen nach Erhalt der Ware vom Kaufvertrag zurückzutreten. Im Ausland gibt es dieses Widerrufsrecht nicht oder möglicherweise in anderer Form.

Auch bei Sonderangeboten und speziellen Aktionen ist dieses Recht oft ausgesetzt. Informiere dich im Ausland vor dem Kauf beim Händler über die geltenden Rechte.

 

Gewährleistung und Garantie

  • Gewährleistung ist ein gesetzlicher Anspruch des Käufers gegenüber dem Händler.
  • Garantie ist eine freiwillige Leistung vom Hersteller.

Beides sind Ansprüche, die außerhalb der EU völlig anders gestaltet sein können. Wenn du Elektronik im Ausland kaufen willst, solltest du vorab die geltenden Garantiebedingungen erfragen. Hierzu zählt auch die Frage, ob diese Garantie weltweit Gültigkeit hat oder nicht.

 

Rücksendung

Steht eine Rücksendung an, musst du bei internationalem Versand auf die Vermeidung einer erneuten Abgabenberechnung achten. Renommierte Verkaufs-Plattformen wie Amazon, Ebay & Co bieten für eine solche Rücksendung in der Regel sehr einfache und preiswerte Rahmenbedingungen. Ein echter Vorteil gegenüber einzelnen Händlern.

Manche dieser Plattformen bietet auch eine Adresse auf europäischem Boden für solche Rücksendungen an. Das beschert dir im Falle einer Rücksendung einen deutlich niedrigeren Versandpreis als ein Versand in den anderen Kontinent.

Und denke immer an die Einhaltung der betreffenden Gefahrgut-Vorschriften, wenn du Geräte mit Lithium-Ionen-Akkus versendest (siehe oben).

 

Reparatur und Ersatzteile

Unter Umständen gibt es in deiner Heimat keinen Hersteller-Support und auch keinen Service, der im Bedarfsfall an einem im Ausland gekauften Gerät Reparaturen durchführen oder Einzelteile austauschen kann. Kläre am besten vor dem Kauf im Ausland, ob es in deiner Heimat passende Servicepartner gibt.

 

Fazit – Elektronik im Ausland kaufen

Du siehst, die Liste der Fallstricke ist lang und selbst mit viel Sorgfalt in der Vorbereitung bleiben beim Kauf mancher Gerätschaften Fragen offen. Willst du alle Risiken ausschließen, dann solltest du elektronischer Geräte innerhalb der EU kaufen.

Kaufst du jedoch aus anderen Kontinenten, um Preisvorteile zu nutzen, dann berücksichtige alle oben aufgeführten Punkte und addiere die voraussichtlichen Folgekosten vor dem Kauf schon hinzu. Unter Umständen kommst du dann gar nicht mehr so viel preiswerter.

Unsere Erlebnisse und Erfahrungen beim Kauf von Elektronik während unserer Radreise haben wir hier geschildert:

Netbook Beschaffung in Südostasien – eine Odyssee

Erneuerung unserer Kamera-Ausrüstung in Indien

 

 

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