Mit diesem Artikel beginnt der Erlebnisbericht über eine große, lange Radreise durch viele Länder unserer Erde. Diese Fahrrad Reise begann im Juli 2015 und wurde durch die Corona Pandemie im März 2020 abrupt beendet.
Über jedes bereiste Land haben wir dabei unsere Reiseerlebnisse niedergeschrieben und in unserem Radreise-Blog veröffentlicht:
Des Weiteren haben wir auch kleine Reisevideos von den Erlebnissen auf dieser Radreise veröffentlicht:
Und ganz besondere Orte und Sehenswürdigkeiten haben wir ebenfalls detailliert beschrieben:
Sehenswürdigkeiten und Highlights
Doch nun zu unseren Reiseerlebnissen in Deutschland. Unser Reisebericht:
Unsere Route durch Deutschland auf OpenStreetMap:
Mittwoch, 08.07.15 (unser Starttag in Deutschland)
Um 7:00 Uhr wollten wir aus unserer Heimat in Deutschland losfahren, 9:30 Uhr wurde es dann letztendlich. Zu viele Dinge fielen uns auf die letzten Minuten noch ein, die noch eben erledigt werden mussten, bevor wir das Haus für eine so lange Zeit verlassen. Und stets hatten wir die Sorge im Nacken, wir könnten etwas vergessen.
Wir standen etwas unter Zeitdruck an diesem Morgen, denn wir waren verabredet mit einem Freund, der uns auf der Strecke von Leverkusen bis Bonn begleiten wollte. Also gaben wir Gas, um nicht zu spät zu kommen.
Dummerweise hatten wir ordentlichen Gegenwind; so heftig, dass wir zeitweise bei Abfahrten noch strampeln mussten, um von der Stelle zu kommen. Und das trotz 40 kg Gepäck je Fahrrad.
Mit etwas Verspätung kamen wir dann zum vereinbarten Treffpunkt und fuhren gemeinsam am Rhein entlang Richtung Bonn.
@Hans-Jürgen: Vielen Dank für Deine Begleitung. Es hat Spaß gemacht und war uns eine Ehre.
Im späten Nachmittag begann es zu regnen, daher suchten wir zügig einen Zeltplatz. Nachts wurden wir vom stürmischen Wind geweckt. Es rüttelte unser Zelt so heftig durch, dass ich mich gezwungen sah, noch ein paar Leinen mehr zu spannen. Nur gut, dass es nicht regnete, während ich mit Stirnlampe, Häringen und Hammer bewaffnet, im Sturm um das Zelt trabte und meinen Job erledigte.
Donnerstag, 09.07.15
Heute ging es weiter am Rhein entlang Richtung Süden: Mondorf, Uferwechsel per Fähre, Königswinter, Siebengebirge, Neuwied, Andernach. Obwohl wir heute Rückenwind hatten, war unsere Tagesleistung mit 67 km geringer als am ersten Tag (88 km). Zu viele schöne Orte luden zu einer Pause ein.
Lesetipp:
Die Route der Rheinromantik – Mainz bis Köln
Freitag, 10.07.15
Und weiter am Rhein entlang ging es über Koblenz, Boppard, St. Goar, Oberwesel, Kaub, die Loreley, Bacharach bis Bingen. Ein kühles Bad im Rhein machte die schwüle Hitze des Tages etwas erträglicher.
Zeitweise ist der Radweg hier im Rheintal stärker befahren, als die Straße; unzählige Urlauber bewegen sich per Rad oder E-Bike samt Packtaschen am Fluss entlang.
Und wieder fanden wir (nach 82 km Tagesstrecke) einen schönen Platz fürs Zelt in direkter Nähe zum Fluss.
Samstag, 11.07.15
Mit 36 °C war es heute viel zu heiß zum Radeln; insbesondere die Stadtdurchfahrt durch Mainz wurde da zu einer schweißtreibenden Angelegenheit. Der Weg war schlecht ausgeschildert und wir verfuhren uns mehrfach.
Ab Mainz wollten wir dem Main flussauf folgen Richtung Aschaffenburg. Spätestens in Frankfurt war das Nerven-zehrende Gesuche vom Vormittag in Mainz schon vergessen. Hier ließen wir die Partystimmung der vielen Menschen auf uns wirken, die entlang des Ufers auf ihren Picknickdecken saßen. Ähnlich war es an der Uferpromenade in Offenbach, einige Kilometer später. Nach 87 km beendeten wir den schwülen Tag mit einem kühlen Bad im Main.
