Im Sommer 2010 begaben wir uns mit unseren Fahrrädern für 4 Wochen auf unsere erste Schottland-Radreise und fuhren durch die schottischen Highlands.
Wir erwarteten viele Höhenmeter, wechselhaftes Wetter, beißende Midges aber auch eine traumhafte Landschaft mit Hügeln, Felsküste und malerischen Stränden.
Der Reisebericht über unsere Schottland-Radreise:
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London
Wir packten unsere Fahrräder aufs Auto und fuhren über Calais-Dover Richtung Schottland. Auf der Anfahrt legten wir dabei zunächst einen Zwischenstopp in London ein. Wir parken östlich von London außerhalb der Stadt und fuhren per U-Bahn ins Zentrum. Die Tageskarten für die Nutzung aller öffentlichen Verkehrsmittel in London hatten wir uns vor Reisestart schon übers Internet beschafft.
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So verbrachten wir den gesamten Tag in London, besichtigten einige Sehenswürdigkeiten und ließen den Flair dieser Metropole auf uns wirken. Danach ging es per Auto weiter über Edinburgh nach Crainlarich, wo wir unser Auto für die Zeit unserer Schottland-Radreise auf einem Privat-Grundstück abstellten.
Glen Etive
Umgeben von Munros (so heißen die Berge ab einer Höhe von 3000 Fuß bzw. 914 m hier in Schottland) fuhren wir Richtung Westküste, um mit unseren vollbepackten Fahrrädern schnell dem höllischen Verkehr auf den engen Straßen zu entfliehen. Verfahren können wir uns nicht, denn es gibt hier oben nur wenige Straßen. Und die sind dafür sehr voll. Das hatten wir völlig unterschätzt. Nur sehr selten hielten die Autofahrer zu uns ausreichend Seitenabstand. Noch kritischer wurde es für uns bei regnerischem Wetter und schlechter Sicht.
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Völlig anders läuft das auf den Stichwegen in die Seitentäler, wie z. B. das Glen Etive. Dort sind die Straßen sehr ruhig und verkehrsarm. Stichweg bedeutet aber auch, dass man auf demselben Weg wieder zurückradeln musste.
Aber dafür wurden wir mit unbeschreiblich schöner Landschaft und himmlischer Ruhe auf den Straßen belohnt und fanden einen herrlichen Platz fürs Zelt am Fluss. Um die Versorgung mit Trinkwasser mussten wir uns derweil keine Gedanken machen. Das Wasser der Bäche hier in den Highlands ist ausgesprochen sauber und schmeckt sehr gut. An die torfige Farbe hatten wir uns dabei auch schnell gewöhnt.
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Glencoe
Auf dem Weg zum Loch Linnhe fuhren wir durch Glencoe, dem bekanntesten „Glen“ (Tal) in Schottland. Wenngleich dieser Ort auch eine finstere Geschichte hat, so ist die Schönheit der Landschaft kaum zu übertreffen.
Das Farbenspiel ist besonders intensiv, wenn nach einem der vielen Regenschauer plötzlich die Wolkendecke aufreißt.
Das Wetter in Schottland
Apropos Wetter: Das Wetter hier oben in den Schottischen Highlands ist sehr durchwachsen und kann sich schnell ändern: Regenschauern wechseln dann häufig mit kurzen sonnigen Abschnitten.
Die leuchtenden Farben der grünen Hügelhänge in der tief stehenden Sonne nach einem kurzen Regenschauer sind dabei ein unvergessliches Erlebnis.
Uns hatte der damit verbundene häufige Temperaturwechsel zwischen drückend heiß und eiskalt sehr zu schaffen gemacht an einigen Tagen. Immer wieder mussten wir unsere Kleidung auf die aktuellen Temperaturen umstellen. Das war auf Dauer schon etwas nervig und auch zeitaufwändig.
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Diese Wetterwechsel bescherten uns abends aber auch so manchen sehenswerten Sonnenuntergang während der 4 Wochen.
Loch Leven
Am Loch Leven vernahm ich plötzlich Knackgeräusche aus meinem Hinterradlager. Das war wohl zu viel Regen für unsere Fahrräder, dachte ich bei mir und suchte vor dem nächsten Aufstieg einen halbwegs geeigneten Platz für die notwendigen Arbeiten am Hinterrad.
In der nächsten Parkbucht hieß es dann: Gepäck ab, Rad umdrehen, Werkzeug raus; … und überlegen, wie man am besten ohne Kettenpeitsche die Kassette demontiert, denn nur so kommt man an das rechte Kugellager.
