Am 20.02.2018 sind wir, von Neuseeland kommend, ein zweites Mal in Australien eingereist: Australien Ostküste stand auf dem Plan. Unser eVisum für den Kontinent war noch mehrere Monate gültig und wir hatten für die kommenden 90 Tage Aufenthalt geplant, von Brisbane bis Sydney an der Ostküste entlangzuradeln, soweit es die Straßenführung zulässt. In 3 Monaten würden wir dann von Sydney aus nach Buenos Aires, Argentinien weiter fliegen.
Im Hinblick auf die Erinnerung an unseren ersten Aufenthalt in Australien (von Perth bis Sydney in 90 Tagen) hatten wir uns jetzt bewusst auf die deutlich kürzere Strecke Brisbane – Sydney beschränkt. Das waren lediglich 1500 km Weg und es würde uns viel Zeit bleiben fürs Baden, für den Besuch der Nationalparks und für andere Sehenswürdigkeiten.
Unsere Tipps für Radreisen in Australien.
Unser Reisebericht über Australien Ostküste:
* Dieser Beitrag enthält Werbelinks.
Unsere Route Australien Ostküste auf OpenStreetMap
Dienstag, 20.02.18 – Freitag, 09.03.18
Im Anflug auf Brisbane schüttelten uns ungewöhnlich heftige Turbulenzen im Luftraum ganz schön durch. Ich wurde regelrecht seekrank dabei. Und auch die Landung war geprägt von ruckartigen Sturmböen. Aber die Piloten hatten das wohl im Griff. … oder doch nicht?! Man erfährt als Passagier ja in der Regel nicht, ob es tatsächlich Probleme gab.
Die Einreise-Formalitäten gingen diesmal schneller und einfacher vonstatten, als vor 6 Monaten in Perth. Insbesondere der Quarantänecheck an Fahrrädern und Ausrüstung war lediglich ein kurzes Frage-Antwort-Spiel. Die Kontrolleure wollten noch nicht einmal einen Blick auf die Reifen unserer Fahrräder werfen.
Sie wissen natürlich, dass Neuseeland noch schärfere Kontrollen hat als Australien. Da ist das Risiko, fremde Tiere und Pflanzen mitzubringen, deutlich geringer, als bei unserer ersten Anreise aus Indonesien vor 6 Monaten.
Aber Annetts Schilddrüsen-Medizin wollten sie sehen, samt ärztlicher Verordnung. Da war ich schon froh, dass ich das ungenutzte, Codein-haltige Schmerzmittel aus der Zahnbehandlung in Dunedin vor der Abreise den Einheimischen geschenkt hatte. Das hätte möglicherweise größeren Wirbel verursacht in der Kontrolle.
Auf unserem Weg zum Ausgang kam direkt ein Mitarbeiter des Flughafens auf uns zu:
Braucht Ihr ein Taxi? Nein, danke, wir fahren mit dem Fahrrad! Und was macht Ihr mit dem ganzen Gepäck? Das hängen wir an die Fahrräder! Schluck! Er war baff, das war nicht zu übersehen.
Ein anderer sah die TV-Monitor-Reklame auf meinem Bike-Karton und fragte: „Oh, mit TV von Übersee?“ Da mussten wir schmunzeln.
Bei einer Fahrt mit dem Aufzug im Flughafen bekam Annett dann noch ungewöhnliche Gesellschaft: 4 bewaffnete Polizisten hatten einen Mann festgenommen und die ganze Truppe stieg zu ihr in den Aufzug. Aber sie verhielten sich wohl alle friedlich.
Wir bauten die Fahrräder wieder zusammen, räumten unsere Packtaschen wie gewohnt ein und verließen den Flughafen Richtung Zentrum Brisbane. Hier hatten wir für die kommenden Tage schon eine Unterkunft arrangiert.
Für unsere Fahrt durch Brisbane hatten wir den Radweg entlang des Flussufers eingeplant, um dem Großstadtverkehr zu entkommen. Doch nach den ersten Kilometern kam unser Plan schon ins Schwanken: Eine Baustelle zog sich auf weiten Strecken am Uferbereich entlang bis ins Zentrum. Der geplante Radweg war gesperrt. Und die Fahrbahn war verengt. Dementsprechend war der Platz zwischen uns und den vorbeirauschenden LKWs extrem knapp.
Auch eine spontan gewählte Abkürzung entpuppte sich im Nachhinein als Flop: Wir erreichten nicht den Radweg am Flussufer, sondern den Rand einer Steilküste mit Blick auf den Radweg vor dem Ufer.
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Skyline von Brisbane: Clip
So zog sich die Fahrt in die Stadt etwas länger, als wir geplant hatten. Auf halber Strecke bekam Annett dann plötzlich Krämpfe im rechten Bauchraum. Die Schmerzen waren so stark, dass sie nicht mehr weiterfahren konnte. Wir legten in einer Seitenstraße eine Pause ein und mutmaßten über die Ursache.
Irgendwann ließen die Schmerzen dann nach und wir fuhren weiter. Doch die Schmerz-Attacken kamen immer wieder. Einmal waren sie so stark, dass Annett sich auf eine Mauer legen musste. Wir befürchteten schon eine Blinddarm-Geschichte. Eine freundliche Radfahrerin hielt an und wollte helfen. Sie beschrieb uns dann noch den Weg zum nächsten Krankenhaus, doch im weiteren Verlauf der Strecke schwächten sich die Schmerzen zum Glück ab.
Ein besonderes Ereignis waren die Fledermaus-artigen Tiere, die in der einsetzenden Dämmerung plötzlich zu Dutzenden über unsere Köpfe hinweg flogen. Es waren Flughunde, auch Flying Foxes genannt. Sahen wir hier und heute zum ersten Mal in unserem Leben.
Kurz vor der Dunkelheit erreichten wir unsere Bleibe für die nächsten Tage und waren ziemlich geschafft. Unser Kontakt hatte uns aber einen tollen Empfang bereitet: Es gab ein fürstliches Menü und einen netten Tagesausklang. In den folgenden Tagen revanchierten wir uns mit Kochen, Bügeln und der Mithilfe bei der Haus-Renovierung.
Unser erster Job nach der Ankunft war der Versand meiner defekten Therm-A-Rest-Matte zum Service-Center in Sydney. Seit einigen Tagen hatte die Matte eine dicke Blase und war somit unbrauchbar geworden. Und in Erinnerung an die „30 Jahre“ Garantie auf Therm-A-Rest-Produkte wollte ich sie im Service-Center prüfen lassen.
Allerdings dauerte die Aktion länger als erwartet, denn in Sydney benötigten sie erst mehrere Tage, um das Paket zu finden und dann noch einmal 4 Tage für die Prüfung auf Garantie. Auch der Versand einer neuen Matte an uns zog sich über 2 Tage, weil mir die Poststelle in Brisbane eine unvollständige Versand-Adresse gegeben hatte.
So zog es sich tatsächlich über 2 ½ Wochen, bis der Austausch der Matte abgeschlossen war. Wertvolle Zeit, die wir gerne schon zum Radeln genutzt hätten. Aber ohne Matte macht das Schlafen im Zelt natürlich keinen Spaß.
Die Wartezeit in diesen beiden Wochen nutzten wir derweil für viele andere Dinge:
Lebensmittel-Einkäufe, SIM-Karte besorgen, am Blog schreiben, die Vorbereitungen für die Fortsetzung der Radreise in Südamerika und die Planung unserer Route von Brisbane nach Sydney. Unser Kontakt hatte Südamerika schon per Fahrrad bereist und konnte uns auch einige Tipps geben.
Zwei Pakete hatten wir uns noch nach Brisbane schicken lassen:
- Für den Abstecher nach Neuseeland hatten wir einige Dinge in Sydney gelassen, um nicht so viel Gewicht mitschleppen zu müssen. Diese Dinge hatten unsere Freunde jetzt nach Brisbane geschickt, weil wir sie ab jetzt wieder benötigten.
- Und der neue Camcorder und einige andere Dinge hatten Freunde aus der Heimat im Flieger nach Melbourne mitgebracht und von dort hatte es ein Warm Showers Kollege nach Brisbane verschickt.
Wir nahmen beide Pakete in Brisbane in Empfang und freuten uns, dass es diesmal keine Komplikationen oder Überraschungen gegeben hatte.
Annett hatte nun ihren neuen Camcorder (der alte hatte in Malaysia den Geist aufgegeben), ich hatte den Ersatz für meinen defekten Fahrradsattel und die abgenutzten Lenkergriffe, für unser Zelt hatten wir einen neuen Packsack und einige Ersatz-Reißverschlüsse, die Expanderhaken (die uns im Juli 2015 nicht mehr in der Heimat erreicht hatten, weil die Post seinerzeit über mehrere Wochen gestreikt hatte), … All diese Dinge waren jetzt eingetroffen. Es war für uns wie Weihnachten.
Annett besuchte die Yoga-Veranstaltungen im nahegelegenen Sportzentrum und betätigte sich immer wieder an den öffentlichen Sportgeräten am Flussufer direkt um die Ecke.
Natürlich besichtigten wir auch einige sehenswerte Dinge hier in Brisbane:
- den Uferradweg am Brisbane River
- die Friendship-Bridge (eine reine Fußgänger- und Radler-Brücke)
- die Skyline von Brisbane, die beiden botanischen Gärten
- die „Galery of Modern Art“ (GOMA)
- den öffentlichen Swimmingpool mit echtem Sandstrand nahe der Goodwill Bridge (ebenfalls eine reine Fußgängerbrücke)
- die Queensstreet (die Shopping-Meile)
- die Story Bridge und
- den nepalesischen Tempel (Nepalese Peace Pagoda).
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Wasserspiele in Brisbane: Clip
Im Botanischen Garten sahen wir dicht am Weg eine Carpetphyton in freiem Gelände. Diese Schlange ist zwar nicht giftig, doch ihre Größe war schon beeindruckend.
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Der Botanische Garten: Clip
Schlangen im Botanischen Garten: Clip
Wasseragame: Clip
Gigantische Stelzwurzeln: Clip
Samstag, 10.03.18 – Sonntag, 11.03.18
Auf unserem Weg aus Brisbane überquerten wir im Stadtteil Herston den kleinen Enoggera Creek im Zentrum und entdeckten eine riesige Kolonie Flughunde in den Bäumen am Flussufer. Vor einigen Tagen hatten wir diese Tiere erstmalig gesehen, allerdings nur fliegend über unseren Köpfen. Und hier hingen sie zu Hunderten kopfüber in den Bäumen und schliefen. Mitten in einer Millionen-Metropole. Das war unglaublich.
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Außerhalb von Brisbane machten wir Pause an einer Moschee. Sie lag etwas abseits der Straße und versprach somit die gewünschte Ruhe. Und gleich kam einer der anwesenden Muslime auf uns zu und bot uns ein Essen aus der Moschee-internen Küche an. Er hatte einige Jahre in Deutschland gearbeitet und sprach etwas Deutsch.
Wir benötigten 2 Tage für die Fahrt vom Zentrum von Brisbane bis nach Labrador an der „Gold Coast“. Dabei prägten starker Gegenwind, viele heftige Regenschauer und eine sehr hügelige Landschaft unsere Fahrt. Es waren zwar lediglich 110 km, doch wir waren beide Tage voll beschäftigt.
Vorrangig nutzten wir Radwege und ruhige Nebenstrecken auf dieser Route. Denn durchweg war der Verkehr auf dem Highway V1 sehr dicht und gefährlich.
Je näher wir dabei der Gold Coast kamen, desto intensiver nahmen wir die touristische Vermarktung dieser Gegend wahr: Werbung auf jeder freien Fläche entlang der Straße, Hotelburgen, unendlich viel Gastronomie und eine ungewöhnliche Dichte an riesigen Freizeit-Parks (Dreamworld in Coomera, Movie-World und Wet’n’Wild in Oxenford, Sea-World bei Labrador). Sie bieten hier sogar Helikopter-Flüge über der Gold Coast an.
Ohne Frage, landschaftlich ist diese Gegend ganz nett: Sandstrände, ideale Wellen zum Surfen, viele kleine Seen und Wasserstraßen im Hinterland und einige Parks mit seltenen Tieren. Doch das bietet die Ostküste an anderer Stelle ebenfalls. Da hatten wir Schwierigkeiten, die herausragende Besonderheit dieser Gegend zu erfassen, die einem die Werbung einsuggeriert. Zumal die dichte Bebauung in dieser Gegend den ursprünglichen Charme vielerorts nicht mehr so recht zur Geltung kommen lässt.
Montag, 12.03.18 – Dienstag, 13.03.18
Annett hatte seit einigen Tagen Zahnschmerzen und konnte sich hier in der Zahnklinik der Griffith University behandeln lassen. Bei ihr war eine Füllung erforderlich. Leider musste dafür ein gutes, 30 Jahre altes Sipal-Inlay aus DDR-Zeiten zerstört werden.
Im Anschluss fuhren wir durch die Coombabah Lakelands: ein Naturpark im Nordwesten von Labrador. Hier erlebten wir eine ausgedehnte Sumpflandschaft mit Kängurus, Wallabys und vielen anderen Tieren in freier Wildbahn. Allerdings konnten wir keinen der angeblich 150! Koalas in den Bäumen entdecken, so sehr wir uns auch bemühten. Dafür hatte wir regen Kontakt mit den zahlreichen Mücken im Park.