Sonntag, 12.07.15
Bei Sonne und etwas kühleren Temperaturen ging es weiter den Main hinauf über Aschaffenburg und Obernburg. Spätnachmittags begann es zu regnen. So suchten wir vorzeitig nach 66 km einen Zeltplatz am Fluss. Baden ging übrigens auch bei Regen; warm genug dafür war es immer noch.
Montag, 13.07.15
Schon vor dem Frühstück eine Runde Schwimmen im Fluss: das war schon wie Urlaub, herrlich. An diesem Tag ging es weiter über Miltenberg und Wertheim. Kurz danach verließen wir den Main-Radweg, um auf direktem Weg Richtung Würzburg in den Spessart hoch zu strampeln. Die Weiterfahrt am Main hätte uns wieder zu weit nach Norden geführt. Die Anstiege im Spessart waren heftig: 12 % war keine Seltenheit. Da waren wir nach 68 km Tagesstrecke geschafft und suchten vor Neubrunn einen Zeltplatz.
Dienstag, 14.07.15
Wenn es morgens regnet, motiviert das nicht gerade zum Aufstehen, wenn man zeltet. So auch an diesem Morgen. Ab 9 Uhr hörte der Regen zum Glück auf.
Und weiter ging es Richtung Würzburg. Ab hier folgten wir wieder für einige Kilometer dem Main; eine Wohltat, nach der anstrengenden Berg- und Talfahrt im Spessart. Bisher hatten wir viele schöne Dörfer entlang der Flüsse Rhein und Main gesehen. Doch Marktbreit südlich von Würzburg war ein besonderes Highlight. Sehr sehenswert.
Mittwoch, 15.07.15
Nach einem erfrischenden Bad im Main ging es bei Sonnenschein und viel zu hohen Temperaturen durch leichte Hügellandschaft Richtung Nürnberg. Die Radwege führten uns zwar abseits der befahrenen Straßen, aber heute so sehr im Zickzack-Kurs und über grobe Schotterwege, dass wir ab Markt Bibart doch die B8 wählten, um zügig weiterzukommen.
Glücklicherweise gab es ab Neustadt wieder akzeptable Radwege, denn auf Dauer ist eine Schnellstraße auch keine gute Lösung. Heute holten wir uns auch den ersten Sonnenbrand.
Abends stand nach dem vielen Staub der Schotterwege mal Kettenpflege an: Staub abwischen und fetten. Auf unserem Zeltplatz hatten wir dann mit den ersten Zecken und einer Menge lästiger Fliegen zu kämpfen.
Donnerstag, 16.07.15
Auch heute erwartet uns gnadenlose Sonnenhitze. Hinter Herzogenaurach suchten wir den schnellsten Weg zum Main-Donau-Kanal, dem wir nun bis zum Altmühltal Richtung Süden folgen wollten.
In Nürnberg gab es zur Abkühlung erstmal ein Bad im Kanal und ein großes Eis. Leider wurde es auch abends nicht kühler und so wurde der Zeltaufbau zu einer schweißtreibenden Angelegenheit, begleitet von vielen, vielen Mücken.
Freitag, 17.07.15
Heute sollte es noch heißer werden. Gut, dass wir jederzeit den Kanal für ein kühles Bad nutzen konnten. Unglücklicherweise waren die Steine im Uferbereich so scharfkantig, dass wir uns gleich mehrere, tiefe Schnittwunden an den Fußsohlen zuzogen. Oder lagen da Glasscherben im Wasser?!
In Beilngries gabs endlich mal ein Gewitter mit der ersehnten Abkühlung. Wir suchten schnell Schutz unter der nächsten Brücke, bevor der große Regen losbrach. Zehn Minuten später ging es dann schon wieder weiter.
Kurz hinter Dietfurt an der Altmühl beendeten wir nach 56 km den mit 38 °C bisher heißesten Tag unserer Tour.
Samstag, 18.07.15
Die unerwartet kühle Morgenluft war nur von kurzer Dauer. Aber wir kamen gut voran auf dem gut ausgebauten Radweg durchs Altmühltal. In Kehlheim fand gerade das 24-Stunden-Rennen statt. Doch zu lange blieben wir dort nicht, denn für heute Abend drohte ein Gewittersturm und da wollten wir nicht zu spät einen Zeltplatz suchen.
