Hast du auf Bergwanderungen im Hochgebirge keine Schwierigkeiten mit steileren Kletterpassagen und hast Kondition, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, dann darfst du dich ruhigen Gewissens dem Einstieg ins Klettersteig-Gehen widmen.
Was dabei alles zu beachten ist und wie du deinen Einstieg ins Klettersteig-Gehen am besten organisierst, beschreiben wir in diesem Artikel.
Inhaltsübersicht
- Was sind Klettersteige
- Deine Klettersteig-Ausrüstung
- Dein Einstieg ins Klettersteig-Gehen
- Dein Verhalten im Klettersteig
- Sicherheit im Klettersteig
- Klettersteig-Tourenplanung
Was sind Klettersteige
Manche Wege oder Routen im Gebirge sind derart anspruchsvoll, dass die Begehung eher dem Klettern als dem Bergwandern entspricht.
Um sich an solchen Stellen beim Bergwandern nicht einer übergroßen Gefahr auszusetzen, werden sie mit künstlichen Sicherungen ausgestattet. Das können Trittstufen, Drahtseile, Stahlbolzen, Haken oder ähnliche Elemente sein. Sie werden fest im Fels verankert und stehen für die Zukunft dauerhaft zur Verfügung.
An den meisten dieser Sicherungen kannst du dich einhängen und bist dann gegen einen Absturz in die Tiefe gesichert. Vorausgesetzt, du hast eine Klettersteig-Ausrüstung dabei:
Deine Klettersteig-Ausrüstung
Für die Begehung der Klettersteige benötigst du im Wesentlichen einen Kletterhelm, einen Klettergurt und ein Klettersteigset. Bevor du jedoch in Ausrüstung investiert, lohnt sich ein Schnupperkurs in einem Kletterverein oder einer Sektion des Deutschen Alpenvereins (externer Link).
Dort gewinnst du nämlich einen ersten Eindruck vom Anspruch beim Klettersteig-Gehen und du erlernst die korrekte Handhabung der Ausrüstung. Du merkst dort auch sehr schnell, auf welche Details du beim Kauf deiner Ausrüstung dann achten musst. Das erspart dir am Ende Fehlkäufe und Enttäuschungen.
Die gesamte Ausrüstung für die Begehung von Klettersteigen haben wir im Artikel Klettersteig-Ausrüstung sehr detailliert beschrieben. Wenn du also nicht gleich einen Kletter-Lehrgang belegen willst, findest du dort auch schon die wesentlichen Anleitungen.
Dein Einstieg ins Klettersteig-Gehen
Hast du dir dann die Klettersteig-Ausrüstung zugelegt (oder geliehen), kann es losgehen. Doch du musst nicht sofort in die Alpen fahren. Vielleicht gibt es leichte Klettersteige in deiner Region. Zum Einstieg ins Klettersteig-Gehen wäre das ideal.
In NRW beispielsweise gibt es den Landschaftspark Duisburg (externer Link): Auf einem ehemaligen Hüttengelände ist dort unter anderem ein Klettersteig-Parcours angelegt worden. Hier kannst du dich intensiv mit Ausrüstung und Klettertechnik auseinandersetzen. Unter anderem findest du hier auch Boulderwände.
Aber es gibt noch weitere Einrichtungen zum Üben in Deutschland. Sogar einige Kletterparks bieten mittlerweile einen Indoor-Klettersteig an.
Doch ganz gleich, wohin du auch gehst: Starte zunächst mit einfachen Klettersteigen. Denn der Umgang mit Klettergurt und Klettersteigset muss zunächst einmal zur Routine werden. Das betrifft das korrekte Anlegen des Gurtes, die Bedienung der Karabiner, den Einsatz der Sicherungsseile und vor allem deinen mentalen Umgang mit anspruchsvollem Gelände, zum Beispiel steilen Felswänden.
Betrachte den Klettersteig aber nicht als Mutprobe und nutze ihn nicht zum Austesten deiner Grenzen. Das bringt nur dich und deine Kameraden in Gefahr. Wage den Schritt in einen Klettersteig mit höherem Anspruch erst, wenn du dich klettertechnisch und mental dazu bereit fühlst.
Dein Verhalten im Klettersteig
Sobald du mit dem Klettersteigset routiniert umgehen kannst, folgt der nächste Schritt: Die Auseinandersetzung mit den Verhaltensregeln im Klettersteig:
Betrachte die Sicherungs-Elemente nicht als vollständigen Ersatz für den Fels. Versuche also immer, Tritte und Griffe am Fels derart sorgfältig zu setzen, dass du (in Gedanken) auch ohne Sicherung sicher vorankommst. Soll heißen: Hänge dich nicht ans Drahtseil, sondern platziere deine Griffe im Fels und nutze das Drahtseil lediglich zum Einhängen der Karabiner (solange der Fels das hergibt und du dich dabei sicher fühlst).