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Coombabah Lakelands: Clip
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Känguru in freier Wildbahn: Clip
Sumpf an der Gold Coast: Clip
Strandpflege: Clip
Die diesjährigen Commonwealth Games finden im April hier an der Gold Coast statt. Das war nicht zu übersehen. Überall sahen wir die Vorbereitungen: Tribünen und Pavillons wurden errichtet, Plakate und Werbetafeln aufgestellt und alles wurde aufgehübscht, ähnlich wie 2016 in der usbekischen Hauptstadt Taschkent, als das Treffen der SCO (der Zentralasiatische Bund) anstand. Aus Anlass der Commonwealth Games 2018 haben sie sogar Sondermünzen in den Verkehr gebracht.
Am Dienstag verließen wir Labrador und fuhren auf ruhigen Nebenstraßen oder Radwegen dicht an der Küste entlang bis nach Tweed Heads. Dabei bauten wir auch eine Badepause an einem der vielen Strände mit ein.
Das Baden im Meer ist hier an Australiens Küste nicht ungefährlich. Wirklich sicher ist es nur dort, wo sie die entsprechenden Fahnen aufgestellt haben. Und meistens ist dort auch der „Australian Lifeguard Service“ (ALS) präsent und passt auf, dass sich keiner in Gefahr bringt. Zu oft wurden Felsen, Strömung oder Haie den Badenden zum Verhängnis. In manchen Buchten haben sie auch Netze gespannt, um die Haie vom Strand fernzuhalten.
Leider mussten wir den ganzen Tag lang weiterhin gegen diesen heftigen Gegenwind anstrampeln, der uns schon seit Brisbane ins Gesicht blies. Hier an der Küste war er natürlich besonders stark. Nachmittags prasselte dann auch noch der vorhergesagte Regen auf uns nieder.
Mittwoch, 14.03.18
Tweed Heads muss eine sehr große Surferszene haben. Selten sahen wir so viele Surfer/Wellenreiter in der Brandung.
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Größte Attraktion der Gegend ist der 1150 m hohe Mount Warning im Südwesten von Tweed Heads, der Überrest des erloschenen „Tweed Volcano“, einem der größten Vulkane in der südlichen Hemisphäre. Und nördlich davon befindet sich der Lamington-Nationalpark, dessen Highlights auch aus dem Vulkanismus vor 20 Mio. Jahren hervorgingen: Wasserfälle, tiefe Schluchten und schroffe Felsen.
Bei viel zu heißer Sonne fuhren wir weiter an der Küste entlang. Auf halber Strecke gab es Radwege oder Küstenpfade zwischen Strand und letzter Häuserreihe. Das war sehr entspannend nach den vielen Tagen mit mühsamen Bergen.
Viel Strecke machten wir an diesem Tag nicht. Denn viel zu früh brach die Dämmerung wieder herein und die Suche nach einem Zeltplatz stand an. Genau zu diesem Zeitpunkt, völlig unpassend, hatte ich jetzt wieder einen Plattfuß. Eine der vielen Glasscherben am Straßenrand hatte sich wohl durchgebohrt.
Bis ich das Loch im Schlauch gefunden und repariert hatte, war es vorbei mit dem Tageslicht. Also durften wir unsere Suche in der Dunkelheit fortsetzen. Das war wieder einmal dumm gelaufen. Letztendlich fand sich aber irgendwann doch ein ruhiger Platz, sogar mit Erlaubnis vom Nachbarn.
Nur die Mücken setzten uns sehr zu beim Zeltaufbau und unserem Abendprogramm. Ruhe vor diesen Biestern hatten wir wirklich erst, als wir im Schlafsack lagen.
Donnerstag, 15.03.18
Nach dem Frühstück auf einem der vielen Rastplätze in Ufernähe bei Pottsville fuhren wir weiter auf der flachen Küstenstraße Richtung Süden. Vor Brunswick Head führt der Weg dann durchs Landesinnere. Und sogleich kämpft man hier wieder gegen stramme Hügel. Das bremste uns merklich aus und war sehr anstrengend.
In Brunswick Head hielten wir für eine ausgedehnte Pause und erlebten gleich zwei Einladungen zur Übernachtung:
Ein Einheimischer sprach uns spontan für die Übernachtung in seinem Garten hier im Ort an. Wenn es nicht so früh am Nachmittag gewesen wäre, hätten wir hier glatt zugesagt. Denn wir wussten sehr wohl, dass die Zeltplatzsuche hier entlang der Küste wieder nicht einfach werden würde.
Und kurze Zeit später lief uns zufällig ein Warm Showers Mitglied über den Weg und lud uns ein. Doch auch seine Einladung konnten wir nicht annehmen, denn sein Haus lag im Landesinneren weit ab von unserem Weg entlang der Küste.
So fuhren wir weiter Richtung Byron Bay und folgten der Empfehlung der Einheimischen, indem wir auf dem Highway radelten. Der enthält wohl deutlich weniger Höhenmeter als die kleinere, parallel verlaufende Straße. In Queensland wäre der Highway für Radler verboten, doch hier in New South Wales ist es erlaubt. Unser Glück.
Auf halber Strecke suchten wir dann auf einer Farm einen Zeltplatz und bekamen vom Eigentümer ganz spontan einen leerstehenden Wohn-Container zur Übernachtung angeboten. An der Türschwelle tummelten sich zwar die Ameisen, doch solange sie dort blieben, war es für uns in Ordnung. Auch mit den vielen Mücken und der aufgestauten Hitze in dem Container wurden wir schnell fertig. Ohne Licht und Strom, aber mit Zugang zum Bad im naheliegenden Wohnhaus, war das immer noch deutlich angenehmer als das Zelt.
Freitag, 16.03.18
Weiter ging es bis Byron Bay, einem sehr touristischen Städtchen mit großer Surferszene. Wir wanderten eine Runde am Cape Byron, aber der Weg bis zum Leuchtturm (Cape Byron Light) erschien uns dann doch zu weit und zu anstrengend.
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Algenschaum an der Küste: Clip
Auch der nächste Strandort, Lennox Head, ist sehr touristisch. Und hier kam eine Einladung zur Übernachtung tatsächlich einmal zur richtigen Tageszeit:
Während unserer Pause in Strandnähe sprach John uns an und wir erzählten uns gegenseitig von unseren Radreisen. Er verabschiedete sich und kam nach drei Minuten wieder zu uns zurück, um uns zur Übernachtung in seinem Garten einzuladen.
Wir freuten uns und sagten zu, denn die Suche nach einem Zeltplatz wäre wieder anstrengend geworden hier an der Küste. Aus dem Zeltplatz im Garten wurde dann ein Mückenfreier Raum mit Bad, Strom und Licht. Das war traumhaft.
Wir mussten lediglich unser gesamtes Gepäck auf einer steilen Holztreppe am Berghang empor bis zu seinem Haus tragen. Aber mit dem Wissen um die Dusche in der Wohnung war das halb so schlimm.
Samstag, 17.03.18
John zeigte uns noch einige Schleichwege auf der Karte, die uns manche Höhenmeter ersparen sollten auf unserem weiteren Weg. Dann fuhren wir weiter an der Küste entlang. Ab Lennox Head führt ein neuer, wunderschön angelegter Hochweg durch urwüchsige Botanik. Man hat immer wieder einen freien Blick aufs Meer und die vielen Surfer und die rauschende Brandung begleitet einen auf der gesamten Strecke.
In Ballina überquerten wir den Richmond River per Fähre und genossen ab hier eine besonders ruhige Straße ohne Verkehr entlang des Richmond Rivers. Das gab uns die seltene Gelegenheit, einmal nebeneinander zu radeln und dabei ungestört die Natur zu genießen. Annett entdeckte sogar einen Koala-Bären oben in den Ästen eines riesigen Eukalyptusbaumes.
Sonntag, 18.03.18
Es hatte zwar nicht geregnet, aber das Zelt war triefend nass. Und es lag dichter Nebel über der Landschaft. Der Herbst ließ grüßen. Die Luft war unterdessen tropisch feucht. Und weil kein Lüftchen wehte, gesellten sich die Mücken, genauso wie schon gestern Abend, in Scharen zu uns, bis wir wieder fertig gepackt hatten und auf die Straße rollten.
Das Übernachten im Zelt empfanden wir in den letzten Tagen als nicht wirklich angenehm: Es wird in diesen Tagen sehr früh dunkel (19 Uhr), die Mückenschwärme sind sehr lästig, die Suche nach einem kostenfreien Stellplatz ist unerwartet schwierig und am Morgen ist das Zelt stets triefend nass vom Morgentau.
Ab Woodburn mussten wir wieder auf dem Highway radeln. Da war es erstmal vorbei mit der Ruhe. Über 50 km begleitete uns jetzt intensiver Verkehr. Und die langen Road Trains flößten uns gewaltig Respekt ein, wenn sie mit Tempo 100 km/h an uns vorbeibretterten. Dieser alte Highway ist nur einspurig, da bleibt kein Platz für Sicherheitsabstand beim Überholen. Und unterwegs gab es kein Dorf, keine Häuser, kein Wasser, keinen Schatten und keinen Rastplatz. Das war sehr zermürbend, ohne Wolken am Himmel.
Seit einiger Zeit bauen sie hier mit Hochdruck an einem neuen Highway mit 4 Spuren. Und dieser Ausbau ist überfällig; das wissen die Verantwortlichen sehr wohl.
Durch das viele Glas und die alten Reifenüberreste auf dem Seitenstreifen (wenn man diesen schmalen Bereich überhaupt so nennen darf), hatte ich dann zwischendurch auch noch einen Plattfuß.
Kurz vor Maclean verließen wir diese fürchterliche Straße endlich und fuhren wieder am Fluss entlang. Wie erfrischend wäre da ein Bad im kühlen Fluss gewesen. Doch uns fehlte die Zeit. Es war schließlich schon dämmrig und unser Warm Showers Kontakt wartete auf uns.
Und am Abend erfuhren wir von den Locals, dass es gesünder ist, nicht in den großen Flüssen in Meeresnähe baden zu gehen. Der Bullenhai (Bull Shark) brütet hier im Süßwasser der Flüsse wohl seinen Nachwuchs aus und tötet nebenbei so einige Menschen. Hui! Und wir dachten immer, in den Flüssen ist man sicher vor Haien. Da waren wir im Nachhinein froh, dass uns die Zeit gefehlt hatte.
Montag, 19.03.18 – Dienstag, 20.03.18
Unser Gastgeber lud uns auf eine Spritztour ein und zeigte uns per Auto alle sehenswerten Dinge in der Umgebung: den Aussichtspunkt in Maclean, die Kolonie der Flughunde hinter dem Friedhof (wie passend) und den nahegelegenen Badeort Yamba.
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Die Flughunde: Clip
Nachmittags verwandelte sich seine häusliche Terrasse dann zu einem kleinen Zoo: zuerst hockten 2 Kookaburras auf dem Geländer und warteten geduldig auf die alltägliche Fütterung mit kleinen Schnabel-gerechten Fleischstückchen. Unser Gastgeber hatte das schon angekündigt.
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Fütterung der Kookaburras: Clip
Und später kam ein „Korallenfinger“, ein ungewöhnlich großer Laubfrosch, über die Terrasse gehoppelt. Auch er war sehr zutraulich und bestimmt nicht zum ersten Mal auf der Terrasse zu Besuch.
Am Dienstag fuhren wir weiter Richtung Grafton. Dabei wählten wir aber die wesentlich ruhigere Lawrence Road und nicht den Highway. Das war deutlich entspannter, auch wenn uns die Sonne wieder auf der Haut brannte.
Der einzige Schattenplatz entlang der Strecke lag auf Privatland am Flussufer. Kaum saßen wir dort unter dem schattigen Baum für eine Pause, kam der Eigentümer, hieß uns herzlich willkommen und bot uns an, die Pecannüsse in seinem Garten aufzulesen und als Wegzehrung mitzunehmen.
Mittwoch, 21.03.18
Heute feiert Australien den Harmony Day. In kaum einem anderen Land ist die kulturelle Zusammensetzung so vielschichtig wie hier in Australien. Unter die Aborigines mischten sich seit dem 18. Jh. viele Europäer, aber auch Einwanderer aus Amerika und Asien. Und es dauerte seine Zeit, bis man einen sittlichen Umgang miteinander eingeübt hatte.
Da will man heute regelmäßig Offenheit und Bereitschaft zur Integration hervorheben. Nicht ganz zufällig fällt dieses Datum mit dem „Internationalen Tag gegen Rassismus“ zusammen, den die UN 1966 ins Leben gerufen hat.
Eines der Highlights in Grafton ist sicher die Grafton Bridge, eine Brücke mit 2 Ebenen, die seinerzeit als wichtiges Verbindungsglied zwischen Sydney und Brisbane fungierte. Hier rollt der Autoverkehr über die obere Ebene und die Eisenbahn auf der unteren Ebene über den Clarence River.
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Riesenbaumstamm: Clip
Ein weiteres Highlight sind die vielen Jacaranda-Bäume in der Stadt. Ein wahres Blütenmeer. Sehr beeindruckend.
