Bevor du dich auf den ersten Klettersteig begibst, solltest du dich mit den Klettersteig-Gefahren hinreichend auseinandergesetzt haben. Denn sonst droht schnell eine Überforderung oder sogar eine ernste Gefahr für Leib und Leben.
Wir beschreiben in diesem Artikel alle Klettersteig-Gefahren und Risiken, mit denen du auf deinen Unternehmungen in den Bergen konfrontiert wirst und geben Tipps zum richtigen Verhalten.
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Inhaltsübersicht
Klettersteige
Klettersteige sind besonders gesicherte Passagen im Gebirge, die deutlich anspruchsvoller als normale Wanderwege sind. Sie ermöglichen einem Bergwanderer den Zugang in schwierigeres Terrain.
Einstieg ins Klettersteig-Gehen
Dabei gewährleisten die Sicherungen (Trittstufen, Drahtseile, usw.) eine gefahrlose Begehung unter der Voraussetzung, dass eine Klettersteig-Ausrüstung zum Einsatz kommt. Doch diese „Sicherheit“ wird oft missverstanden:
Der Schein der Sicherheit
Es ist ein verbreiteter Irrglaube, dass die Absicherung über ein Klettersteigset die Garantie für die Vermeidung der Klettersteig-Gefahren darstellt. Doch es schützt dich lediglich vor dem sicheren Tod im Falle eines Absturzes.
Denn: Verlierst du den Halt, stürzt du mehr oder weniger tief und heftig, je nachdem, wo du dich an der Drahtseilsicherung gerade befindest. Und das können im Extremfall 5 m sein.
Ein modernes Klettersteigset bremst den freien Fall theoretisch zwar sehr verletzungshemmend ab, doch wenn du beim Absturz noch mit voller Wucht gegen die Felswand prallst, erleidest du trotzdem heftige Verletzungen.
Die wenigsten Bergwanderer werden im Vorfeld in einer Kletterhalle das kontrollierte Stürzen ins Seil trainiert haben (was bei Toprope- und Vorstiegs-Kletterern durchaus üblich ist). Und selbst dann bleibt noch ein Restrisiko für größere Verletzungen.
Aus dieser Erkenntnis erwächst der Anspruch an den Klettersteig-Geher: Er darf nur Klettersteige begehen, deren Schwierigkeitsgrad er kontrolliert bewältigen kann. Ist er überfordert, besteht Gefahr für ihn und seine Gruppe.
Doch es gibt noch viele andere Klettersteig-Gefahren. Wir haben all diese Gefahren im Folgenden zusammen gestellt:
Die vielen Klettersteig-Gefahren
Klettersteige sind in aller Regel eine Erweiterung auf Bergwanderungen. Folglich sind bei der Begehung von Klettersteigen nicht nur die Klettersteig-Gefahren zu beachten, sondern auch die üblichen Gefahren beim Bergwanderungen.
Die Gefahren, die sich zusätzlich aus der Begehung von Klettersteigen ergeben, findest du in der folgenden Auflistung:
- Qualität der Sicherungen: Manchmal sind die Sicherungen veraltet und in schlechtem Zustand. Infos über den Zustand der Sicherungen findest du oft in den detaillierten Beschreibungen der Klettersteige im Internet.
Meide Klettersteige, deren Sicherung als brüchig und reparaturbedürftig beschrieben werden.
- Brüchiger Fels: Ist der Fels brüchig und verwittert, ist mit Steinschlag zu rechnen. Kletterhelme schützen hier nur bedingt.
Achte auf ausreichenden Abstand zum Vorgänger und warne deine Kletter-Kollegen, wenn dir brüchiger Fels auffällt. Achte auf einen kontrollierten Tritt, um selber keinen Steinschlag auszulösen.
- Abstand zum Vorgänger: Fehlt der Sicherheitsabstand, gefährdet ein Sturz auch den Nachgänger.
Halte daher auf vertikalen Steigstrecken mehrere Meter Abstand und auf horizontalen Strecken einen Seilabschnitt Abstand.
Bei Gruppen-Touren sollten im Vorfeld klare Abstands-Regeln besprochen werden, an die sich unterwegs alle halten müssen.
- Unbedachter Tritt: kann Steinschlag auslösen (siehe oben) oder unerwartetes Wegrutschen begünstigen. Übe deine Trittsicherheit am besten schon weit vor dem ersten Klettersteig im Rahmen von Bergwanderungen: die passende Stelle im Fels finden, den Schuh gezielt dort absetzen und belasten und dann mit der nötigen Aufmerksamkeit wahrnehmen, ob deine Einschätzung für diesen nächsten Tritt richtig war. Liegst du hierbei oft daneben (und rutschst z. B. weg), solltest du unbedingt an deiner Trittsuche arbeiten.
- Überschätzung: Fehlt die Fähigkeit, die eigenen mentalen und körperlichen Leistungsgrenzen korrekt einzustufen, kann das im anspruchsvollen Klettersteig kritische Auswirkungen haben. Die meisten Klettersteige lassen nämlich nicht an beliebiger Stelle einen Abbruch zu. Du kannst dann nur weitergehen oder zurückgehen (was auf engen Einbahn-Klettersteigen für dich und die Nachgeher problematisch wird).
- Überforderung: Durch Überforderung im Klettersteig kann Erschöpfung oder gar eine psychische Blockade entstehen. Das gefährdet dich und auch deine ganze Truppe.
Steigere behutsam und mit Bedacht den Schwierigkeitsgrad deiner Klettersteig-Touren. Das gilt insbesondere bei Gruppen. Orientiere dich dabei immer am schwächsten Teilnehmer.
Informiere dich vor der Klettersteig-Begehung über alles, was dich dort erwartet. Und organisiere im Rahmen der Touren-Planung Alternativ-Routen mit reduziertem Anspruch, um im Zweifel ausweichen zu können.
