In tropischen Regionen bekommst du Ficus-Arten zu sehen, deren Stamm und Wurzelwerk spektakulär aussehen: die Arten der Würgefeige. Ihr wildes Geflecht aus Wurzel-artigen Stämmen windet sich um den Stamm eines anderen Baumes, Luftwurzeln wachsen hinunter bis in den Boden und das Wurzelwerk sieht aus wie die Fangarme einer Krake. Doch so faszinierend und anmutig diese Bäume auch aussehen mögen, für ihren Wirtsbaum sind sie der sichere Tod.
Wie entsteht dieser Ficus? Wo findet man ihn? Und was macht ihn so gefährlich? Wir haben den Würgefeigenbaum auf unserer Radreise um die Welt in vielen tropischen Ländern erlebt und beschreiben in diesem Artikel die Besonderheiten dieser außergewöhnlichen Feige. Dabei behandeln wir auch die Kultivierung der Würgefeige als Zimmerpflanze.
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Inhaltsübersicht
- Die botanische Einordnung der Würgefeige
- Entstehung der Würgefeige
- Wachstum der Würgefeige
- Der Nutzen der Würgefeige
- Wo du die Würgefeige findest
- Andere Feigen-Arten
- Die Birkenfeige
- Der Gummibaum
- Die Kaktusfeige
- Die Würgefeige als Zimmerpflanze oder Bonsai
- Pflege-Tipps für die Würgefeige
Die botanische Einordnung der Würgefeige
Botanisch zählen die Würgefeigen (Ficus Aurea, Ficus Benghalensis und andere) zu den “Feigen” und diese wiederum zu den “Maulbeergewächsen”. Insgesamt finden sich in der großen Gattung “Feigen” tatsächlich mehrere hundert verschiedene Arten, teils Bäume, Sträucher, aber auch Kletterpflanzen.
So zählen neben den Würgefeigen und der “Echten Feige” mit ihren essbaren Früchten auch die uns allen bekannten Zierpflanzen Birkenfeige, Gummibaum und Kletterfeige zu dieser Pflanzengattung.
Weil die Würgefeige aber nur in tropischem Klima gedeiht, ist sie den meisten unter uns unbekannt und wir erleben sie nur auf Reisen in exotische Länder.
Entstehung der Würgefeige
Die Liste der Besonderheiten beginnt bei der Würgefeige schon mit der Platzierung der Samen: Vögel, Affen, Fledermäuse oder andere Säugetiere fressen die süßen Früchte einer Würgefeige und scheiden die unversehrten Samen der Feige mit dem Kot wieder aus. Fällt dieser Kot zufällig auf den Ast eines anderen Baumes, dann begünstigt die schleimig klebrige Samenhülle, dass dieser Same auf dem Ast haften bleibt und als Aufsitzerpflanze (Epiphyt) keimt. Stehen dem Keim an Ort und Stelle ausreichend Nährstoffe zur Verfügung (z. B. Humus), beginnt das Wachstum. Eine Würgefeige entsteht. Und sie wächst auf dem Ast vor sich hin. Sie schickt Luftwurzeln zum Erdboden und platziert derweil ihr Blattwerk weit oben zwischen den hohen Baumwipfeln.
Damit erhält sie auf äußerst effektive Weise sehr frühzeitig in ihrem Wachstum Zugang zu den drei lebenswichtigen Dingen: Licht, Wasser und Nährstoffe. Ihre Überlebenschance gegenüber anderen jungen Pflanzen um sie herum ist sehr viel größer, weil sie ihr Blattwerk ja schon zu Beginn weit oben entfalten kann. Also da, wo das meiste Licht verfügbar ist.
Andere Pflanzen, die eben auf dem Waldboden keimen, benötigen dafür viele Jahre oder sterben vorzeitig ab, weil die älteren, größeren Gewächse mit ihrem Blattwerk schon zuviel Licht nehmen. Der Konkurrenzkampf um das Licht ist sehr hart und erbarmungslos im Regenwald.