Ab Grafton waren wir gezwungen, wieder auf einem fürchterlichen Highway zu radeln: Road Trains am laufenden Band, kaum Seitenstreifen, einige steile Anstiege und dazu dieser zermürbende Gegenwind, … da waren wir schon nach wenigen km ziemlich gefrustet.
Bei zu steilen Anstiegen musste auch Annett irgendwann absteigen und schieben. Doch sie hatte mittlerweile wieder starke Schmerzen, diesmal auch im rechten Arm. Und so wurde das Schieben zur Tortur. Ihre Verletzung im linken Arm war noch nicht abgeheilt und ab jetzt sah sie sich tatsächlich gezwungen, die Krankengymnastik auf beide Arme anzuwenden. Es kam uns auf dieser Straße sehr gelegen, dass irgendwann ein Kombi mit Anhänger hielt und uns mitnahm.
Kaum hatten wir unsere Fahrräder und das Gepäck verladen und waren gestartet, brach ohne große Ankündigung ein heftiger Regenschauer los. Auf den Fahrrädern wären wir jetzt in wenigen Sekunden völlig durchnässt gewesen. Da hatten wir doppelt Glück gehabt.
Unser Fahrer fuhr uns bis Woolgoolga, wo wir schon eine Unterkunft für die kommende Nacht arrangiert hatten. Unterwegs bot er uns auch noch die Übernachtung in seinem Haus in der Nähe von Newcastle an. Wir sollten uns auf jeden Fall melden, wenn wir die Gegend erreichen.
Donnerstag, 22.03.18 – Freitag, 23.03.18
Wir wollten nur eine Nacht bleiben, doch unsere Gastgeber empfahlen uns direkt, einen Pausentag einzulegen, weil für Donnerstag großer Regen vorhergesagt war. So blieben wir und folgten der Einladung unseres Gastgebers zu einem Ausflug zu den schönsten Orten entlang der Küste und einem Besuch im Botanischen Garten von Coffs Harbour.
Des Weiteren genossen wir den Anblick der wilden Kängurus, die sich in der Abenddämmerung im Garten zum Fressen versammelt hatten. Auch 4 Hühner gehörten zum Hof. Das 5. Huhn wurde vor einiger Zeit von einer Schlange gefressen.
Der große Regen blieb am Donnerstag aus. Aber er erwischte uns am Freitagmorgen, keine fünf Minuten nach unserer Abfahrt. Und weil es direkt nach einer längeren Regenphase aussah, suchten wir nach einem Unterstand. Zufällig war das nächstliegende Gebäude der „Guru Nanak Gurudwara Indian Temple“, ein Tempel der Sikhs, wo wir nach einigen Minuten eingeladen wurden zum Lunch und zum Tee mit Gebäck.
Die indischen Sikhs hatten natürlich viele Fragen zu unserer Radreise und waren begeistert, als wir von unserem Aufenthalt in Indien berichten konnten. Wir bekamen sogar eine Einladung, über Nacht in dem Gurudwara zu bleiben, doch unser Tag hatte ja gerade erst begonnen.
Irgendwann hörte der Regen auf und wir fuhren weiter. Doch im Laufe des Tages prasselten immer wieder Schauer auf uns nieder. Für die Regenkleidung war es viel zu heiß, also suchten wir immer nach einem Unterstand. Mit mäßigem Erfolg. Einmal hofften wir auf den Schutz unter einer Eisenbahnbrücke unweit vor uns, doch das erwies sich als Flop: unter den Schienen war offener Boden. Dumm gelaufen!
Dafür hatten wir heute auf dem relativ neuen Highway zumindest einen breiten Randstreifen für Fahrräder. Es gibt hier sogar Warnschilder für die Autofahrer, die zur Achtsamkeit gegenüber den Radlern aufrufen. Der Unterschied zwischen den alten und den neueren Highways ist gewaltig.
Samstag, 24.03.18 – Sonntag, 25.03.18
Für Samstag war ausgiebiger Regen gemeldet. Das war Grund genug, einen Pausentag einzulegen und die Weiterfahrt auf Sonntag zu verschieben. Das gab uns auch Gelegenheit, die vielen Fragen unseres Gastgebers zu beantworten. Sie hatten für den Mai eine Radreise entlang der Elbe geplant und wollten alles wissen: über den Radweg, die Elbe, das Elbsandsteingebirge, Pirna, Dresden, usw. Annett war in ihrem Element. Das war schließlich ihre Heimat.
Am Sonntag fuhren wir dann weiter Richtung Urunga an der Küste.
Am Abzweig nach Bellingen klärten wir noch ab, ob sich ein Abstecher in das 20 km entfernte Städtchen tatsächlich lohnt. Einheimische hatten es uns vor Tagen empfohlen, doch wir scheuten die stark hügelige Anfahrt, die wir nach der Besichtigung ja wieder zurückradeln müssten. Wir entschieden uns gegen den Abstecher und fuhren weiter bis Urunga.
Urunga liegt an der Küste direkt an einer Lagune mit ausgedehnten Mangrovenwäldern: dem Bellinger Heads State Park. In dieser Lagune münden auch Kalang River und Bellinger River ins Meer und bilden ein Ästuar.
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Urunga Lagoon: Clip
Über einen km-langen Hochweg aus Holz kann man über die Lagune bis an die vorgelagerte Küste laufen und die einzigartige Naturlandschaft trockenen Fußes genießen.
Besonders beeindruckend sind dabei die vielen Atemwurzeln (Pneumatophore) der Mangrovenbäume, die wie Stalagmiten aus dem Sumpfboden in die Höhe wachsen. Sie nehmen über Lentizellen den Sauerstoff aus der Luft auf und leiten ihn an das Wurzelwerk im sauerstoffarmen Boden weiter.
Und zwischen diesen Atemwurzeln bewegt sich die Meeres-Fauna: Fische, Krebse und Muscheln ziehen ihre Wege. Ein reges Treiben, das man vom Hochweg aus hervorragend beobachten kann.
Auf dem Weg aus Urunga sahen wir direkt vor uns am Straßenrand einige Kängurus in freier Wildbahn grasen. Wir hielten behutsam an und hofften, dass sie nicht sofort die Flucht ergreifen würden. Und tatsächlich zeigten sie uns gegenüber ungewöhnlich wenig Scheu, obwohl wir nicht einmal 10 m voneinander entfernt standen. Das war sehr beeindruckend.
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Unterwasserwelt: Clip
In dieser Situation sprach uns eine Einheimische an, die auf dem Weg zum Strand an uns vorbeikam. Sie, Amanda, war selber 10 Monate per Reiserad in Australien auf Tour gewesen und wir kamen ins Gespräch über unsere Reisen.
Nach 5 min waren wir dann zur Übernachtung in ihrem Garten eingeladen. Es war zwar noch relativ früh am Nachmittag, doch wir nahmen das Angebot an, weil es uns die bevorstehende Suche nach einem Zeltplatz am Abend ersparte. Aus dem Zeltplatz im Garten wurde dann wenig später ein Zimmer im Untergeschoss.
Am Abend nahm Amanda uns mit auf einen Filmabend nach Bellingen. Es wurde die Dokumentation über die Rettung einer Papageienart vor dem Aussterben im Westen Australiens gezeigt. Als im Film die Rückschläge für das Helfer-Team durch die Waldbrände bei Esperance in 2015 gezeigt wurden, konnten wir schon „mitreden“. Denn auf unserer Fahrt von Esperance nach Norseman vor einigen Monaten hatten wir die Schäden dieser Brandkatastrophe gesehen.
Vor und nach dem Film schlenderten wir durch Bellingen und hatten somit doch noch die Gelegenheit, diese sehenswerte Kleinstadt mit ihren historischen Gebäuden zu erleben.
Auf der Rückfahrt bot uns Amanda noch an, einige Tage zu bleiben, wenn wir wollten. Es gab ihrer Meinung nach so viel zu besichtigen, das sollten wir uns nicht entgehen lassen.
Montag, 26.03.18 – Mittwoch, 28.03.18
Über Nacht hatten wir beschlossen, tatsächlich noch 2 Tage zu bleiben. Zeit für einen ausgiebigen Strandgang mit Schwimmeinlage, den Besuch der Urunga Wetlands im Süden der Stadt sowie für eine Radtour am Bellinger River.
Die Urunga Wetlands sind aus einem ehemaligen Industriegelände entstanden. Hier wurde seinerzeit das giftige Schwermetall Antimon verarbeitet. Das gesamte Gelände war kontaminiert, wurde aber nach einer gründlichen Sanierung in den letzten Jahren denaturiert und ist heute ein Naturparadies mit kleinen Seen und die neue Heimat für viele Wasservögel. Sehr sehenswert.
Fährt man auf der kleinen Straße am Bellinger River hoch Richtung Mylestom, dann erlebt man ausgedehnte Mangrovenwälder entlang des Ufers.
Am Mittwoch verabschiedeten wir uns und fuhren nach Nambucca Head an der Küste. Dabei wählten wir die parallel zum Highway verlaufende Service-Straße. Sie enthielt zwar mehr Höhenmeter, war aber wesentlich ruhiger.
Nach den ersten 8 km fiel uns ein, dass wir auf der Terrasse unseren Müll hatten liegen lassen. Und dort würde es jetzt vor Ameisen nur so wimmeln, da waren wir sicher. Amanda würde es erst bemerken, wenn sie am Nachmittag von der Arbeit käme. Also machte ich mein Gepäck vom Rad und fuhr zurück, um den Müll noch anständig zu entsorgen. Die ganze Aktion kostete letztendlich eine Stunde. Doch das war schließlich Ehrensache.
In Nambucca Head reichte die Zeit gerade noch für einen kurzen Abstecher zum Ufer und einige Besorgungen, dann war auch schon die Zeltplatzsuche fällig. An einer abschüssigen Fahrbahnkante rutschte ich dann dummerweise mit einem Fuß auf dem losen Schotter hinunter und zog mir eine offene Wunde am Fuß zu. Somit durfte ich auch noch eine Klinik anfahren, um mir steriles Verbandsmaterial zu besorgen. Aber das hatte auch sein Gutes:
An genau dieser Klinik fand ich für die späten Abendstunden einen Stromanschluss im Außenbereich, wo ich noch einige Zeit an unserem Blog schreiben konnte, nachdem wir das Zelt unweit der Klinik neben einer Kirche aufgebaut hatten.
Donnerstag, 29.03.18
In Nambucca Head mündet der Nambucca River ins Meer. Und entlang der Wasserfront hat das Städtchen einen lohnenswerten Wanderpfad, der stellenweise als Hochweg vor dem Ufer übers Wasser führt und zu beiden Seiten den Blick in die Mangrovenwälder am Ufer freigibt.
Im weiteren Verlauf geht dieser Weg dann in eine Mole über, auf der man bis weit hinaus an die Meeresküste laufen kann. Das größte Highlight an dieser Mole ist allerdings die außergewöhnliche künstlerische Gestaltung der großen Felsblöcke entlang des Weges im Mündungsbereich des Nambucca River.
Dort wurden über die Jahre durch Farbe und Pinsel wahre Kunstwerke geschaffen. Die Bewehrungssteine, größtenteils riesige Natursteine, wurden so zu einer bunten Natur-Galerie. Es ist vielleicht das längste Gemälde der Welt. Sehr sehenswert.
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Kunst an der Küste: Clip
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Surfer mit Jetski-Support: Clip
Nach dieser ausgiebigen Besichtigungstour fuhren wir weiter bis Macksville am Nambucca River. Auf dem Weg dorthin kreuzten wir den neuen Highway, der erst seit wenigen Monaten für den Verkehr freigegeben ist. Er war auf unserer Karte (OSM) noch gar nicht eingezeichnet.
Das Highlight von Macksville ist sicher der Dawkins Park im Zentrum: hier tummeln sich auf einer Vogelinsel inmitten eines kleinen Sees alle möglichen Wasservögel in den Ästen der großen Bäume. Sehr sehenswert. Eine Oase der Natur inmitten einer geschäftigen Kleinstadt.
Wir verließen die Stadt und entschieden einige km später, schon frühzeitig einen Zeltplatz zu suchen. Doch es wurde wieder einmal ein schwieriges Unterfangen:
Wir fanden zwar noch in der Dämmerung einen Platz auf einem Freigelände in der Nähe des neuen Highways, doch bis ich dort ein passendes Fleckchen Erdboden ohne Steine und mit etwas Gras gefunden hatte, verging eine halbe Ewigkeit. Von weitem sah es wie dichter Rasen aus. Doch aus der Nähe betrachtet war es klebriger Lehmboden, mit ein paar Grashalmen und jede Menge spitzer Steine. Ich wanderte den gesamten Platz ab; doch überall ergab sich das gleiche Bild. Das war etwas zermürbend.
So stand das Zelt letztendlich erst in der Dunkelheit. Das nächste Handicap waren die vielen hungrigen Mücken und die Tatsache, dass das Zelt von heute Morgen noch pitschnass war. Jetzt in der einbrechenden Nacht trocknet es natürlich auch nicht mehr. Soviel war sicher.
Annett fluchte in Anbetracht der sehr unglücklichen Konstellation, die dann auch noch getoppt wurde: Der Reißverschluss vom Innenzelt ließ sich jetzt endgültig nicht mehr schließen. Der Schieber war verschlissen und musste ausgetauscht werden. Zum Glück hatte der Reißverschluss noch einen 2. Schieber von der anderen Seite, doch damit war das Öffnen und Schließen alles andere als komfortabel. Aber Hauptsache, das Innenzelt war noch verschließbar. Denn so waren wir auf jeden Fall vor Schlangenbesuch im Innenzelt sicher.