Mithilfe der Leitplanke als Gegenlager klappte das dann glücklicherweise nach einer gefühlt endlos langen Zeit. Der Rest war Routine: Lager auf, Kugeln raus, alles reinigen, Fett und Kugeln wieder rein, zuschrauben, Lager einstellen.
Ich hatte Glück, dass es in dieser Stunde einmal nicht geregnet hatte. Sonst hätte ich ganz schön alt ausgesehen. Es gab weit und breit keinen trockenen Unterstand, der mich bei einem Regenschauer vor der Flut geschützt hätte. Gerade bei Arbeiten an Kugellagern kann das ganz schön heikel werden.
Die konventionelle Kettenpeitsche war mir für unterwegs immer viel zu schwer. Daher hatte ich sie nie auf Radreisen mitgenommen. Aber ohne passendes Werkzeug in abgelegene Regionen reisen wollten wir auch nicht mehr.
Mittlerweile haben wir an dieser Stelle nachgebessert und sind mit der Lösung recht zufrieden: So gehören jetzt der Hyper Cracker von Pamir und ein Ringschlüssel als Aluminium als Eigenbau-Lösung zu unserem Standard-Werkzeug auf Reisen.
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Loch Sunart
Wir setzten mit der Fähre nach Corran über und fuhren durch Glen Tarbert zum Loch Sunart. Die Karte ließ vermuten, dass die Küstenstraße am Loch Sunart sehr flach ist; doch das war sie definitiv nicht: Es war vielmehr ein ständiger Wechsel zwischen Berg- und Talfahrt, sehr mühsam und kräftezehrend mit unserem schweren Gepäck. Aber die urwüchsige Landschaft entschädigte uns voll und ganz für die Anstrengungen. Danach ging es weiter an der Atlantikküste entlang Richtung Mallaig.
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Die Hebriden-Insel Skye
In Mallaig setzten wir mit der Fähre zur Hebriden-Insel Skye über. Hier hatten wir leider etwas Pech mit dem Wetter. Starker Nebel und viel Regen begleitete uns, sodass wir nur selten freie Sicht auf die Berge von Skye genießen konnten. Aber wir fanden wunderschöne, ruhige Zeltplätze am Fluss oder am Meer.
Viel Regen ist übrigens ganz normal für die Hebriden-Inseln. Denn hier regnen sich die Wolken vom Atlantik ab. Darauf waren wir vorbereitet. Aber irgendwann ist es uns dann doch zu viel geworden. Hinter dem Old Man of Storr, einem spektakulären Felsen an der Ostküste von Skye, kehren wir um und fahren wieder Richtung Festland.
Meall Gorm
Wir verließen die Insel Skye über die Brücke bei Kyle of Lochalsh und fahren am Loch Carron entlang Richtung Westküste. Hinter Loch Kishorn ging es einen langen Pass hoch bis auf den 770 m hohen Meall Gorm.
Ein aufziehender Sturm mit viel Regen zwang uns, vorzeitig im Aufstieg unser Zelt aufzuschlagen. Der Sturm wurde in der Nacht so heftig, dass unser Tarp weggerissen wurde. So durfte ich mitten in der Nacht noch einmal raus in den strömenden Regen, um das Tarp einzuholen. Seeeehr angenehm.
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Die Midges in den Highlands
Wenn wir auf unserer Schottland-Radreise mal nicht mit dem Regen beschäftigt waren, versuchten wir, uns die Midges vom Leib zu halten.
Diese kleinen Fliegen treten hier in den Highlands in Schwärmen auf und beißen. Vor allem in den Abendstunden. Das kann einen tatsächlich zum Wahnsinn treiben. Und nach einer Belagerung durch diese Plagegeister sieht man immer ziemlich mitgenommen aus. Zum Glück hatten wir Mückennetze dabei, die wir uns über den Kopf ziehen konnten.
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Die Westküste
In den nächsten Tagen fuhren wir entlang der Westküste durch die schönste Felsenlandschaft. Die Verkehrsdichte nahm ab und Dörfer wurden seltener und kleiner, je weiter wir nach Norden fuhren. Gleichzeitig gab es aber auch kaum noch Lebensmittelgeschäfte hier oben. Da mussten wir tatsächlich schon aufpassen, dass wir nicht leerliefen mit unserem Proviant.
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Hinter Ullapool drehten wir Richtung Osten durchs Inland ab, um so langsam wieder Richtung Auto zu steuern. Das war etwas schade, weil wir so den interessanten Norden der Highlands leider ausfallen lassen mussten. Aber uns blieb keine Wahl. Wir benötigten die nächsten Tage für die Rückfahrt.