Mit dieser Strategie ist die Würgefeige übrigens nicht alleine. Viele Moose, Flechten, Farne und andere Pflanzen sind ebenfalls Epiphyten. In manchem Regenwald besteht sogar die Hälfte der Botanik aus solchen Aufsitzerpflanzen. Doch lediglich die Würgefeige ist für den Wirtsbaum tödlich:
Wachstum der Würgefeige
Die Luftwurzeln wachsen zu dicken Stämmen, sobald sie sich aus dem Erdreich mit Nahrung und Wasser versorgen können und bilden mit der Zeit ein enges Geflecht um den Stamm ihres Wirtsbaumes.
Anfangs helfen die Luftwurzeln dem Wirtsbaum als zusätzliche Stabilität, zum Beispiel als Schutz vor Entwurzelung bei schweren Stürmen. Doch allmählich wird der Wirtsbaum durch das enge Geflecht in seinem Dickenwachstum eingeschränkt und hat zunehmend Schwierigkeiten, den Wasser- und Nährstoff-Haushalt für die Baumkrone aufrecht zu erhalten.
Zusätzlich beschattet das üppige Blattwerk der Würgefeige die Blätter des Wirtsbaumes, der dadurch mit der Zeit immer weniger Licht abbekommt. Die Konsequenz: Der Wirtsbaum stirbt ab.
Dieser Prozess dauert einige Jahre. Der Wirtsbaum verrottet und dient der wachsenden Würgefeige jetzt auch noch als zusätzlicher Nährstoffspeicher. Übrig bleibt am Ende ein hohles Geflecht von vielen dicken und dünnen Stämmen, die an manchen Stellen auch miteinander verwachsen. Nicht selten gleicht es einer geflochtenen Röhre. Die Würgefeige kann jetzt ohne ihren Wirtsbaum weiterleben, weil ihr Stammwerk ausreichend Tragkraft hat.
Der Nutzen der Würgefeige
So grausam und brutal die Würgefeige auch für den Wirtsbaum sein mag, sie hat lediglich eine äußerst erfolgreiche Überlebens-Strategie im harten Konkurrenzkampf um Licht, Wasser und Nährstoffe entwickelt.
Darüber hinaus bietet sie vielen Waldtieren einen sicheren Unterschlupf (im stark verzweigten Wurzelgeflecht und im hohlen Stamm) und dient als üppige Nahrungsquelle (süße Beeren).
Außerdem verhindert sie im Sturm als zusätzliche Stütze die vorzeitige Entwurzelung schwächerer Wirtsbäume, was nach einem Zyklon im Lamington National Park (Queensland, Australien) tatsächlich nachgewiesen werden konnte.
Das sensible Ökosystem in Australien
Wo du die Würgefeige findest
Die tropischen und subtropischen Regionen aller Kontinente sind der Lebensraum der Würgefeigen. Wir selber haben auf unserer Radreise um die Welt vor allem in den Ländern Südostasiens unglaublich viele Exemplare der Würgefeige erlebt. Sie sehen meist spektakulär aus und sind sehr fotogen.
Besonders außergewöhnlich und daher sehr bekannt sind die Exemplare im Khmer-Tempel Wat Ta Prohm in der Khmer-Tempelanlage Angkor Wat in Kambodscha. Daher diente diese Tempelanlage samt der Feigenbäume auch schon als Filmkulisse, zum Beispiel im Film “Tomb Raider” mit Angelina Jolie in der Hauptrolle.
Die Khmer-Tempel von Angkor Wat in Kambodscha
Buddhistische Tempel & Buddhismus
Tipps für Radreisen in Kambodscha
Andere Feigen-Arten
Weit weniger spektakulär aber dennoch beliebt sind die “gewöhnlichen Feigen”, die als Zierpflanzen (z. B. Gummibaum und Birkenfeige) oder Futterpflanzen (in Südeuropa) gehalten werden. Die Früchte mancher Feige (z. B. der Echten Feige, Ficus carica) sind sogar essbar und werden zu Delikatessen verarbeitet. So bereicherten die reifen und süßen Feigen entlang unserer Reiseroute in Kroatien, Montenegro und Albanien unsere Speisekarte. Allerdings ist Vorsicht geboten: Feigen wirken abführend und das kann bei übermäßigem Verzehr zu unangenehmen Begleiterscheinungen führen.