Freitag, 30.03.18
Der Morgen begann in dichtem Nebel und mit (immer noch oder schon wieder) pitschnassem Zelt. Dafür erlebten wir eine mystische Stimmung auf den Feldern nahe der Straße, wenn die ersten Sonnenstrahlen den Durchbruch schafften und sich der Nebel allmählich auflöste. Besonders beeindruckend leuchteten die vielen, taunassen Spinnennetze im Gegenlicht.
Nach vielen Höhenmetern erreichten wir am Vormittag Scotts Head, ein Küstenstädtchen mit ausgedehnten Sandstränden, einer Surferszene und viel Tourismus. Es gab hier nur Straßen mit extrem starkem Anstieg oder eben solchem Gefälle. Nach einer Pause fuhren wir weiter Richtung Stuarts Point durch den Yarriabini National Park.
Und auch Stuarts Point ist ein nettes Dorf an der Küste. Hier nahmen wir uns Zeit für die überfällige Badepause und wanderten über einen längeren Sandweg an den Strand auf der anderen Seite einer Lagune. Annett lief barfuß durch den Sand, doch der Sand war so heiß, dass es an den Fußsohlen brannte.
An der Landstraße bauten wir am späten Nachmittag auf privatem Rasen das Zelt auf.
Samstag, 31.03.18
In den frühen Morgenstunden wurde es neben unserem Zelt ungewöhnlich laut. Irgendwelche Tiere trieben sich da gerade herum. Und beim Frühstück am Haus der Eigentümer erfuhren wir die Auflösung: Es waren Kängurus, für die unser Zelt natürlich eine spannende Abwechslung darstellte.
Wir fuhren weiter, größtenteils auf einer schönen, aber sehr verkehrsreichen Uferstraße am Macleay River entlang bis nach South West Rocks. Diese Stadt ist ebenfalls eine Touristenhochburg. Und gerade jetzt, zu Ostern, belagerten zusätzlich zu den gewöhnlichen Touristen auch noch alle Einheimischen die Küste. Der Spielraum für uns, einen schattigen Pausenplatz zu finden, war hier äußerst gering.
South West Rocks bietet einige Highlights:
- Point Briner: eine felsige Landspitze zwischen den Badebuchten. Ideales Terrain für Badegäste und Wellenreiter.
- Arakoon National Park: Hier findet man eine stark zerklüftete Felsenküste aus rosa Granit. Es erinnert stark an die „Cote de Granit Rose“ in der Bretagne in Frankreich. Entlang dieser felsigen Küste führen einige Wanderwege.
- Trial Bay Gaol: die Ruine eines Gefängnisses aus dem 19. Jh. an der Küste im Arakoon National Park.
- Hat Head National Park: im Süden vom Arakoon National Park, ebenfalls an der Küste
- Smoky Cape Lighthouse: der Leuchtturm im Südosten von South West Rocks.
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South West Rocks: Clip
Am Nachmittag fuhren wir weiter am Macleay River entlang und fanden kurz vor der Dämmerung an einem Schuppen auf einer Farm einen Platz fürs Zelt. Der Weg zum WC war hier nicht ganz ungefährlich, denn in dem hohen Gras war es schwierig, nach Schlangen Ausschau zu halten. Und auch hier plagten uns die Mücken, wie schon an den Tagen zuvor.
Sonntag, 01.04.18
Es dauerte seine Zeit, bis die Sonne den dichten, morgendlichen Nebel auflöste. Aber die Stimmung hatte ihren Reiz: denn zwischendurch bildete sich ein „weißer“ Regenbogen (das hatten wir bisher noch nicht gesehen). Das Zelt war derweil wieder pitschnass und das hohe Gras um uns herum ebenfalls. Also verpackten wir alles nass und genossen die unberührte Natur, die morgendliche Frische und die ausgesprochen ruhige Straße am Fluss.
Nach einer ausgedehnten Pause in Gladstone, einem Städtchen am Macleay River, fuhren wir weiter bis Crescent Head. Dabei führte die Straße am kleinen Belmore River entlang. Hier war noch weniger Verkehr unterwegs. So wurde dieser Tag sehr entspannend und landschaftlich einer der schönsten in den letzten Wochen.
Mittlerweile hatten wir auch die 28.000 km gefahrene Strecke erreicht. Wobei mich diese Zahl immer weniger interessierte. Denn die Erfahrungen und Eindrücke auf dieser Reise waren viel wichtiger als die gefahrene Strecke in km.
Und die Summe bisher erklommener Höhenmeter hatte schon eine Dimension erreicht, die man sich nicht mehr so richtig vorstellen kann. Insbesondere die Topografie von Australien und Neuseeland hatte da wieder einen ordentlichen Schub nach oben erzeugt: Wir hatten mindestens 185.000 Höhenmeter überwunden. Das klingt gewaltig. Tatsächlich werden es noch mehr gewesen sein. Denn die Aussetzer von Annetts Tachos hinterließen ja auch immer wieder Lücken in den Ergebnissen.
Crescent Head liegt an einem markanten Felsenhügel an der Küste (Little Nobby). Die Felsrippen ragen schräg aus dem Wasser und sorgen für ein wildes Spiel der Brandung. Für Badegäste gibt es hier allerdings (vor allem bei Ebbe) keine angenehmen Strände: im Norden mündet der Macleay River ins Meer und der Wasserstand ist hier eher zu flach zum Schwimmen und im Süden verbauten die Felsrippen den Zugang zum Wasser. Lediglich der Fluss erschien uns zum Baden geeignet.
Doch auch diese Stadt ist eine Touristenhochburg und war jetzt an den Osterfeiertagen besonders stark überlaufen.
Wir verließen Crescent Head am Nachmittag und wählten Richtung Port Macquarie die Straße im Inland. Die landschaftlich reizvollere Straße entlang der Küste über Point Plomer erschien uns zu riskant wegen einer angeblich sehr steinigen Passage auf halber Strecke.
Plötzlich lief vor Annett eine Braunschlange über die Straße. Und es erinnerte uns wieder einmal daran, wie aufmerksam man sich auf diesem Kontinent per Fahrrad bewegen sollte. Der Biss der Braunschlange ist tödlich und als Radler ist man bestimmt nicht schnell genug in der Notbehandlung.
Vielleicht wäre die Küstenstraße doch die bessere Wahl gewesen. Denn schon nach 5 km ging der Asphalt in Schotter mit Waschbrettprofil über. Und wir fuhren geradewegs in eine riesige Sumpflandschaft ohne nennenswerte Besiedelung. Selbst die Suche nach Trinkwasser für unsere Flaschen war da schon ein schwieriges Unterfangen. Ganz zu schweigen von der Suche nach einem Zeltplatz in der einbrechenden Dämmerung. Das hatten wir völlig unterschätzt.
Unser Video auf YouTube:
Schotterpiste: Clip
Irgendwann fand sich dann doch ein Zeltplatz mit Erlaubnis vom Bewohner, doch die Belagerung durch aggressive Mückenschwärme erreichte hier einen neuen Höchstwert auf unserer persönlichen Erfahrungs-Skala für verzichtbare Begegnungen. Als wir mit unserem Abendprogramm fertig waren und die letzten Mücken aus dem Innenzelt beseitigt hatten, waren wir in Schweiß gebadet.
Die tropische Schwüle machte die Sache nicht einfacher. Und der Kampf mit den verschlissenen Reißverschlüssen an unserem Zelt war sozusagen das i-Tüpfelchen. Der Austausch der Schieber an 3 Reißverschlüssen war bitter nötig.
Montag, 02.04.18
Die Mücken standen wohl zur selben Zeit auf wie wir. Und natürlich hatten diese Biester auch Hunger. Da verschoben wir das Frühstück auf unsere Ankunft in Port Macquarie und machten uns schnell auf den Weg. Sobald man auf dem Fahrrad saß und rollte, ließ die Mückenbelagerung ja erfahrungsgemäß nach.
Die Schotterpiste wollte derweil kein Ende nehmen. Im Gegenteil: die Qualität wurde noch schlimmer, nachdem wir die Grenze zum Council „Port Macquarie“ passiert hatten. Es war heute leider auch mehr Verkehr als gestern unterwegs. Und jedes Auto zog eine dicke Staubfahne hinter sich her, die uns dann für mehrere Minuten verschluckte. Da wurde das Atmen zur Qual und es erinnerte uns an die Luft in Kathmandu.
Nach einer halben Ewigkeit ging der Schotter wieder in Asphalt über und wir erreichten das Wohngebiet im Norden von Port Macquarie. Laut unserer Karte gab es 2 Fähren über den Hastings River. Doch wegen Unwetterschäden war eine der beiden Fähren zurzeit nicht in Betrieb. Das erfuhren wir erst auf dem Weg zu dieser Fähre von den Locals.
Da war ich erleichtert, dass die andere Fähre noch real existierte. Die Vorstellung, in eine Sackgasse gefahren zu sein und diese üble Schotterpiste wieder zurückfahren zu müssen, war schließlich unerträglich.
Wir nahmen die Fähre und setzten über. Und erst jetzt löste sich meine innere Spannung. Eine der übelsten Pisten Australiens lag hinter uns.
Nach dem Frühstück an einem schattigen Platz am Ufer fuhren wir in die Stadt. Es gibt einen netten Park im Zentrum: Sumpfland um einen kleinen See, ein Hochweg durch die Mangroven und die übliche Vogelwelt. Als stille, grüne Oase der krasse Gegenpol zum quirligen Getummel an den Badestränden.
Aus der gemütlichen Runde per Fahrrad entlang der Strandzone wurde allerdings eine mühsame Odyssee, weil ein Anstieg dem nächsten folgte. Auch der Weg in den Süden der Stadt war alles andere als einfach. Ganz Port Macquarie ist stark hügelig. Und es war eine mühsame Aufgabe, den Weg mit den wenigsten Anstiegen Richtung Süden aus der Stadt zu finden.
Und auch der Ausblick auf den Highway hinter dem Ende der Stadt verhieß nicht das ersehnte Flachland. Die Straße führte in ständigem Auf und Ab über die einzelnen Hügel. Man sah in der Ferne immer nur die oberen Scheitelpunkte der Hügel.
Auf einer Wiese an der Straße entdeckten wir heute auch erstmalig Dromedare, die Vertreter einer der großen Tierplagen, mit denen sich Australien seit Jahren herumschlägt. Hier wurden sie für die Belustigung der Touristen gehalten. Man bietet wohl Reit-Ausflüge an.
Glücklicherweise änderte sich das Panorama nach einem km schlagartig und die Hügel wurden flacher. Das entspannte uns etwas. Denn auf dem Weg nach Cathie Village setzte die Dämmerung ein und die Zeltplatzsuche stand an.
Doch zufällig fuhren wir hier gerade durch ein Naturreservat. Zu beiden Seiten der Straße gab es keine Besiedelung, nur dichten Forstbestand. Und regelmäßig war ausgeschildert: Zelten verboten. Wir wollten heute gar nicht mehr so weit fahren, doch es blieb uns jetzt nichts anderes übrig. Wir mussten durchfahren bis zum nächsten Ort.
Zum Glück hatten wir Rückenwind, sonst hätte uns die Fahrt bis Cathie Village mehrere Stunden gekostet. So fanden wir gerade noch rechtzeitig vor der Dunkelheit einen Zeltplatz auf einem Sportplatz am Ortseingang. Beim Wasserholen an einem der Wohnhäuser fragten wir sicherheitshalber noch einmal nach, ob das Zelten in Ordnung ginge und wurden spontan eingeladen, das Zelt doch hier neben dem Haus im Garten aufzustellen. Das war Glück in letzter Minute.
Dienstag, 03.04.18 – Freitag, 06.04.18
Wir verließen Cathie Village und radelten über Bonny Hills und North Haven bis nach Laurieton, wo wir einen Warm Showers Kontakt hatten. Hier konnten wir an unserem Zelt die defekten Reißverschluss-Schieber austauschen und endlich mal wieder unsere Schlafsäcke waschen. Die Waschmaschine hatte das passende Volumen und wir hatten ganztägig Sonne zum Trocknen der Daunen nach dem Waschen.
Laurieton liegt am Fuße des North Brother. Er ist einer von 3 markanten Bergen mit Höhen zwischen 470 und 560 m Höhe, die im Umkreis von ca. 10 km aus der Ebene emporragen. Als James Cook 1770 auf Australiens Küste zufuhr und diese 3 Berge vom Meer aus sah, benannte er sie wegen ihrer Ähnlichkeit spontan als „die drei Brüder“: North Brother, Middle Brother, South Brother.
Am Freitag fuhren wir weiter Richtung Johns River auf dem neuen, angenehm breiten Highway. Und in Coopernook fanden wir in einem privaten Garten einen Zeltplatz, leider mit extrem aggressiven Mückenschwärmen. Der Hausherr kannte diese Plage schon und gab uns sein bewährtes Mückenspray und 2 Räucherspiralen. Und tatsächlich wirkte beides erstaunlich schnell und effektiv: Wir hatten endlich Ruhe vor den Plagegeistern.