- Gruppenzwang: Überforderung schwächerer Gruppen-Mitglieder kann ebenso Blockaden bewirken. Orientiere dich bei der Auswahl der Klettersteige und Schwierigkeiten stets am schwächsten Mitglied der Gruppe. Und beobachte unterwegs sehr aufmerksam, ob sich Mitglieder in der Gruppe überfordert fühlen oder durch dumme Sprüche anderer Teilnehmer gezwungen fühlen, gegen ihren Willen weiterzugehen. Schreite bei Bedarf ein.
- Verzerrtes Sicherheits-Bewusstsein: Das eingehängte Klettersteigset vermittelt schnell den Eindruck „mir kann nichts passieren“. Die daraus resultierende Unkonzentriertheit ist gefährlich.
Achte vor allem bei jüngeren Teilnehmern auf die erforderliche Konzentration und steuere bei Bedarf gegen.
- Fehlerhafte Bedienung der Ausrüstung: Der korrekte Umgang mit Klettergurt und Klettersteigset muss erlernt werden. Und zwar „vor“ der ersten Begehung eines waschechten Klettersteigs.
Organisiere den Besuch eines Kletterparks als Training im Umgang mit der eigenen Ausrüstung.
Als Vorbereitung auf anspruchsvollere Touren schadet ein solches Training auch bei widrigen Wetterverhältnissen nicht. Im Gegenteil. Dann lernst du den Umgang mit rutschigem Fels und nasskalten Fingern. Unser Tipp in NRW:Klettergarten im Landschaftspark Duisburg-Nord (externer Link)
- Fehlende Konzentration: Viel zu schnell wird man abgelenkt und ist dann nicht mehr voll bei der Sache. Daraus erwächst eine höhere Unfallgefahr.
Baue ausreichend große Pausen ein, um dich auch mental zu regenerieren. Trenne bewusst zwischen konzentriertem Klettern am Seil und entspanntem Genießen der Bergwelt. Alles zu seiner Zeit und am passenden Ort.
- Fehlerhafte Klettersteigsets: 2012 gab es nach einem tödlichen Unfall umfangreiche Rückrufaktionen einiger Hersteller für eine große Anzahl der damaligen Klettersteigsets: Materialermüdung machte die Ausrüstung unbrauchbar.
Informiere dich hierzu in unserem Artikel über die Klettersteig-Ausrüstung:
Klettersteig-Ausrüstung
- Fehlende Eignung von Klettersteigsets für Kinder: In Tests (DAV Panorama 4/2011) wurde festgestellt, dass viele Klettersteigsets bei leichtgewichtigen Personen nicht wirkungsvoll abbremsen.
Achte beim Kauf der Klettersteigsets auf die Eignung für das Gewicht der betreffenden Personen.
- Verschleiß am Klettersteigset: durch häufige Nutzung und Witterungseinwirkung ermüdet das Material und die erwartete Funktion geht mit der Zeit verloren. Leider sieht man das einem Klettersteigset nicht an. Es gibt aber Richtwerte für die Lebensdauer.
Achte auf einen Verschleiß-schonenden Umgang mit deiner Ausrüstung und vermeide unnötige Belastungen (Sonneneinstrahlung, Regen, Schmutz, usw.). Beurteile den Zustand deiner Ausrüstung nach eigenem Ermessen und erneuere die betreffenden Teile im Zweifel rechtzeitig.
- Sitzgurt und schwerer Rucksack: Trägt man einen schweren Rucksack, liegt der Schwerpunkt weit oberhalb des Sitzgurtes und es besteht die Gefahr, im Sturz hintenüber zu kippen. Hier ist ein Kombigurt sicherer. Dessen Einhängepunkt liegt im Brustbereich. Alternativ kannst du Sitzgurt und Brustgurt kombinieren.
Baue Klettersteig-Begehungen als Tagestouren ohne Gepäck in deine Bergwanderungen ein. Dann bleibt dein Gepäck auf der Hütte und dein Schwerpunkt liegt weiter unten.
Deponiere die schweren Gegenstände in deinem Rucksack stets an der tiefsten Stelle, wenn du doch mit schwerem Gepäck in den Klettersteig gehst.
- Weiterverwendung eines Klettersteigsets nach einem Sturz: Ist die Naht am Bandfalldämpfer gerissen, ist das Set nicht mehr sicher. Bei geringstem Zweifel solltest du nach einem Sturz ein neues Klettersteigset kaufen.
- Blitzschlag im Gewitter: Die leitenden Drahtseile der Seilsicherung sind eine zusätzliche Gefahr.
Halte bei Klettersteig-Touren stets die Wettervorhersage im Auge und wähle im Zweifel ein Alternativ-Programm (nicht nur bei Gewitter-Neigung). In der Regel ist eine kurzfristige Rückkehr aus einem Klettersteig kaum realisierbar. Wenn dich das schlechte Wetter dann mittendrin erwischt, wird es schnell unangenehm und gefährlich.
- Regen: Der Fels wird rutschig und die Absturzgefahr wächst. Lege die Begehung der Klettersteige auf regenfreie Tage. Auch Raureif und Frühnebel sind in dieser Hinsicht gefährlich.
Fazit zu den Klettersteig-Gefahren
Viele der oben erwähnten Gefahren lassen sich ausschließen, wenn im Rahmen der Touren-Vorbereitung alles bedacht wurde. Trotzdem bleiben noch genug Risiken für unerwartete Gefahren unterwegs. Auf deren Bewältigung solltest du also vorbereitet sein. Besonders anspruchsvoll ist in dieser Hinsicht der Umgang mit der Dynamik in Gruppen und unter Kindern.
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