Wenn die Klimaerwärung weiter ungebremst voranschreitet, wird die Kultivierung der essbaren Feigen auch in absehbarer Zeit in unserer Heimat möglich sein. Die wenigen, scheinbar reifen Früchte an unserer Gartenfeige waren bisher allerdings noch nicht genießbar.
Die Birkenfeige
Zu den beliebtesten Zierpflanzen zählt bei uns sicher die Birkenfeige, Benjamin-Ficus. In der Natur kommt sie in vielen tropischen Regionen vor (Südasien, Südostasien, Australien, usw.), bei uns gedeiht sie als Zimmerpflanze.
Was allerdings die wenigsten wissen: Weil die Pflanze schwach giftig ist und Allergien (Naturkautschuk) auslösen kann, ist beim Beschneiden und beim Kontakt zwischen Kindern und Pflanzenteilen oder im Hinblick auf Haustiere Vorsicht geboten. Andererseits bedient sich die Naturheilkunde der Pflanzensäfte des Feigenbaumes zur Behandlung einiger Krankheiten und Leiden.
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Der Gummibaum
Ebenfalls als Zierpflanze erfreut sich der Gummibaum (Ficus elastica, auch Indischer Kautschukbaum) bei uns großer Beliebtheit. Auch diese Feigenart entwickelt, so wie die Würgefeige, Luftwurzel und kann mit seinen Blattwurzeln bei entsprechender Größe sehr spektakulär in Erscheinung treten. Und auch hier besteht bei Kontakt mit dem Pflanzensaft (Natur-Kautschuk) Gefahr für Allergiker.
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Die Kaktusfeige
Auch wenn es der botanische Name einsuggeriert: Die Kaktusfeige (Opuntia ficus-indica) zählt nicht zu den Feigen bzw. Maulbeergewächsen, sondern zu den Kakteengewächsen (Cactaceae). Deren Früchte sind essbar und wegen ihrem hohem Vitamin- und Mineralstoffgehalt sehr gesund, aber die Handhabung derselben erfordert etwas Sorgfalt im Umgang mit den Stacheln. Die verschleppt man sonst nämlich leicht in Haut, Lippe oder sogar Zunge. Das kann sehr unangenehm werden, wie wir selber in Griechenland erfahren durften. In Mexiko werden auch die jungen Kakteenblätter entstachelt und als Gemüse verzehrt (Nopales).
Unser Video über Nopales auf YouTube (externer Link)
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Die Würgefeige als Zimmerpflanze oder Bonsai
Bei entsprechender klimatischer Umgebung (höhere Temperatur, ausreichend Licht) gedeiht eine Würgefeige auch bei uns als Topf- bzw. Zimmerpflanze und eignet sich als Bonsai. Und bei passender Luftfeuchtigkeit bildet sie sogar Luftwurzeln aus.
Allerdings lässt sich das Wachstum als Aufsitzerpflanze zum Beispiel auf einem Stein nur mit viel Aufwand und Pflege realisieren und es braucht einen langen Atem. Dafür belohnt dich die Würgefeige eben mit einem außergewöhnlichen Erscheinungsbild.
Besonders beliebt ist in dieser Hinsicht die Bengalische Würgefeige (Ficus Benghalensis). So ist die Beschaffung der Samen kein Problem und du findest Anleitungen und Tipps zur perfekten Pflege in Hülle und Fülle.
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Pflege-Tipps für die Würgefeige
Für die Anzucht der Samen benötigst du Anzuchterde, einen sonnigen, windgeschützten Standort und Temperaturen von 22 – 25 °C. Halte die Erde feucht, aber vermeide Staunässe.
Versorge die Anzucht nach den ersten 6 Monaten regelmäßig mit Kübelpflanzendünger (Düngepause: Oktober – März). Mische nach Belieben Tongranulat, Pinienrinde oder Bimskies unter. Soll die Pflanze klein und kompakt wachsen, solltest du sparsam düngen.
Sorge auch im Winter für einen hellen Standort und mindestens 15 °C. Vermeide aber Heizungsluft. Beste Zeit zum Umtopfen ist das Frühjahr. Achte regelmäßig auf Schädlingsbefall (Schildlaus, Spinnmilbe, usw.).
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