Samstag, 07.04.18
Kurz hinter Coopernook fuhren wir auf einen Abstecher nach Harrington an der Küste. Und weil wir diese Straße wieder zurückkommen würden, stellten wir unser Gepäck direkt zu Beginn der Straße in einem Garten unter einen Baum. Das erleichterte das Radeln doch deutlich.
Harrington war nett, aber nicht berauschend. Unsere Karte ließ Wetlands und Mangroven vermuten, doch tatsächlich gab es lediglich 2 Steinwege über die Wasserflächen des Ästuars.
Nachdem wir unser Gepäck wieder eingesammelt hatten, fuhren wir auf dem Highway weiter bis Taree. Diese Stadt wirkte auf Anhieb nicht besonders einladend: umgekippte Einkaufswagen lagen am Straßenrand, einige Jugendliche zogen mit Alkohol durch die Straßen und im Supermarkt wollten sie an der Kasse auf jeden Fall einen Blick in unseren Rucksack und in die Lenkertaschen werfen. Und als ich an einem Haus nach Wasser für unsere Flaschen fragte, sprang mir sofort ein Kampfhund entgegen. Es muss hier wohl etwas rauer zugehen, so dachten wir.
Für die Suche nach einem Zeltplatz verließen wir Taree und fuhren in eine kleine Siedlung weiter südlich der Stadt. Doch das vermutete Dorf entpuppte sich als Aborigines-Siedlung. Zutritt verboten. Hier sah es noch schlimmer aus als in Taree. Die Häuser waren sehr heruntergekommen, überall lag Müll herum, irgendwo lief ein Ghettoblaster in Konzertlautstärke und einige aufgemotzte Autos fuhren durch die Verbindungsstraßen. Hier konnten wir nicht bleiben.
Jetzt blieben uns nicht mehr viele Alternativen. Auf den Highway oder nach Taree zurückfahren wollten wir nicht. Und im angrenzenden Nationalpark war Zelten verboten. So blieb nur ein kleines Industriegebiet. Und dort fand sich dann doch noch ein unauffälliger Platz hinter einer Fabrik, wo wir in der Dunkelheit das Zelt aufbauten.
Die Tage waren uns mittlerweile viel zu kurz geworden: ab 18 Uhr wurde es dunkel, um 18:30 war es stockfinster. Ein Zeltaufbau deutlich vor 18 Uhr kam nicht infrage, weil die Sonne dann noch viel zu heiß war.
Aber mit der Dämmerung kamen auch immer wahre Mücken-Invasionen und machten den Aufenthalt im Freien unmöglich. Durch den vielen Regen vor einigen Wochen und die derzeitige Hitze war es eine regelrechte Plage geworden. Und ein ausgedehntes Abendprogramm gab es dann nur, wenn wir bei einem Warm Showers Kontrakt schliefen, wo wir ein Mückenfreies Zimmer und Licht hatten.
Morgens war es um 6 Uhr hell, aber bis der Nebel sich aufgelöst hatte, war es eher 8 Uhr. Auch war das Zelt durch den Morgentau immer pitschnass. Und es dauerte ewig, bis alles wieder halbwegs trocken war. So lange wollten wir oftmals nicht warten. So blieben uns letztendlich als Zeitfenster täglich gerade einmal 11 Stunden.
Sonntag, 08.04.18
Um 6 Uhr standen wir bei dichtem Nebel auf und bis 7 Uhr hatten wir alles gepackt. Natürlich pitschnass. Dann fuhren wir zurück nach Taree und nutzten unser Frühstück am Ufer des Manning River, um das nasse Zelt nachträglich in der Sonne zu trocknen.
Nach mehreren Stunden ziemlich anstrengender Fahrt auf dem Highway mit vielen Höhenmetern und mit dichtem Verkehr erreichten wir wieder flacheres Terrain: Tuncurry / Fortser.
Hier münden Wallamber River und Coolongolook River ins Meer. Gleichfalls hat der direkt südlich von Forster liegende Wallis Lake seine Öffnung zum Meer. Nicht umsonst nennt man das Gebiet „Great Lakes of New South Wales“. Von Forster bis Nelson Bay erstrecken sich hier mehrere Seen (Wallis Lake, Smiths Lake und Myall Lake) dicht an der Küste in die Landschaft.
Allerdings muss man leicht schmunzeln im Hinblick auf die wirklich „großen“ Great Lakes in Nordamerika. Das war vermutlich der Namensgeber für die kleine australische Variante.
Wir hatten gerade die Küste in Tuncurry erreicht, da bemerkte ich schon wieder einen Plattfuß an meinem Hinterrad. Also stand vor der geplanten Baderunde im Meer erst einmal wieder Schlauch Flicken an. Diesmal war es ein langer Metallspan, der sich durch den Mantel gebohrt hatte.
Es lag vieles auf unserer Fahrspur auf den letzten 100 km. Glassplitter, Draht aus der Karkasse zerrissener Reifen und wohl auch Metallspäne. Doch der Schlauch war schnell geflickt und danach gingen wir Baden im Meer.
Sehr wohltuend. Während unserer Pause an diesem Strand sprach uns Mike an und lud uns auf eine Übernachtung im Garten seines Anwesens hier in Tuncurry ein. Wir sagten begeistert zu und freuten uns auf die bevorstehende Dusche ohne Mücken-Belagerung.
Der Besuch der Bücherei hatte sich erledigt für heute, weil sonntags geschlossen ist (so dachten wir). Also fuhren wir zu der beschriebenen Adresse. Am Haus angekommen, wurde aus dem Zeltplatz im Garten dann ein Zimmer im Haus. Und beim Dinner bekamen wir Tipps für die besten Schleichwege auf unserer Route und das Angebot für einen Pausentag.
Montag, 09.04.18 – Dienstag, 10.04.18
Wir nutzten den angebotenen Pausentag für eine Besichtigung der Küste vor Tuncurry und Forster. Dummerweise hatte die Bücherei in Forster ausnahmsweise montags geschlossen. Da hätten wir also tatsächlich am Sonntag mehr Glück gehabt. Wusste man aber eben nicht.
Am Dienstag war die Internetverbindung in der Bücherei wegen der vielen Nutzer dann so unerwartet schlecht, dass wir die geplante Sitzung abbrachen und die Stadt verließen.
Hat man Forster verlassen, fährt man nur noch durch dichten Dschungel, den Booti Booti National Park. Die erste Besiedelung sahen wir nach 15 km in Elizabeth Beach. Und zufällig gab es direkt am ersten Haus auf unsere Anfrage einen Zeltplatz. Und aus diesem Platz wurden nach zehn Minuten wieder ein Bett im Haus und ein gemeinsamer Abend mit Plauderei über unsere Reise.
Mittwoch, 11.04.18
Für heute stand ein Abstecher nach Seal Rocks an der Küste auf dem Plan. Dieses schöne Fleckchen Erde hatten uns schon so einige Locals empfohlen. Also stemmten wir unsere Räder mit dem Gepäck durch die Hügellandschaft bis an die Küste (eine Unterstell-Möglichkeit für unser Gepäck hatten wir auf dem Weg leider nicht gefunden). Uns war bewusst, dass wir die halbe Strecke wieder zurückradeln müssten, doch es sollte sich lohnen.
Tatsächlich ist Seal Rocks ein traumhafter Küstenabschnitt. Wir genossen für mehrere Stunden die Felsküste, die Brandung und die ungewöhnliche Ruhe an diesem Ort.
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Seal Rocks: Clip
Es wunderte uns allerdings sehr, dass wir hier keinen größeren Ort mit Touristenrummel vorfanden, sondern lediglich einen Campingplatz mit Wohncontainern und einige einsame Häuser im Berghang. Das war für einen solchen Küstenabschnitt sehr ungewöhnlich, hier an der Ostküste.
Doch das hatte seine Gründe:
Die Verkehrsanbindung besteht lediglich aus einer Stichstraße, die auch erst vor wenigen Jahren asphaltiert wurde. Weitere Infrastruktur konnte nie errichtet werden, weil das gesamte Gebiet als Nationalpark ausgewiesen ist. Somit war dieser Ort stets sehr isoliert und abgelegen. Hier siedelten seinerzeit lediglich einige Fischer.
Und die widersetzen sich seit Jahrzehnten offensichtlich erfolgreich gegen eine weitere Besiedelung und den Bau von Touristenunterkünften. Diesem Widerstand ist es zu verdanken, dass man hier ausnahmsweise einmal in aller Ruhe die grandiose Natur an der Ostküste Australiens genießen kann.
Nachmittags verließen wir Seal Rocks und fuhren wieder zurück Richtung Highway, um uns einen Zeltplatz zu suchen. Wir wussten von einem kostenlosen Stellplatz am Highway, wollten uns allerdings die 5 km Rückfahrt durch die Hügel ersparen. So fragten wir an dem einzigen Haus an der Straße und konnten tatsächlich unser Zelt auf dem Gelände aufbauen.
Zufällig hatte der Eigentümer heute Fisch aus dem Meer gefangen und so saßen wir wenig später zusammen bei Fish & Chips und genossen noch einen geselligen Abend ohne Mücken und Marchflies (die australischen Pferdefliegen). Denn von beidem gab es hier wohl eine ganze Menge.
Der Rasen unter unserem Zelt glich einem weichen, dichten Teppich, in den man ca. 5 cm tief einsank beim Betreten. Und die Häringe fanden auf der gesamten Länge kein richtiges Erdreich. Da waren wir froh, dass es heute Windstill war.
Wir erhielten noch den Tipp, dass zwischen 6 und 7 Uhr in der Frühe die Mücken und die Marchflies uns wohl das Leben draußen unerträglich machen würden. Na, das waren ja schöne Aussichten.
Donnerstag, 12.04.18
Wir blieben bis 7 Uhr im Zelt, um den angekündigten Plagen zu entgehen. Und tatsächlich verlief unser Morgen ab 7 Uhr so angenehm und ungestört, wie selten zuvor in den letzten Wochen:
Das Zelt war kaum nass, sogar der Zeltboden war knochentrocken und es gab keine Mücken oder Marchflies. Unser Gastgeber war schon zur Arbeit gefahren und hatte uns den Wasserkocher, ein Lunchpaket und seine Frühstückskiste bereitgestellt. Das war unglaublich und bescherte uns einen völlig entspannten Beginn in den Tag.
Vielleicht etwas zu entspannt. Denn vor uns lagen 50 km Strecke bis zu unserem Tagesziel Tea Gardens. Die gesamte Strecke war eine verkehrsarme Alternative zum Highway, deutlich kürzer und mit wesentlich weniger Höhenmetern. Doch auf den ersten 25 km war es eine Schotterpiste durch den Myall Lake National Park: die „Mining Road“.
Dabei entpuppten sich einige Passagen als sehr übel: grober Schotter ließ unsere Räder springen, sobald wir auch nur ein kleines bisschen schneller als Schrittgeschwindigkeit fuhren. Und immer wieder versanken wir in weichem Sand und das Rad begann zu schwimmen.
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Schotterpiste: Clip
Doch so anstrengend die Piste auch war, so traumhaft war die Landschaft, die wir für 3 Stunden um uns herum erleben durften. Und dabei störte uns kein Verkehr, denn diese Straße (wenn man sie so nennen darf) war für den motorisierten Verkehr gesperrt. Auf beiden Seiten der Straße war der Zugang mit Schranken verschlossen. Wir mussten unsere Räder und die Packtaschen in Einzelteilen über die Schranke heben.
Etwas abenteuerlich fühlte es sich auch an. Denn auf Schlangen muss man aufpassen. Sie kreuzen schon mal den Weg. Und ausreichend Trinkwasser muss man mitführen, denn unterwegs gibt es keine Zapfstelle und keine Zivilisation.
Als wir das Ende der Schotterstrecke erreicht hatten, dachte ich noch bei mir: „gut, dass wir keinen Plattfuß hatten auf dieser Schotterstrecke“. Und wenige Sekunden später erblicke ich an Annetts Vorderrad: … einen Plattfuß!
Es war schon wieder Draht aus der Karkasse eines alten Reifens, der sich im Laufe der letzten Tage wohl durch den Mantel gebohrt hatte. Die Reparatur war zwar schnell erledigt, doch die angedachte Badepause im Meer konnten wir für heute streichen. Es war jetzt schon absehbar, dass wir Tea Gardens erst bei Dunkelheit erreichen würden.
Auf der zweiten Hälfte unserer Strecke fuhr es sich zwar schneller, doch es boten sich auch hier einige landschaftliche Höhepunkte, für die wir uns gerne etwas Zeit nahmen: die Wanderdünen, die ganze Bäume meterhoch umschlossen hatten oder der dichte, tropische Dschungel entlang der Straße, der durch das Licht der tief stehenden Sonne eine mystische Stimmung ausstrahlte.
So erreichten wir tatsächlich erst bei Dunkelheit Tea Gardens und waren froh, für heute einen Warm Showers Kontakt ansteuern zu dürfen. Neben uns war noch ein Radreise-Pärchen aus England hier zu Gast. Sie fuhren Richtung Norden an der Küste entlang. Zufällig waren die beiden und auch unser gemeinsamer Gastgeber, Brett, schon durch Südamerika geradelt und da waren deren Erlebnisse für uns natürlich spannend und sehr hilfreich für unsere Vorbereitungen.