Die sichere Bewältigung von Klettersteigen setzt übrigens voraus, dass sämtlich Mitglieder der eigenen Wandergruppe mit dem Anspruch im Fels klarkommen. In diesem Rahmen darf sich also kein Gruppen-Mitglied zur Begehung eines Klettersteigs gezwungen fühlen.
Im Gegenteil: Wer die Begehung abbrechen will, weil er sich plötzlich nicht mehr sicher genug fühlt, der verdient Respekt und Gehör. Denn er vermeidet eine absehbare Überforderung und verhütet somit möglicherweise größere Komplikationen, von denen am Ende auch die Kameraden betroffen wären.
Womit wir beim Thema Sicherheit wären:
Sicherheit im Klettersteig
In der Regel bist du nicht alleine im Klettersteig unterwegs, sondern mit weiteren Kameraden oder in der Nähe anderer Bergwanderer. Vor diesem Hintergrund zählt dann nicht nur deine eigene Sicherheit, sondern auch die Sicherheit der anderen.
Daraus resultieren zunächst einmal Sicherheitsabstände zwischen den einzelnen Personen. Simuliere hierfür in Gedanken einen Sturz bei eingehängten Karabinern und überlege dir, in welcher Höhe der Stürzende am Ende baumeln wird. Dann weißt du, welcher Raum am Fels vor und hinter der Person frei bleiben muss, quasi als Sicherheitsabstand.
Auch eine Überbelastung der Sicherungs-Elemente gilt es zu verhindern. Deshalb sollte an einem Drahtseil zwischen zwei Befestigungsankern immer nur eine Person eingehängt sein.
Übrigens ersetzt die Klettersteig-Ausrüstung nicht die Konzentration auf den sicheren Tritt. Denn jedes Abrutschen kann mehr oder weniger große Verletzungen nach sich ziehen, selbst wenn du mit den Karabinern am Seil eingehängt bist.
So kannst du beispielsweise an einem senkrechten Aufstieg an der steilen Felswand (Foto) bis zu 5 Meter tief stürzen, wenn du am parallel verlaufenden Sicherungsseil gerade noch nicht den Karabiner auf das nächsthöhere Seilstück umgelegt hast und dann abrutschst.
Das eingehängte Klettersteigset verhindert also lediglich den Sturz in die Tiefe. Aber es schützt dich nicht vor Verletzungen. Darüber hinaus kann ein Klettersteigset auch schon durch einen einzigen Sturz irreparabel beschädigt werden. Ein Set mit Bandfalldämpfer zum Beispiel ist nach einem Sturz zerstört, auch wenn die Nähte nur ein Stück weit aufgerissen wurden.
Davon abgesehen bietet dir das zerstörte Klettersteigset für die verbleibenden Kletter-Passagen auf deiner Bergtour keine Sicherheit mehr. Du kannst oben im Berg schließlich keinen Ersatz kaufen.
Doch der Schutz anderer Personen im Berg geht noch weiter: Vermeide jede Art von Steinschlag, wenn du im Fels unterwegs bist. Schon der kleinste Kiesel kann heftige Kopfverletzungen verursachen, wenn er nur genug Schwung aus dem Fall mitbringt.
Zwar schützt der Kletterhelm den Kopf genau vor solchem Steinschlag, aber wenn die betreffende Person im Zeitpunkt des Aufpralls zufällig gerade nach oben schaut, nützt der beste Helm nichts.
In diesem Zusammenhang ist es auch sehr hilfreich, die unter einem befindlichen Personen sofort lautstark zu warnen, wenn man bemerkt, dass sich gerade Steine im Untergrund gelöst haben.
Wenn du selber dann einen solchen Warnruf von oben wahrnimmst, solltest du sofort das Gesicht unter dem Helm lassen und dich dicht an die Felswand schmiegen, um nicht unnötig viel Angriffsfläche für die herabfallenden Steine zu bieten.
Neben den oben erwähnten Gefahren gibt es noch eine ganze Menge mehr zu beachten, wenn Klettersteige begangen werden. Wir haben die Gefahren beim Bergwandern und beim Klettersteig-Gehen daher in separaten Artikeln detailliert behandelt:
Gefahren beim BergwandernGefahren im Klettersteig
Klettersteig-Tourenplanung
Nach den ersten Gehversuchen in einfachen Klettersteigen (siehe oben) bist du bereit für richtige Bergtouren und größere Klettersteige. Wie du solche Unternehmungen planst und organisierst, haben wir detailliert beschrieben: Klettersteig-Tourenplanung.
Ergänzend findest du im Artikel Planung von Bergtouren die Basics für die Vorbereitung jeder Art von Bergwanderung.
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