Gleann Mor
In Ardgay wählten wir eine schmale Privatstraße entlang des River Carron und durch das Gleann Mor. Urwüchsige Landschaft und absolute Einsamkeit für 2 Tage waren hier garantiert.
Dafür war der Weg zeitweise sehr mühsam, wie eine Privatstraße halt manchmal so ist: grober Schotter, steile kurze Anstiege und Schlaglöcher. Eher etwas für Mountainbikes als für eine Schottland-Radreise mit Gepäck.
So wurde die Befahrung ein abenteuerliches Erlebnis und bescherte uns unvergessliche Eindrücke. Dennoch waren wir froh, nach 2 Tagen wieder Asphalt unter den Reifen zu haben.
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Loch Ness
Unser Weg führte dann über Inverness am Loch Ness entlang. Die Straße am Ostufer ist deutlich ruhiger als die Straße am Westufer. Das betrifft den Verkehr allgemein, aber vor allem die Touristenbusse. Das war sehr entspannend, wenn wir dabei auch auf die Besichtigung von Urquhart Castle verzichten mussten. Denn diese Ruine liegt an der Westküste.
Insgesamt bestätigte sich, was wir schon vor unserer Schottland-Radreise über Loch Ness gelesen hatten: Obwohl dieses Loch Ness zu den bekanntesten Gewässern in Europa zählt, ist es landschaftlich sehr unscheinbar und auf Dauer sogar monoton.
Fort William
Dann erreichten wir Fort William, eine einzige Touristen-Hochburg. Von hier starten die meisten ihre Reise durch die Highlands. Das ist dann auch schon alles, was es über Fort William zu berichten gibt. Denn Sehenswürdigkeiten oder ausgefallene Architektur sucht man in dieser Stadt vergebens.
Trampen in Schottland
Südlich von Fort William suchten wir uns einen Zeltplatz für die letzte Nacht hier oben in Schottland und nach dem Zeltaufbau zog ich per Anhalter los Richtung Crainlarish, um mit unserem Auto spät in der Nacht wieder zurückzukommen.
Als ich im ersten Fahrzeug saß, wurde mir erst bewusst, dass mein Plan ganz schön heikel war. Denn wenn ich nach den ersten 50 km abgesetzt würde und dann kein Anschluss-Fahrzeug für den Rest der Strecke fände, müsste ich ja irgendwo übernachten. Es war schließlich schon spät am Abend. Und bei Dunkelheit hält kein Fahrzeug mehr und nimmt Anhalter mit, da war ich mir sicher.
Das zweite Fahrzeug setzte mich auf einem Rastplatz mitten in der Wildnis ab und nur durch Zufall fand ich in der gleichen Minute einen Anschluss für die Fortsetzung meiner Fahrt.
So klappte das gesamte Trampen am Ende doch noch erfolgreich und ich erreichte unser Auto knapp vor der Dunkelheit. Die Rückfahrt per Auto bis zu unserem Zelt war dann reine Routine und verlief tatsächlich ohne aufregende Momente.
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Edinburgh
Auf der Rückfahrt machen wir noch einen Abstecher nach Edinburgh, die Hauptstadt Schottlands: Eine sehenswerte Stadt mit Altstadt und Castle. Hier hatten wir ebenfalls einen Tag Aufenthalt eingeplant, ähnlich wie auf der Hinreise in London, denn Edinburgh darf schließlich auf keiner Schottland-Radreise fehlen.
Zufällig fand auf der Royal Mile gerade das Edinburgh Festival Fringe statt. Eine große Menge verschiedenster kultureller Beiträge säumten den Weg durch die Fußgängerzone. Ein beeindruckendes Erlebnis. In der Old Town ging es dafür etwas ruhiger zu. In den Fish & Chips-Läden verzehrten wir noch unser schottisches Restgeld und danach setzten wir unsere Heimreise fort.
Die Heimfahrt
Einen Tag später und nach langer Fahrt auf den britischen Straßen ging es dann per Fähre wieder zurück aufs Festland und ab nach Hause.
Besonders beeindruckend waren die wuchtigen Kreidefelsen an der Südküste von England, die man von der Fähre aus im Blick hat. Unser Artikel dazu:
Fazit unserer Schottland-Radreise
Es war eine großartige Schottland-Radreise durch atemberaubende Landschaft. In 2014 haben wir die schottischen Highlands dann im Rahmen unserer Großbritannien-Radreise über 7 Monate erneut bereist.
Und es ist sehr gut möglich, dass wir wieder kommen werden. Denn wir haben noch lange nicht alles gesehen hier oben.
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Lesetipps:
7 Monate Radreise durch Großbritannien – Unser Reisebericht
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