Gehörschutz beim Radfahren?! – Ja, das klingt erst mal albern. Doch wer schon einmal auf einer abschüssigen Strecke mit höherer Geschwindigkeit Richtung Tal geradelt ist und diesen ohrenbetäubenden Fahrtwind über sich ergehen lassen musste, der weiß sehr wohl, um was es hier geht.
Es geht um nichts Geringeres als den Erhalt unserer Hörfähigkeit, den Schutz unserer Ohren vor irreparablen Schäden. Denn wer oft schnell per Fahrrad oder E-Bike unterwegs ist, setzt seine Ohren einer gefährlich lauten Geräuschkulisse aus: den Windgeräuschen.
Wie entstehen Windgeräusche? Was macht sie so gefährlich? Und was hilft dagegen? Unsere Tipps zum perfekten Gehörschutz bei Fahrrad, Pedelec und E-Bike Fahrten.
* Dieser Beitrag enthält Werbelinks.
Inhaltsübersicht
- Unser Umgang mit Lärm
- Wie wir hören
- Windgeräusche beim Radfahren
- Schutz vor Windgeräuschen
- Andere Geräusche beim Radfahren
- Fazit zum Gehörschutz beim Radfahren
Unser Umgang mit Lärm
Zu hohe Lärmpegel und/oder zu lange Beschallung können das Ohr schädigen. Und diese Lärmschäden sind ohne Ausnahme irreparabel. Es gibt also keine Chance auf Heilung oder Regeneration.
Im Berufsleben trägt in der Regel der Arbeitgeber dafür Sorge, dass du nirgendwo einem zu hohen Lärmpegel ausgesetzt bist. Denn dort greifen die Vorschriften aus der Arbeitsstättenverordnung. Und da ist klar definiert, welcher maximale Schalldruckpegel am Arbeitsplatz erlaubt ist.
Doch im Freizeitbereich bist du für deine Ohren selber verantwortlich. Und das betrifft nicht nur den Besuch von Rockkonzert und Disko oder die Verwendung von Kopfhörern, sondern auch den Schutz vor Windgeräuschen beim Radfahren.
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Aber was genau ist so gefährlich an Windgeräuschen?
Wie wir hören
Geräusche sind mechanische Schwingungen, die durch die Luft übertragen werden. Gelangen solche Schwingungen (Schall) in unsere Ohren, dann werden sie dort in Nervenreize umgewandelt und in unserem Gehirn als Hörempfindung wahrgenommen.
Harmonische Klänge und mäßige Lautstärke empfinden wir dabei als angenehm, hässliche und überlaute Geräusche dagegen als Lärm, der uns in den Wahnsinn treiben oder sogar Hörschäden verursachen können (Schwerhörigkeit, Tinnitus, usw.).
Zu diesen hässlichen Geräuschen zählen auch die Windgeräusche, denen wir ausgesetzt sind, wenn wir uns per Fahrrad oder E-Bike fortbewegen:
Windgeräusche beim Radfahren
Wenn Fahrtwind an unseren Ohren vorbeistreift, entstehen Umströmungsgeräusche, verursacht durch den Volumenstrom der Luft und die Turbulenzen hinter dem umströmten Objekt, in diesem Fall dem Tragus, einer Knorpelerhebung vor dem Gehörgang. Der daraus resultierende Schalldruckpegel wächst dabei proportional zur 6. Potenz! der Strömungsgeschwindigkeit (*). Daran lässt sich leicht ablesen, dass der akustische Leidensdruck für Radfahrer und E-Bike-Fahrer mit zunehmender Geschwindigkeit extrem ansteigt.
(*) Berechnung der Schallintensität für eine Dipol-Schallquelle (Strömungsakustik)
Beim Auto schützen uns Fensterscheiben oder Windabweiser vor diesem Lärm, doch auf Fahrrad und E-Bike sind wir den Windgeräuschen schutzlos ausgeliefert.
Es kann sogar noch schlimmer kommen: Das Hörloch in unserer Unterziehhaube, der Helmriemen, unser Brillenbügel oder ein anderer Ohr-naher Gegenstand kann die Geräuschkulisse noch verstärken. Denn jedes Objekt erzeugt seinen eigenen Radau und die Geräusche überlagern sich.
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Doch was können wir gegen diese Windgeräusche tun?
Schutz vor Windgeräuschen
Unsere Augen können wir verschließen, unsere Ohren dagegen nicht. Die Evolution hat es so eingerichtet und sicher ist das auch gut so. Denn so bleiben wir wachsam, sogar in der Schlafphase. Eine Fähigkeit, die uns über Millionen Jahre das Überleben gesichert hat.
Zum Schutz vor Lärm und Gehörschäden müssen wir also bewusst nachhelfen: Entweder durch eine mechanische Barriere vor dem Gehörgang (Ohrstöpsel) oder durch Ablenkung der Luftströmung (Windabweiser).
Wenn es lediglich um den Schutz vor Windgeräuschen geht, ist der Windabweiser sicher die komfortablere Lösung. Zudem nehmen wir den normalen Verkehr um uns herum dann auch noch ungehindert wahr. Das wäre bei der Verwendung von Ohrstöpseln nicht selbstverständlich.
Doch wie genau muss so ein Windabweiser aussehen? Um das herauszufinden, kannst du während der Fahrt mit deiner Hand experimentieren: Positioniere ein oder zwei Finger dicht vor dem Ohr quasi als Windabweiser und achte auf die daraus resultierende Dämpfung der Windgeräusche. Du wirst überrascht sein, wie effizient das funktioniert.