Freitag, 13.04.18 – Samstag, 14.04.18
Wir legten einen Pausentag ein und nutzten die Zeit für die Ergänzung unserer Planung für Südamerika. Brett gab uns jede Menge Kartenmaterial und Aufzeichnungen von seiner Reise durch diesen Kontinent.
Am Samstag zeigte er uns per Fahrrad noch die schönsten Plätze hier an der Küste. Danach setzten wir mit einer kleinen Personenfähre über Port Stephens nach Nelson Bay über. Für Fahrräder haben sie auf dem Dach der Fähre Fahrradständer für 6 Räder installiert. Sehr originell.
In Nelson Bay fuhren wir zum Leuchtturm (Nelson Head Light) auf der Landspitze Nelson Head, der eigentlich nur aus einer Hütte mit Requisiten aus vergangenen Zeiten besteht. Tatsächlich gab es nie einen gemauerten Turm, sondern lediglich einen Laternenraum mit großem Fenster. Aber der Ausblick auf die Bucht ist schon traumhaft von diesem Hügel.
Nach einer ausgedehnten Pause wurde uns klar, dass wir heute besser nicht mehr auf den Highway Richtung Newcastle fahren sollten, denn es war später Nachmittag und vor uns lagen wieder einmal 45 km zivilisationslose Landschaft.
Auf der Suche nach einem Zeltplatz im Süden von Nelson Bay bemerkten wir dann plötzlich die dunklen Wolken, die sich geradewegs auf uns zubewegten. Es dauerte auch nicht lange, da vernahmen wir Blitz und Donner. Wir beschleunigten unser Tempo, denn ein Zeltaufbau während einem Gewittersturm passte uns gar nicht ins Programm.
Doch je näher das Gewitter kam, desto spannender entwickelte sich das Farbenspiel der Gewitterwolken in der untergehenden Sonne. Und je länger wir dieses Ereignis in Bild und Film festhielten, desto mehr lief uns die Zeit davon.
Zufällig hatte uns ein Anwohner von seiner Terrasse aus dabei beobachtet, wie wir an der Straße standen und den bevorstehenden Weltuntergang (denn so gewaltig sah das Spektakel aus) filmten. Und vor unserer Weiterfahrt fragten wir ihn nach einem brauchbaren Zeltplatz in der Nähe. Daraufhin bot er spontan seinen Garten hinter dem Haus an.
Wir nahmen sein Angebot natürlich sofort an und er führte uns um das Haus. Ein Donnergrollen reichte und aus dem Zeltplatz wurde ein Schlafplatz im Geräteschuppen hinter dem Haus. Hier hatten wir Licht, Strom, WC und Wasser. Und natürlich den Schutz vor einem heftigen Unwetter.
Und wie viel Glück wir gerade gehabt hatten, wurde uns keine 5 min später bewusst: Es begann zu stürmen, 1 cm dicker Hagel donnerte mit ohrenbetäubendem Lärm auf das Blechdach über uns und dann kam der große Regen. Der Wasserdruck auf dem Dach war zeitweise so groß, dass es an einigen Stellen durchtropfte. Da packten wir unsere Schlafmatten erst einmal wieder beiseite und harrten aus, bis der Sturm über uns hinweg gezogen war.
Nach einer Stunde war alles vorbei. Der Regen hörte auf und wir genossen noch einen entspannten Abend ohne Mücken und mit allen Annehmlichkeiten einer geschlossenen Behausung. Danke.
Sonntag, 15.04.18
Die Fahrt auf dem Highway war nicht besonders schön, aber leider eine Zwangspassage. Es gibt keine Alternative. Da waren wir froh, wenigstens auf ca. 8 km Strecke einen verkehrsarmen Bypass nutzen zu können: die „Marsh Road“. Und die entpuppte sich als besonderes Highlight für diesen Tag:
Zunächst gelangt man über diese Straße zu einem relativ kleinen Streichelzoo für Wassertiere, unter anderem Haie und Rochen: Irukandji. Die Preise waren allerdings genauso gesalzen wie das Wasser, in dem die Fische schwammen: Erwachsene zahlen 31,50 $ Eintritt.
Überwiegend verläuft diese Marsh Road an Sumpfland und Mangroven entlang, die das Ufer des Tilligerry Creek säumen. Als es plötzlich entlang der Straße etwas modrig roch, vermutete Annett sofort die Flughunde und nicht das Brackwasser als Ursache und suchte im Vorbeifahren die Baumkronen ab.
Und tatsächlich entdeckte sie gleich eine riesige Kolonie dieser Tiere. Obwohl wir sie jetzt schon einige Male auf unserer Radreise gesehen hatten, war es doch wieder faszinierend. Ihr braunes Fell glänzte in der Sonne und einige Tiere waren zu unserer Begeisterung bereit, im Gegenlicht einmal ihre Flügel zu spreizen. So sahen wir erstmalig die filigrane Struktur in ihren Tragflächen.
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Flughunde: Clip
Es waren schließlich die Mücken, die uns dazu bewogen, zügig wieder weiterzufahren. Denn diese kleinen Blutsauger waren hier auch tagsüber sehr aktiv.
Der Wind kam entweder von der Seite (und das war sehr gefährlich für uns im dichten Verkehr) oder von vorne (und dabei bremste er uns gehörig aus). Und somit fuhren wir mal wieder in die Dunkelheit. Aber wir kannten unseren Weg und unsere Zieladresse. Wir mussten nur von Stockton aus mit der Personenfähre übersetzten nach Newcastle, wo wir mit einem Warm Showers Kontakt verabredet waren.
Einige km vor der Fähre erwischte ich dann wohl ein kleines, einsames, stacheliges Samenkörnchen auf dem Uferradweg (ich hörte plötzlich das Schleifen am Schutzblech bei jeder Umdrehung) und keine zwei Minuten später fühlte ich schon wieder einen neuen Plattfuß am Hinterrad.
Ich zog es vor, eine Reparatur durch mehrmaliges Aufpumpen hinauszuzögern, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Mit mäßigem Erfolg. Es kostete viel Kraft und Ausdauer mit unserer kleinen Mini-Luftpumpe. Das Loch im Schlauch war größer als erwartet. So musste ich 4 x nachpumpen, bis wir unsere Bleibe erreicht hatten.
Bei der Reparatur am späten Abend wurde dann der Entschluss gefasst, bei nächster Gelegenheit alle Laufräder auf einen anderen Mantel umzustellen: den Schwalbe Marathon Plus Tour. Damit hatten wir in der Heimat jahrelang keine Plattfüße, weil der integrierte Pannenschutz aus Kautschuk wohl alles erfolgreich abgehalten hatte. Und wir dachten, der Schwalbe Marathon Mondial sei als Neuentwicklung der bessere Reifen. Doch da hatten wir uns geirrt. Im Hinblick auf den Pannenschutz war es ein Fiasko. Und dieses Manko glich auch die gute Laufeigenschaft nicht mehr aus.
Montag, 16.04.18 – Samstag, 21.04.18
Newcastle ist zwar nur eine kleine Stadt in der Landspitze zwischen dem südlichen Ufer des Hunter River und dem Meer, doch das gesamte Umfeld ist dicht besiedelt und erstreckt sich bis zum Lake Macquarie im Süden. Somit hat das gesamte Terrain den Charakter einer australischen Großstadt.
Da verwunderte es uns sehr, als wir erfuhren, dass hier vor einigen Tagen in der belebten Fußgängerzone am helllichten Tag eine Schlange gesichtet wurde.
Die Internetgeschwindigkeit in den öffentlichen Büchereien passte dagegen überhaupt nicht ins Bild. Keine der 4 Büchereien in Newcastle und Umgebung bot mehr als 0,7 Mbps Downloadrate. Selbst das Versenden einer Mail wurde da zu einer Zitterpartie. Ganz zu schweigen von der Arbeit am Blog.
In der letzten Bücherei sprach uns plötzlich Gordon an. Er war Rentner und wollte in wenigen Tagen seine erste große Radreise starten. Über 5 Monate sollte es von Newcastle aus durchs Outback bis nach Alice Springs gehen.
Er lud uns spontan zur Übernachtung in sein Haus ein, denn es gab so viele Themen, zu denen wir uns austauschen konnten. Und so entwickelte sich ein mehrtägiger Aufenthalt in Newcastle.
Gordon zeigte uns Film-Dokumentationen von einem Motorradtrip durch Afrika und die Besteigung des Mount Everest. Er selber fuhr Kajak, Mountainbike, betrieb Wintersport und unternahm spannende Wanderungen. Im Outback wollte er nun einige Zeit bei den Aborigines leben und arbeiten.
Im Rahmen seiner langjährigen Beziehung zu den Ureinwohnern hatten sich sehr viele Geschenke der Aborigines bei ihm angesammelt, unter anderem 7 Didgeridoos (keine Touristen-Souvenirs, sondern echte, von Termiten ausgehöhlte Stämme). Ich durfte mich auch daran versuchen. Und es klappte erstaunlich gut, obwohl sich meine bisherige Spielerfahrung auf ganz wenige Minuten belief.
Am ersten Abend lernten wir auch seinen langjährigen Freund Justin kennen. Er war in Australien geboren, hatte 25 Jahre in Indien gelebt und war befreundet mit dem Dalai Lama. Er hatte den Dalai Lama vor einiger Zeit sogar ins Outback eingeladen und zeigte uns Fotos von dieser Reise. Unglaublich, welche Menschen man auf so einer Radreise trifft.
Annett nutzte unseren Aufenthalt hier für ein ausgedehntes Sport- und Geistes-Training: Sie nahm an einer Fitnesssport-Veranstaltung im Stadtviertel teil, besuchte mehrmalig die Yogastunde um die Ecke und lernte fleißig Spanisch-Vokabeln.
Natürlich nahmen wir uns jetzt auch Zeit für die Besichtigung von Newcastle und Umgebung:
Man kann die gesamte Uferpromenade den Hunter River entlang radeln, am Leuchtturm (Nobbys Lighthouse) vorbei bis in die Spitze draußen im Meer. Entlang der Mole finden sich hier immer wieder Sandsteinblöcke, die durch Witterung und Salzwasser im Laufe der Zeit eine sehr skurril ausgewaschene Oberfläche erhalten haben.
Ebenfalls direkt an der Küste befindet sich Fort Scratchley, eine Verteidigungsanlage auf dem Flagstaff Hill (der Landspitze zwischen Hunter River und der Küste im Nordosten von Newcastle). Es wurde im 19. Jh. zum Schutz vor Angriffen aus Russland errichtet, motiviert aus den feindseligen Beziehungen zwischen England und Russland um 1870.
Als das Fort fertiggestellt war, stellte Russland zwar keine Bedrohung mehr dar, doch in den Folgejahren gab es immer wieder Anlässe, durch Armeepräsenz im Fort für die Sicherheit der Stadt zu sorgen. So blieb das Fort bis 1972 in Betrieb.
Es wurde im frühen 21. Jh. restauriert und beheimatet heute ein interessantes Museum zur Historie. Besonders beeindruckt waren wir von der „einfachen“ Ausrüstung, mit der die Soldaten seinerzeit ihr Überleben sichern mussten: ein wasserfester Schlafsack aus Leinen, die Feldflasche am Lederriemen, der schwere Patronengurt aus Leder, usw. Wenn wir das mit dem heutigen Standard für Outdoor-Equipment vergleichen, da liegen Welten dazwischen.
Fährt man weiter an der Küste entlang, gelangt man zum Bogey Hole, einem Swimmingpool (Rockpool) im King Edward Park im Südosten der Stadt, der um 1820 in den Fels gehauen wurde. Hier badet man mit der Brandung auf Augenhöhe. Die Einheimischen lieben diesen Pool. Denn als er in 2016 wegen Steinschlagrisiko ohne Aussicht auf eine Wiedereröffnung geschlossen wurde, erreichte eine Bürgerinitiative, dass er weiterhin unterhalten wird und wieder geöffnet wurde.
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Bogey Hole: Clip
Die Christ Church Cathedral, eine neugotische Kirche der Anglikaner, steht im Stadtteil „The Hill“ tatsächlich auf einem Hügel. Wenn das Sonnenlicht am Nachmittag durch die kunstvoll gestalteten Glasfenster scheint, wirft es einen goldenen Glanz auf das Kreuz am Altar. Die Kirche wurde 1902 fertiggestellt und ersetzte eine baufällige, kleinere Kirche aus dem Jahre 1817.
Das Blackbutt Reserve, ein großes Naturreservat in New Lampton im Westen von Newcastle, besichtigten wir auch. Doch die Belagerung mit Mücken trieb uns schnell wieder aus dieser grünen Oase. Kängurus und Koalas hatten wir ja schon des Öfteren gesehen. Und Koalas in freier Wildbahn entdeckt man auch in einem solchen Park nicht auf Anhieb.
Sonntag, 22.04.18
Über den Fernleigh Track, einem Rail Trail, verließen wir Newcastle. Dieser Trail führt größtenteils durch ursprünglichen Regenwald und Mangrovengebiete. Und er schützt den Radler sehr effektiv vor den vielen Hügeln im Hinterland von Newcastle.
