Der Plan für unsere große Radreise um die Welt – 5 Jahre Fahrrad-Weltreise

Der Plan für unsere Fahrrad WeltreiseDer Plan für eine große Radreise um die Welt schwirrte schon viele Jahre in unseren Köpfen herum. Hatten wir doch fast jährlich für mehrere Wochen eine Reise per Fahrrad in den europäischen Ländern unternommen und immer von den exotischeren Ländern geträumt.

Doch für einen drei- bis vierwöchigen Jahresurlaub erschienen uns Aufwand und Kosten für Radreisen in ferne Länder zu hoch. Das wollten wir uns aufheben für die Zukunft. Dabei war der Leitgedanke, möglichst viele Länder zu einer einzigen, großen Reiseroute aneinanderzureihen. Wir hatten allerdings nie über den Starttermin nachgedacht, sondern dieses Mammut-Vorhaben lediglich auf unsere „Bucket-List“ gesetzt.

Im Laufe der Jahre wuchs dann kontinuierlich die Befürchtung, dass wir ein solches Vorhaben vielleicht aus irgendwelchen Gründen später nicht mehr realisieren können. Man wird schließlich nicht jünger und mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für Erkrankungen oder gar Gebrechen.

Aus diesem Bewusstsein wuchs die Idee, nicht bis zum Eintritt ins Rentenalter zu warten, sondern das Vorhaben zu realisieren, solange wir uns noch fit genug fühlen. Dafür wollten wir auch eine längere Unterbrechung unserer Erwerbstätigkeit in Kauf nehmen.

Natürlich fand auch unser familiäres Umfeld Berücksichtigung bei unseren Überlegungen zum Startzeitpunkt. So war es nicht einfach, ein passendes Zeitfenster zu finden, in dem wir sowohl für die Eltern als auch für den Nachwuchs entbehrlich sein würden.

Doch im Juli 2015 war es endlich so weit. Eine Radreise über mehrere Jahre durch mehrere Kontinente hatte begonnen. Wir wollten mit dem Fahrrad um die Welt reisen.

In diesem Artikel schildern wir den Plan zu dieser Radreise und erwähnen die vielen Abweichungen und Plan-Änderungen, die sich unterwegs ergeben haben.

 

Inhalt

 

Der Plan für die Reiseroute

Von Deutschland wollten wir starten und über Balkan, Kaukasus und Zentralasien bis nach Südostasien radeln und von dort über Australien und Neuseeland Richtung Südamerika weiter reisen. Möglichst wenige Flüge sollte unsere Route enthalten. Das schont die Reisekasse und unsere Nerven.

Die Umstände haben uns aber letztendlich mehr Flüge aufgezwungen, als wir eingangs geplant hatten.  Das beeinträchtigte die von uns angestrebte Umweltverträglichkeit auf der Reise etwas. Doch das erhöhte auch den Abenteuer-Faktor und bescherte uns so manches spannendes Erlebnis.

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Insgesamt hatten wir den Plan im Hinblick auf die Streckenführung von Anfang an sehr grob gehalten, um uns nicht den Spielraum für spontane Empfehlungen der Einheimischen oder aufgezwungene Änderungen zu verbauen. So blieben wir flexibel. Diese Herangehensweise hat sich auch bewährt.

Beispielsweise haben wir Georgien und Armenien nachträglich in die Route mit aufgenommen, weil es in der Türkei unmöglich war, ohne Referenznummer ein Visum für den Iran zu beantragen. Und ohne Visum hätten wir schließlich nicht von der Türkei in den Iran reisen können. In der georgischen Stadt Batumi war die Visa-Beschaffung dann ohne Referenznummer möglich und unsere Einreise von Armenien in den Iran verlief reibungslos.

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Ebenso sah unser Plan ursprünglich vor, von Kirgistan über China nach Vietnam zu fahren. Weil die Visa-Beschaffung für China unterwegs in Zentralasien in 2016 jedoch unmöglich war, hatten wir unsere Route auch hier geändert und stattdessen Indien, Nepal und Myanmar integriert.

Und auch Myanmar mussten wir kurze Zeit später wieder aus unserem Plan streichen, weil die für eine Einreise per Fahrrad erforderlichen MTT-Permits mittlerweile extrem teuer geworden sind (wir sollten 350 US-$ bezahlen) und keine Weiterreise nach Thailand erlaubten (die Ausreise sollte über dieselbe Grenze erfolgen; in unserem Fall also zurück nach Indien).

Aber auch innerhalb der Reiseländer ergaben sich so einige Änderungen:

Der ungewöhnlich nass-kalte argentinische Winter bewog uns zu einer mehrmonatigen Reisepause in der Stadt Resistencia in der Provinz Chaco, wo wir dann auch viel aufgeschobene Arbeit an unserem Blog abarbeiten konnten.