Jetzt musst du lediglich versuchen, anstelle deiner Finger etwas anderes als Windabweiser dicht vor deinem Ohr zu positionieren. Zur Fixierung bietet sich da vor allem der vordere Riemen von deinem Fahrradhelm an (schon wieder ein Grund mehr, einen Helm zu tragen :) ). Entweder bastelst du dir nun deinen eigenen Windabweiser, oder wählst aus den käuflichen Produkten das passende heraus:
Cat-Ears Airstreamz sind Windabweiser, die an den vorderen Helmriemen fixiert werden. Sie unterdrücken die Windgeräusche sehr effektiv, sind aber nicht gerade preiswert.
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Windfree sehen aus wie Kopfhörer mit Kopfbügel und bieten guten Gehörschutz, wenngleich auch nicht jeder Käufer begeistert ist. Sie sind relativ teuer.
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Earbags sehen aus wie die Windfree Ohrschützer, sind aber eher Ohrwärmer als Gehörschutz. Wir führen sie hier dennoch auf, weil manch ein Radfahrer damit auch im Hinblick auf Windgeräusche zufrieden ist.
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Buff oder Stirnband: Positionierst du Buff oder Stirnband derart auf dem Kopf, dass dabei die Ohren vollständig bedeckt werden, wirkt der dichte Stoff als Windabweiser. Für den Sommer allerdings keine angenehme Lösung.
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Unterziehhaube: Sie wird im Winter als Kälteschutz unter dem Fahrradhelm getragen und wirkt in gewissem Rahmen ebenfalls als Windabweiser. Die kleinen Löcher im Bereich der Ohren sind gut gemeint, aber im Hinblick auf die Geräuschreduzierung kontraproduktiv. Verschließe diese Löcher mit Kleber. Und auch diese Unterziehhaube ist nur für die kalte Jahreszeit eine brauchbare Lösung.
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Eigenbau: Beschaffe dir dick gefütterten Stoff (gerne mit Fell, siehe Foto) oder etwas Ähnliches und fixiere davon einen Streifen am vorderen Helmriemen. Je dicker das Material, desto effektiver der Gehörschutz.
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Andere Geräusche beim Radfahren
Neben den Windgeräuschen können natürlich auch andere Schallquellen einen Gehörschutz beim Radfahren notwendig machen:
- Hohes Verkehrsaufkommen
- laute Hupen (z. B. in Georgien, Indien, Usbekistan, Australien)
- laute Reifen- und Fahrbahn-Geräusche
- Fahrzeuge mit hoher Geschwindigkeit
- viele LKWs mit lauten Motoren
- viele Autos mit defektem Schalldämpfer
- Nässe auf der Fahrbahn
- usw.
Hier nützt uns der Windabweiser nicht mehr viel. Hier ist tatsächlich eine mehr oder weniger effektive Abdichtung unserer Gehörgänge nötig. Das muss nicht schlecht sein, denn in der Industrie gibt es ja auch eine ganze Reihe von Gewerken, die Gehörschutz nötig machen und wo ein passender Gehörschutz sogar vorgeschrieben ist (siehe oben).
Im Idealfall blockiert der Gehörschutz dann lediglich die störenden bzw. schädlichen Geräusche, nicht aber unsere vollständige Hörwahrnehmung. So können wir beispielsweise noch Unterhaltungen führen, wenn auch mit stark gedämpftem Schalldruckpegel. Grob lassen sich die infrage kommenden Produkte dabei in zwei Gruppen unterteilen: Ohrstöpsel und Lamellenstöpsel.
Ohrstöpsel
Sie werden in gequetschtem Zustand ins Ohr einführt und passen sich dem Gehörgang dann durch Ausdehnung perfekt an. Sie sind mehrmals verwendbar, wenngleich auch etwas unhygienisch, weil nicht selten Ohrschmalz und Schmutz anhaftet. Hier läuft es beim Kauf also auf größere Gebinde hinaus. Die besten Produkte auf dem Markt:
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Lamellenstöpsel
Lamellenstöpsel tragen mehrere konzentrische Dichtlippen und haben einen Pin zum Greifen fürs Einführen und Entnehmen. Diese Stopfen sind in der Regel bis zu 100 x wiederverwendbar, erfordern aber ab und zu eine Reinigung.
Wer auch einen Gehörschutz für Musik-Veranstaltungen sucht, findet unter diesen Lamellenstöpseln sehr fein differenzierte Lösungen für jeden Geschmack (Bass, Höhen, Sprache, usw.).
Alpine PartyPlug: sind vor allem für Musik-Veranstaltungen ausgelegt, eignen sich aber als Gehörschutz auf der Straße ebenso.
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Alpine MotoSafe Race: sind als Gehörschutz für Motorradfahrer gedacht.
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Fazit zum Gehörschutz beim Radfahren
Um einen effektiven Gehörschutz gegen die Windgeräusche beim Radfahren zu finden, musst du zum Glück nicht erst die Kármánsche Wirbelstraße studieren. Da reicht der kleine Exkurs zur Strömungsakustik (siehe oben) völlig aus.
Der wichtigste Schritt ist aber das Experiment mit den Fingern. Damit kapierst du sofort, worauf es ankommt. Ob du dann ein käufliches Produkt nutzt oder dir selbst etwas bastelst, sei dir überlassen. Und selbst wenn es an deinen Ohren dann ulkig ausschaut, … da stehst du sicher drüber, solange deine Ohren Frieden finden.
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