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Der Fernleigh Track: Clip
Wir fuhren noch bis Lake Munmorah und fanden dort in einem privaten Garten einen Schlafplatz in einer Garage. Zufällig war einer der beiden Bewohner in Deutschland geboren und nun seit 50 Jahren in Australien. Wir sprachen also mal in Englisch, mal in Deutsch miteinander und er nahm unsere Gesellschaft zum Anlass, seine alten CDs mit der deutschen Schlagermusik in kräftiger Lautstärke auszuspielen. Es wurde ein netter Abend, trotz dieser Musik.
Montag, 23.04.18
Wir fuhren weiter bis Toukley an der Verbindungsstelle zwischen dem Tuggerah Lake und dem Budgewoi Lake und flüchteten für die heißen Mittagsstunden aus der Sonne.
Es war mittlerweile zwar Herbst hier in Australien, doch um die Mittagszeit brannte die Sonne immer noch mit ungeheurer Kraft auf der Haut. Derweil wurden die Tage immer kürzer. Um 18 Uhr war es mittlerweile dunkel.
Am frühen Nachmittag brannte es plötzlich in meinem linken Auge wie Feuer. Ich musste wohl aus Versehen etwas von unserem Chili-Salatdressing an den Fingern gehabt haben. Und der Chili war jetzt irgendwie ins Auge gelangt. Das Auge tränte ohne Unterbrechung. Ich versuchte, mit Wasser zu spülen, doch das half nichts.
So fuhr ich überwiegend einäugig weiter, denn der Fahrtwind verschlimmerte die Situation zunehmend. Vor „The Entrance“ suchten wir uns einen Zeltplatz und ich hoffte auf eine beschwerdefreie Nacht.
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Abendstimmung: Clip
Dienstag, 24.04.18
Ich konnte zwar in der Nacht schlafen, doch am Morgen war das Auge geschwollen und rot entzündet. Wir fuhren direkt nach „The Entrance“, suchten die Apotheke und kauften nach kurzer Beratung mit dem Fachpersonal eine Medizin, die Antihistamine enthielt. Hoffentlich hilft es, dachte ich bei mir.
Wir beschlossen, erst einmal einige Stunden abzuwarten und die Tropfen wirken zu lassen.
Meine Gesundheit war in den letzten Tagen nicht auf dem besten Stand. Ich hatte mehrere Tage lang eine entzündete Wunde am Fuß, seit einer Woche plagten mich stechende Schmerzen in Nacken, Schulter und linkem Arm (mein alter Bandscheibenvorfall in der HWS machte sich mal wieder bemerkbar) und nun kam noch die Augenentzündung dazu.
In Bateau Bay suchten wir einen Zeltplatz und durften nach zäher Suche in einer Ecke am Sportplatz das Zelt aufbauen.
Mittwoch, 25.04.18
Mehrere Regenschauer machten unsere Hoffnung zunichte, das Zelt trocken verpacken zu können. Dafür grüßten uns all die Frühaufsteher, die hier schon im Morgengrauen ihren Morgensport absolvierten.
Heute ist ANZAC-Day, ein großer Gedenktag in Australien und Neuseeland. An diesem Tag gedenken die Australier und auch die Neuseeländer der schlimmen Ereignisse auf Gallipoli (Gelibolu) an den Dardanellen im 1. Weltkrieg. Bei unserer Radreise durch die Türkei hatten wir den Ort des Geschehens besichtigt (Gelibolu, 13.12.2015) in Wellington, Neuseeland, sahen wir die Geschichte im „Te Papa Tongarewa“-Museum nachgestellt und jetzt erlebten wir auch noch den jährlichen Gedenktag.
Wir fuhren weiter auf dem Highway bis nach Wamberal. Es waren nur einige km. Doch das reichte, um mir wieder einen Plattfuß zu zaubern. Tatsächlich kam es mir mittlerweile vor, wie eine schlechte Zauberei. Innerhalb von vier Wochen hatten wir nun schon 4 Plattfüße. Und wieder war es ein kleiner Glassplitter.
Nach der Reparatur fuhren wir weiter bis nach Terrigal. Hier führt ein Wanderpfad an den steilen Klippen entlang: der Terrigal Haven Costal Way. Von diesem Weg aus hat man den besten Blick auf die spektakuläre Szenerie: Felsklippen, Strände, Brandung, … sehr schön.
Auf dem Weg aus der Stadt wurde es sehr hügelig. Es ging nur steil rauf und wieder runter. War sehr anstrengend. Und es gab bis Kincumber tatsächlich keinen geeigneten Platz, an dem man hätte Pause machen können. Die hatten wir aber dringend nötig, denn uns hing schon der Magen durch. So fand unsere Mittagspause heute erst um 16 Uhr statt.
Nach der Pause fuhren wir auf einem wunderschönen Radweg entlang des Ufers bis nach Davistown. Teilweise war dieser Pfad als Hochweg ausgebaut und führte durch die Mangrovensümpfe. In Davidtown bauten wir dann am Ufer das Zelt auf.
Donnerstag, 26.04.18
Mein Auge war immer noch entzündet und der permanente Wind hier am Ufer des Sees tat gar nicht gut. Wir beschlossen weiterhin Schonung für mein Auge und fuhren zurück in der Bücherei, wo wir für einige Stunden über WiFi für Südamerika recherchierten.
Am Nachmittag lief uns in der Bücherei dann zufällig Nic, der Partner von unserem heutigen Warm Showers Kontakt, über den Weg. Und er bot an, unser Gepäck schon im Auto mitzunehmen, denn auf dem Weg zu ihrem Dorf gab es einige steile Hügel.
Und tatsächlich zog sich der Weg über 15 km durch den Bouddi National Park mit über 300 Höhenmetern. Natürlich kamen wir wieder in die Dunkelheit, bis wir das Haus in Wagstaffe erreichten. Aber mit Gepäck am Fahrrad wäre die Fahrt deutlich anstrengender geworden.
Landschaftlich war die Fahrt durch den National Park aber wieder eine Wucht. Endloser Regenwald zu beiden Seiten der Straße, wenig Verkehr, … traumhaft.
Unsere Unterkunft war heute eine Baumhütte im Garten in 2 Metern Höhe. Statt Fenster hatte es nur Fliegengitter und eine Pendeltür. Der nächtliche Sturm pfiff somit durch unser Schlafzimmer und wir konnten alle Geräusche des Waldes erleben, wie bei einer Nacht im Zelt. Toll.
Mitten in der Nacht gab es einen Knall. Ein Possum war aus der Baumkrone auf das Dach unserer Hütte gesprungen und trieb dort nun mit viel Radau sein Unwesen. Zum Glück hatte unser Gastgeber uns gewarnt, sonst wären wir nicht so entspannt geblieben.
Vielleicht waren es auch 2 Tiere. Der Geräuschpegel war jedenfalls beträchtlich. Zwischendurch schabte eines der Tiere an der Pendeltür. Sie rochen wohl die Lebensmittel in unserer Packtasche. Da hielten wir es dann doch für sicherer, die Türe nachträglich von innen zu verriegeln.
Freitag, 27.04.18
Es hatte die ganze Nacht gestürmt und immer wieder geregnet. Und auch der Morgen sah nicht sonnig aus.
Für heute stand die Überfahrt per Fähre von Wagstaffe nach Palm Beach an. Doch daraus sollte nichts werden. Denn seit einigen Tagen war der Fährverkehr auf dieser Strecke eingestellt worden, weil an einer Passage nicht ausreichend Tiefgang herrschte. Für die Freilegung der Passage war ein anderes Council zuständig, doch dort sah man das nicht als notwendig an. Und so blieb die Fähre halt im Hafen. Das mutete an wie die deutsche Bürokratie.
Aber es gab eine andere Fährverbindung: nämlich von Patonga nach Palm Beach. Dafür mussten wir aber gut 25 km im großen Bogen um den See herum und vor allem durch die Hügellandschaft mit einigen steilen Passagen fahren. Und weil unser Gastgeber heute Zeit hatte, nahm er uns im Auto samt Fahrrädern mit und brachte uns bis zur Fähre.
Wir bedankten uns herzlich (es hätte uns per Fahrrad 3-4 Stunden gekostet, wenn nicht mehr) und verabschiedeten uns. Kaum war Nic mit seinem Wagen verschwunden, bemerkte Annett, dass ihr eine Packtasche fehlte. Und dann schoss es ihr blitzschnell durch den Kopf: Die Tasche stand noch im Garten hinter dem Haus in Wagstaffe.
Nic war nicht zu erreichen. Nach einer Stunde entschloss ich mich, per Fahrrad ohne Gepäck zurückzufahren und die Tasche zu holen. Es würde mich 2 x 2 Stunden mühsame Fahrt durch die Berge kosten, da war ich mir sicher. Ich hatte den Weg ja noch in Erinnerung von der Hinfahrt. So war ich froh, dass Nic in letzter Minute doch noch zurückrief und uns nach einer weiteren Stunde die vergessene Packtasche nach brachte.
Es war zwar nur halb so dramatisch wie meine vergessene Packtasche im Taxi in Sydney vor einigen Monaten, doch es war uns sehr peinlich und verdammt ärgerlich. Wir bedankten uns dafür auch mit einer Großpackung Kekse.
Zum Glück verkehrte die Fähre hier alle 90 min. Somit war der Tag nicht verloren (andere Fähren an der Ostküste fahren lediglich 2- oder 3-mal täglich). Und unserem Warm Showers Kontakt werden wir bestimmt für immer in Erinnerung bleiben. Er nahm es mit Humor.
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Die Fähre: Clip
Ab Palm Beach sind es nur noch ca. 50 km bis Sydney. Aber im Hinblick auf die Besiedelung gab es auf der gesamten Strecke keine Lücken mehr. Das konnten wir schon aus der Karte ablesen. Und tatsächlich erinnerte es uns an die Küste in Kroatien: wo immer es technisch möglich war, wurden hier Häuser in den steilen Berghang gebaut. Jeder will schließlich seinen freien Blick auf das Wasser haben. Und das betraf sowohl die Meeresküste als auch die vielen Binnengewässer, die sich hier mit dem ansonsten sehr hügeligen Umland abwechseln.
Bemerkenswert waren bei der Bebauung immer wieder die unglaublich steilen Zufahrtswege. Nicht selten waren hier 100 % Steigung (also 45°) zu überwinden. In einer Klimazone mit Frost, wie in unserer Heimat, wäre das undenkbar.
Südlich von Palm Beach sprach uns Anna auf der Straße an. Mit unserem Gepäck am Fahrrad waren wir ein spannendes Thema für ihre Kinder. Sie selber kam auch aus Deutschland und war in jungen Jahren hierhergezogen. Und nach zehn Minuten waren wir eingeladen, in ihrem Garten das Zelt aufzubauen.
Abends zeigten wir den Kindern dann mit dem Finger auf der Landkarte unsere bisherige Reiseroute und zeigten einige Fotos aus den verschiedenen Ländern. Das war quasi eine spannende Ergänzung zu Annas Unterricht daheim. Anna unterrichtete ihre Kinder seit einigen Jahren nämlich selber zu Hause (Home Education). In Australien ist das zulässig, wenn eine ausreichende Qualität des Hausunterrichts nachgewiesen werden kann.
Samstag, 28.04.18 – Sonntag, 29.04.18
Seit dem späten Abend hatte es immer wieder Regenschauer gegeben. Und die Vorhersage für Samstag sah nicht besser aus. Da bot uns Anna an, einen Tag zu bleiben. Das war toll. Jetzt hatten wir etwas Zeit, um uns wieder um unsere spanischen Sprachkenntnisse zu kümmern.
Anna war, ebenso wie Annett, als Tagesmutter tätig und so hatten die beiden auch noch ein interessantes Thema, um sich auszutauschen.
Am Sonntag fuhren wir weiter bis nach Manly im Norden der Bucht von Sydney. Von hier ging es dann per Fähre bis ins Zentrum von Sydney. Und das war gleichzeitig der Auftakt für unsere Stadtbesichtigung, die wir bei unserem Aufenthalt in Sydney vor 6 Monaten zeitlich nicht mehr untergebracht bekamen.
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Die Küste bei Manly: Clip
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Die Einflugschneise in Sydney: Clip
Montag, 30.04.18 – Dienstag, 08.05.18
Wir hatten für unseren Aufenthalt in Sydney einige Tage eingeplant. Das sollte uns den zeitlichen Spielraum geben für die Flug-Vorbereitungen, die Stadtbesichtigung und die Planung der Route in Südamerika.
Und natürlich für die Behandlung meiner Augenverletzung. Denn mittlerweile plagte mich das brennende und tränende linke Auge schon ganze 10 Tage. Antihistamine und Antibiotika hatten nicht geholfen. Und auch das mehrmalige Spülen mit fetthaltiger Milch (ein Tipp aus meiner Recherche im Internet) brachte keinen Fortschritt. Die Netzhaut war wohl schon geschädigt. Jetzt, am 02.05., war tatsächlich ein Besuch beim Arzt fällig.
Doch der Augenarzt in Sydney schickte mich direkt wieder fort. Ich bräuchte eine Überweisung vom Optiker. „Na, wenn das mal gut geht“, dachte ich bei mir und ging zum Optiker. Für 70 $ Vorkasse wurde ich dort auch direkt untersucht. Und die gesamte Untersuchung lief tatsächlich sehr professionell ab und dauerte eine volle Stunde.