Kurze Zeit später änderten wir auch unsere geplante Route auf der Carretera Austral im chilenischen Teil Patagoniens, weil uns die Einheimischen eine viel interessantere Streckenführung ans Herz legten.

Trampen mit GipsarmDie größte Planänderung war aber sicher mein Verkehrsunfall im September 2019 in Bolivien. Das Handgelenk war gebrochen und ich musste operiert werden. Für 12 Monate trug ich eine Titanplatte mit 5 Schrauben im linken Handgelenk und musste im Anschluss an die OP 3 Monate Radelpause einlegen. Unsere Durchreise durch Peru hatte dieses Handicap jedenfalls ordentlich durcheinander gebracht.

 

Jahreszeiten und Aufenthaltsbestimmungen

Innerhalb der einzelnen Länder verlief unsere Reiseroute entlang vieler Sehenswürdigkeiten oder durch herausragende Landschaften. Die geplanten Fahrstrecken in km haben wir durch Kürzung bei Bedarf immer auf die Klimadaten der Länder abgeglichen, um Wetterextreme möglichst zu umgehen (der Pamir-Highway im Winter oder Malaysia in der Regenzeit: Das wäre schlecht für eine Radreise mit Zeltübernachtung).

Natürlich gab es auch Beschränkungen durch die Aufenthaltsbestimmungen einzelner Länder: China zum Beispiel erlaubte (seinerzeit) maximal 30 Tage Aufenthalt; das reicht kaum, um dieses riesige Land ausgiebig kennenzulernen. Wenige Jahre zuvor waren noch 90 Tage möglich.

Unsere Weltreise mit dem Fahrrad - Der Plan

© OpenStreetMap-Mitwirkende

Der Plan für die Reisedauer

Wir wollten uns Zeit lassen zum Erleben von Land und Kultur. Unser Tagespensum liegt durchschnittlich bei 50 km pro Tag. Das wussten wir aus der Erfahrung auf unseren bisherigen Radreisen. So benötigten wir von Deutschland bis Indonesien auch tatsächlich über 2 Jahre. Insgesamt wollten wir die Reise auf maximal 5 Jahre begrenzen, denn unsere Auslands-Krankenversicherung war auf genau diesen Zeitraum begrenzt.

Wäre da nicht die Corona-Pandemie gewesen, hätten wir diese 5 Jahre auch tatsächlich genutzt. Doch so mussten wir im März 2020 die Reise vorzeitig beenden und schafften es gerade so aus eigener Kraft und mit mehreren Flügen von Mexiko über Kanada und Frankreich bis nach Deutschland.

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Die Fahrräder

Hier waren wir kompromisslos: Stabile Reiseräder mit Stahlrahmen, hochwertigen Komponenten und einfacher Technik gewährleisten lange Lebensdauer und gute Ersatzteilversorgung weltweit. Der nahezu gleiche Aufbau unserer beiden Fahrräder reduzierte den mitzunehmenden Ersatzteil-Umfang und das Werkzeug auf ein Minimum. Bis auf ein paar Kleinigkeiten haben die Fahrräder sich auf der Reise bewährt. Den Aufbau unserer Reiseräder und unsere Erfahrungen unterwegs haben wir detailliert beschrieben:

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Der Plan für Unterkünfte und Verpflegung

Zelten auf dem Salzsee Salar de UyuniWie gewohnt aus den vergangenen Jahren, reisten wir mit Zelt und Schlafsack. Das erhöht den Abenteuer-Faktor und schont die Reisekasse. Ob und wo wir alternative Unterkünfte aufsuchen würden, wollten wir immer spontan unterwegs entscheiden. Und tatsächlich war das die richtige Strategie.

In vielen buddhistischen Ländern zum Beispiel waren Übernachtungen auf dem Tempelgelände möglich, in Indonesien empfahlen uns die Locals die Räumlichkeiten der Verkehrspolizei und in Argentinien war die Freiwillige Feuerwehr (die Bomberos) oft eine gute Adresse für einen sicheren Schlafplatz.

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Preiswerte ÜbernachtungsplätzeIn der tropischen Hitze in Äquatornähe suchten wir stets nur einen luftigen Unterstand für unser Moskitonetz, weil uns das Zelt viel zu heiß war.

Und als feste Unterkünfte haben wir später die privaten Übernachtungsnetzwerke Warmshowers und Couchsurfing abgesucht, sobald es uns zu gefährlich war, per Zelt zu übernachten.

Jedes Reiseland war im Hinblick auf die Schlafplatzsuche Neuland für uns. In der Regel befragten wir in den ersten Tagen die Einheimischen und erhielten wertvolle Empfehlungen für geeignete Übernachtungsplätze.