Sonntag, 19.07.15
Das große Unwetter blieb aus in der Nacht. Dunkle Wolken hingen am Himmel, doch mehr als ein paar Tropfen Regen waren nicht drin. Dafür hatten wir Rückenwind und das schob uns gut voran. So erreichten wir nach Regensburg und der Walhalla auch im Nu Straubing.
Abends trafen wir zwei junge Franzosen auf Reiseradtour. Sie waren bemerkenswert spartanisch ausgerüstet und kamen so auf nur 16 kg Gepäck. Traumhaft. Da werden 100 km Tagesetappe zu einer leichten Übung.
Doch so ganz ohne Werkzeug, Ersatzteile, Zelt, Schlafmatte und Kocher, … Das wäre uns zu heikel für unsere Route durch Asien. Aber es war schön, ausnahmsweise einmal Reiseradler anzutreffen, die nicht perfekt gestylt waren mit Edel-Bike, Nobel-Dress und einem Satz super sauberer High-End-Packtaschen. So geht Reiseradeln also auch noch.
In Südamerika sind die Reiseradler übrigens besonders kreativ beim Bau ihrer Fahrradpacktaschen. Nachzulesen in unserem Artikel über Fahrrad Packtaschen
Fahrrad Packtaschen für Radreisen
Montag, 20.07.15
Endlich mal etwas Bewölkung und kühlere Temperaturen. In Bogen stand Lebensmitteleinkauf an. Und es gab eine große Portion Eis. In Metten war eigentlich die Besichtigung der Barockkirche St. Michael geplant. Doch die Kirche war leider wegen Innensanierung geschlossen.
Zwischen Deggendorf und Vilshofen fanden wir einen Zeltplatz, der zwar nahezu Mückenfrei war, uns aber durch die dichte Bepflanzung den kühlenden Wind vor enthielt. Somit war der Schlafsack für die Nacht völlig überflüssig, weil die Hitze im Zelt stand.
Aber dieser Platz war sicherer als der Platz, den wir erst nehmen wollten. Dort brach nämlich abends ein schwerer Ast aus ca. 10 Meter Höhe aus einem morschen Baum direkt auf das Rasenstück, wo jetzt eigentlich unser Zelt gestanden hätte. Glück gehabt.
Dienstag, 21.07.15
Strahlend blauer Himmel. Herrlich. Aber auch sofort herrlich heiß! Und windstill um unser Zelt. Also ruckzuck fertig werden mit Frühstück und Packen und schnell aufs Rad und den kühlen Fahrtwind genießen.
Über Vilshofen ging es bis Passau. Zwischendurch baden in der nicht mehr so richtig kühlen Donau und eine Pause mit Laugenbrezel und Buttermilch. Dann Stadtbesichtigung in Passau. Wunderschöner Stadtkern, aber überall nerviges Kopfsteinpflaster. Für unsere schweren Packtaschen eine enorme Belastung.
Hinter Passau suchten wir einen Zeltplatz an der Donau. Heute gab es zur Abwechslung mal Hornissen-Besuch im Vorzelt neben den vielen Mücken. Deren Stiche sollen ja sehr weh tun. Lief aber glimpflich ab: Sie flog zeitig weiter.
Mittwoch, 22.07.15
Wir folgen bei 40 °C (neuer Rekord) weiter der Donau Richtung Linz. Bei Obernzell suchen wir im Industriepark eine Werkstatt auf, um uns Werkzeug für einige anstehende Reparaturen an Fahrrad bzw. Lenkertasche zu leihen.
Zufällig landen wir dabei in der Firma B-S-A, dem Fahrradhelm-Hersteller der Marken Uvex und Alpina. Reparatur am eigenen Rad zwischen Fahrradhelm-Montagelinien: Das hatte doch richtig Stil.
Kurze Zeit später ging unsere Reise durch Deutschland zu Ende und wir passierten die Grenze zu Österreich.
Resümee:
Insgesamt sind wir 15 Tage durch Deutschland geradelt und haben dabei 980 km absolviert. Größtenteils führte unser Weg an Flussläufen entlang; das ersparte uns die vielen Höhenmeter der Mittelgebirge.
Weiter gehts im Artikel Österreich 2015
Lesetipps:
Route der Rheinromantik – Mainz bis Köln
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