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Kochen und Verpflegung

Campingkocher TrangiaZum Kochen hatten wir den geliebten (wenn auch relativ gewichtigen) Trangia-Spirituskocher mit, samt Erweiterung um den Optimus Nova Benzinbrenner. Sollte also Spiritus nicht erhältlich sein oder wegen Kälte und Höhe nicht mehr genug Heizleistung liefern, dann konnten wir auf Benzin umsteigen. Damit war Brennstoffmangel auch in abgelegenen Gegenden nahezu ausgeschlossen.

Tatsächlich haben wir den Benzin-Brenner aber nie einsetzen müssen. Gab es keinen Spiritus, konnten wir uns aus der Straßenküche bedienen. Und auch Kälte und dünne Luft in Hochgebirgslagen waren kein Problem für das Kochen mit Spiritus. Trotzdem war es gut, eine Backup-Lösung dabei zu haben.

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Der Plan zu Kommunikation und Elektronik

Dieses Thema hatte unerwartet viel Zeit in Anspruch genommen im Rahmen der Vorbereitung:

  • der Aufbau eines Smartphones samt Bluetooth-Mini-Tastatur zum mobilen Büro
  • die Suche nach den richtigen Apps für Bildbearbeitung, Textverarbeitung, Navigation, Tracking, VPN-Client, digitale Unterschriften, usw.
  • die Speicherfrage für Foto und Video (SD-Karten, HDD-Festplatte, Cloud)
  • das Sicherheitskonzept (Backup, Passwortschutz, Notfall-Management)
  • der Internetzugang außerhalb Europas
  • das Energie-Management vom Nabendynamo bis zu den vielen neuen Verbrauchern …

… all das war auf unseren „kleinen“ Radreisen nie ein Thema. Da brauchten wir das alles nicht. Jetzt aber schon. Denn Visa-Beschaffung, Flugbuchung, Recherche über das nächste Reiseland von unterwegs, Online-Banking, das Bloggen und viele weitere Jobs ließen sich nur mit der eigenen Elektronik und einer Internet-Verbindung bewerkstelligen.

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Und nach 2 Jahren auf Reisen hatten sich so ziemlich alle Geräte verabschiedet und mussten ersetzt werden: Die Kamera wurde uns in Indien gestohlen, der Camcorder gab den Geist auf, das Smartphone musste in Nepal erneuert werden und mit dem neuen Smartphone gab es Probleme in der Konnektivität zu unserer Bluetooth-Minitastatur. Diesen Umstand haben wir dann auch genutzt, um für unsere Büro-Organisation vom Smartphone auf ein gebrauchtes Netbook  aus zweiter Hand umzusteigen.

Dieses Thema hielt uns dann aber auch weiterhin in Atem:

Irgendwann hatte sich der Akku im Netbook verabschiedet und ein Betrieb war nur noch mit Netzstrom möglich. So mussten wir uns in Buenos Aires einen neuen Akku kaufen. Und diesen passenden Akku mussten wir erst einmal finden.

Auch die veraltete Hardware im Netbook bereitete uns zunehmend Probleme. Die Wartezeit bei der Nutzung vieler Programme wurde immer länger und es kam immer häufiger zu Abstürzen oder einer Inkompatibilität zwischen einem Software-Update und der alten Hardware.

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Der Plan und die Realität

Für lange Zeit per Fahrrad zu reisen, war nicht neu für uns. Denn 2014 waren wir für 7 Monate in Großbritannien und Irland unterwegs und hatten vieles schon getestet. Aber quer durch die Kontinente und mehrere Jahre Reisezeit, das war noch mal eine Nummer größer.

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Wir wussten natürlich, dass Planung und Realität zwei verschiedene Welten sind. Daher betrachteten wir unseren Plan immer nur als grobe Orientierung und ließen die Dinge auf uns zukommen. Diese Vorgehensweise hatte sich als richtig erwiesen. Denn die lange Liste unserer Plan-Änderungen und Improvisationen zeigt, wie massiv höhere Gewalt und äußere Umstände eine sorgfältige Planung durcheinander kegeln können.

Im Großen und Ganzen ist der Plan dann aber tatsächlich Realität geworden: So waren wir fast 5 Jahre auf Tour, haben 37 Länder bereist und sind 37.000 km geradelt. Die Corona-Pandemie zwang uns am Ende zum vorzeitigen Abbruch. Seitdem schwelgen wir in den Erinnerungen und schreiben weiter auf diesem Blog über unsere Erlebnisse und Erfahrungen.

 

Die Reiseberichte

Natürlich haben wir unsere Erlebnisse niedergeschrieben und auf unserem Blog veröffentlicht. Dabei findest du zu jedem Aufenthalt in einem Land einen separaten Reisebericht. Unserer Reiseberichte in chronologischer Reihenfolge:

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