Danach stand fest: Es braucht zunächst einmal keine Konsultation beim Augen-Spezialisten, sondern nur Zeit und die richtigen Augentropfen, am besten stündlich verabreicht. Und kein Fahrtwind bitte. Gut, dass wir gerade für ein paar Tage eine Radelpause einlegten hier in Sydney. Da hielt sich der Winddruck auf dem Auge in Grenzen.
Ursache für die Entzündung war wohl tatsächlich das im Chili enthaltene Capsaicin. Die Netzhaut war angegriffen und musste sich jetzt erst einmal wieder selber regenerieren. Die verordneten Tropfen halfen auch tatsächlich, denn nach 2 Tagen war die Entzündung deutlich abgeklungen.
Auf unserer Stadtbesichtigung fuhren wir per Fahrrad von Westen nach Osten die sehenswerten Objekte ab:
- der Chinesische Garten
- die alte katholische St. Patrick’s Church
- die Harbour Bridge
- das Opernhaus
- der Botanische Garten.
Der Botanische Garten ist sehr weitläufig und hat mir persönlich nicht so sehr gefallen. Da hatte ich schon schönere Gärten gesehen, z. B. in Adelaide oder Brisbane.
Die St. Patrick’s Church versetzt einen ins 19. Jh. zurück. Und sie trotzt in ihrem irischen Baustil der dichten Bebauung um sie herum. Der Kontrast könnte auch nicht krasser sein: eingepfercht zwischen hohen Wolkenkratzern und Bürotürmen steht sie hier mitten im Zentrum im alten Glanz. Und sie ist gut besucht. Das haben wir selber gesehen.
Die Harbour Bridge war an sich nicht neu für uns, aber ihre wahre Größe wird einem tatsächlich erst bewusst, wenn man direkt vor ihr steht. Sie ist gewaltig in allen Dimensionen: Der Bogen erhebt sich in der Mitte um 134 m über der Wasseroberfläche und zwischen den beiden stämmigen Pfeilern misst sie über 500 m Spannweite. Aber auch die Fahrtrasse ist rekordverdächtig: mit 8 Fahrspuren, 2 Bahngleisen, einem Radweg und einem Fußgängerweg ist sie auf stetig wachsenden Verkehr in der Zukunft sehr gut vorbereitet.
Übrigens kann man für viel Geld in Gruppen auf dem Bogen der Brücke bis zum Scheitelpunkt hinaufsteigen (BridgeClimb) und eine tolle Aussicht auf Sydney genießen. Man steht dabei natürlich ein kleines bisschen höher als auf der Fahrbahn-Ebene, doch auch von hier hat man einen tollen Blick in die Skyline.
Die Preise für den BridgeClimb sind gesalzen: 303 $ bei Tageslicht, 263 $ bei Nacht, Kurztrips 168 $, am Wochenende schlagen sie noch ein paar % drauf.
Selbst wenn man am BridgeClimb nicht teilnehmen möchte: Das Ticket-Center ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Hier laufen in einer Aula nonstop 2 Filme, die einiges über Entstehung und Betrieb der Brücke zeigen.
Ähnliches gilt für das Opernhaus. Nicht nur seine äußere Erscheinung und die ausgefeilte Architektur beeindrucken, sondern auch die Entstehungsgeschichte dieses Bauwerkes, die man in der angebotenen Literatur im Foyer durchstöbern kann.
Dort findet man allerdings nichts über den Frust des schwedischen Architekten, der seinerzeit aus der Budgetkürzung für die Innenraum-Gestaltung resultierte. Durch diese Sparmaßnahme blieb unter anderem die geplante Akustik auf der Strecke. Und das ist immerhin eines der wichtigsten Kriterien bei einem Opernhaus mit Konzertsälen. Durch die vielen nachträglichen Versuche, die Versäumnisse wieder auszumerzen, wurde der Bau dann letztendlich teurer als ursprünglich kalkuliert. Der Architekt verließ Australien seinerzeit und kam nie zurück.
Bleibt ein außergewöhnliches Gebäude, dessen Popularität wohl kaum zu schlagen ist und das jeder unweigerlich mit der Weltstadt Sydney assoziiert.
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Opernhaus und Harbour Bridge: Clip
Beide Wahrzeichen, die Harbour Bridge und das Opernhaus haben auf jeden Fall Symbolcharakter: sie stehen für ein aufstrebendes Land mit großen Plänen für die Zukunft.
Und gerade Sydney zeigte in der Vergangenheit, wie rasant Wachstum in Australien aussehen kann: Die Stadt wurde erst 1788 gegründet und zählt heute schon über 5 Mio. Einwohner (2017). Und sie wächst weiter, obwohl es eines der teuersten Pflaster der Welt ist. Bis 2060 rechnet man mit 9 Mio. Einwohnern.
Bestimmt liegt das auch an dem stetig wachsenden Bevölkerungsteil aus China. Gefühlte 50 % der „Sydneysider“ kommen aus China. Und da meinen wir tatsächlich nicht die vielen Touristen (die kommen auch größtenteils aus China), sondern die hier lebende Bevölkerung.
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Didgeridoo-Spieler in Sydney: Clip
Annett besuchte am Samstag den Markt in der Bahnhofshalle. An jeder Ecke gab es dort Kostproben australischer Spezialitäten. Und vor einem großen Publikum fand eine Kochshow statt: Dumplings (Teigtaschen mit Füllung) homemade wurden hier zubereitet.
Währenddessen organisierte ich unsere Kartons für den anstehenden Flug nach Buenos Aires am 09.05. Wir brauchten 2 Bike-Kartons und 2 stabile Kartons für das übrige Gepäck. Zwar fand ich diesmal auf Anhieb im ersten Bikeshop alle 4 Kartons in den passenden Dimensionen, doch die Heimfahrt per Fahrrad mit den Kartons unter dem Arm war wieder einmal sehr anstrengend.
Ich hätte natürlich per Bus oder Bahn die ca. 10 km Strecke vom Bikeshop bis zur Unterkunft fahren können. Doch das wäre ja zu einfach gewesen. Also schnürte ich aus den 4 Kartons wieder ein Paket, band einen Strick um das Gebinde und hängte mir das Ganze auf die Schulter.
Auf der Heimfahrt blieb ich diesmal konsequent auf den Radwegen. So verlief die Fahrt sehr sicher und fast entspannt. Doch irgendwann schmerzte mir die Schulter von dem Tragegurt. Immerhin waren es ca. 12 kg Gewicht, die ich radelnd neben mir herumbaumeln hatte.
Auf halber Strecke hielt plötzlich eine Frau mit ihrem Wagen neben mir und bot mir die Mitnahme im Fahrzeug an. Das freute mich natürlich, doch die Freude war nur von kurzer Dauer. Denn die Frau bekam die Heckklappe ihres Fahrzeugs nicht auf, so sehr sie sich auch bemühte. Es war wohl der Wagen ihres Mannes und sie war sehr bestürzt, ihr Angebot jetzt nicht einlösen zu können. Ihr kamen fast die Tränen. Doch ich signalisierte, dass es für mich nicht dramatisch ist und wir verabschiedeten uns.
Nach anderthalb Stunden Fahrzeit erreichte ich mein Ziel und war froh, die Schulter endlich wieder entspannen zu können.
Am Tag vor dem Flug liefen die üblichen Vorbereitungen: Fahrräder zerlegen und in den Kartons deponieren, das Gepäck aus den Packtaschen aufteilen in aufzugebendes Gepäck und Handgepäck und die Planung der Fahrt zum Flughafen.
Unser Warm Showers Kontakt wollte uns morgen mit dem Auto zum Flughafen bringen. Das würde uns schon mal den Stress mit dem Taxi abnehmen.
Doch er fand die Autoschlüssel nicht. Ein Anruf beim Bruder und es war klar, warum: Der Bruder hatte den Schlüssel heute irrtümlich in seinem Rucksack mitgenommen und war jetzt mit Freunden zum Kinoabend verabredet. Er hatte auch nicht geplant, vor morgen Abend wieder heim zu kommen. Und der Ersatzschlüssel war zufällig bei einem Freund des Bruders.
Es dauerte seine Zeit, bis unser Gastgeber eine Telefonnummer hatte und den Freund anrufen konnte. Und irgendwie war es dann am späten Abend tatsächlich möglich, den Ersatzschlüssel zu organisieren.
Die nächste Hürde war die Größe vom Kofferraum. Passen alle unsere Gepäckstücke in den Wagen? Wir schleppten eine der gepackten Kisten zum Auto und versuchten uns vorzustellen, ob alles hineinpassen würde. Es müsste klappen.
Die Fahrradkartons würden wir aufs Autodach spannen. Nur die beiden Fahrradträger störten auf der Reling. Als wir allerdings auch hierfür den Schlüssel suchen mussten, entschieden wir uns dazu, die Kartons einfach mit etwas Schaumstoff als Puffer vor den vielen Ecken und Kanten der Fahrradträger zu schützen. Auch das müsste gehen.
In den letzten Stunden vor dem Flugtermin steigt immer der Puls. Hat man an alles gedacht? Ticket, Pass, ausreichend Geld für die Bezahlung der zusätzlich gebuchten Gepäckstücke? Usw. Mit jedem Flug wächst zwar die Routine, doch vor Überraschungen schützt einen das nicht immer.
Für die größeren Abenteuer im Rahmen unserer Flüge sorgen wir allerdings stets selber. Da hatten wir bisher ja schon so einiges verbockt:
- Die verbotenen Gegenstände im Handgepäck (unser Fahrradwerkzeug) in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek, die ich im allerletzten Moment noch in meinen Fahrradkarton stecken konnte, bevor dieser in der Flughafen-Logistik verschwand
- Die 500 $ Nachzahlung fürs Übergepäck, der verpasste Flug und der daraus resultierende unerlaubte Aufenthalt (unser Visum war abgelaufen) in Kolkata
- Die vergessene Packtasche im Taxi vor unserem Flug von Sydney nach Christchurch
- Und die harten Verhandlungen mit der Crew in Auckland um die Verrechnung der Gewichte unter den einzelnen Gepäckstücken, um eine Nachzahlung für „Übergepäck“ zu vermeiden.
Mal sehen, was uns morgen erwartet!
Mittwoch, 09.05.18
Um 5:30 begann unser Tag. Wir packten die Kisten fertig und verschlossen sie mit Tape. Das Gewicht aller 4 Boxen war bei exakt 23 kg, dem erlaubten Limit. Da hofften wir mal, dass dieser Waage tatsächlich die Wahrheit anzeigt.
Um 7 Uhr packten wir die Fahrrad-Kartons aufs Autodach. Der Himmel war bedeckt, aber zum Glück regnete es nicht. Es dauerte nur eine Weile, bis unser Gastgeber Spannriemen in der erforderlichen Länge organisiert hatte.
Auf dem Weg zum Flughafen nahm er den kürzesten Weg und wir standen zunächst einmal eine halbe Stunde im Stau. Rushhour in Sydney! Jetzt wussten wir, warum der Taxifahrer vor einigen Monaten einen großen Umweg zum Flughafen fuhr. Das war wohl die staufreie Strecke.
Trotzdem hatten wir genug Reserve eingeplant und waren rechtzeitig am Flughafen. Bei der Gepäckaufgabe ließ die Dame am Schalter erst einmal prüfen, ob soooo große Kartons überhaupt erlaubt seien als Gepäck. Mein Karton war mit 182 cm Länge unter den erlaubten 2 m, doch etwas nervös wurde ich schon. Nicht, dass ich in den Gepäck-Vorschriften von Air New Zealand etwas überlesen hatte?!
Doch der Supervisor signalisierte grünes Licht und die Boxen kamen auf die Waage. Mit allen Kartons waren wir tatsächlich bei exakt 23,0 kg. Kein Gramm zu viel in den Boxen und kein Gramm verschenkt. Gut so. Auch mit unserem Handgepäck waren wir am erlaubten Limit von 7 kg. Doch zu unserem Erstaunen wurde das Handgepäck nicht gewogen. Und was war das beim Packen vor 2 Stunden ein irrer Kampf: Was sollen wir zurücklassen? Was muss auf jeden Fall mit? Das hätten wir uns sparen können. Wusste man aber vorher nicht.
Unser Flug beinhaltete einen Zwischenaufenthalt in Auckland, Neuseeland. So kamen in Summe 18 Stunden Reisezeit zustande. Für das zweite Gepäckstück sollten wir am Flughafen je 200 Austral-Dollar zahlen, so stand es bei der Buchung auf dem Portal der Fluglinie. Doch tatsächlich kassierte keiner mehr von uns beim Einchecken und bei der Gepäckaufgabe. Das freute uns natürlich, denn es machte den Flug um 250 € preiswerter.
So tauschte ich das eingeplante australische Geld in Auckland auf dem Flughafen in US-Dollar um. Allerdings war der Umtauschkurs sündhaft schlecht. Aber es blieb uns ja keine Wahl. In Südamerika würde vermutlich keine Bank und keine Wechselstube die australische Währung entgegennehmen.
Im Flieger saß neben uns zufällig ein Argentinier und wir konnten unsere ersten Brocken Spanisch zum Besten geben. Das lief aber noch ganz schön holprig. Erschwerend kam hinzu, dass die argentinische Aussprache das Verständnis deutlich erschwert. Aber es war nett. Der Mann bot uns auch sein Haus für einen Besuch an, doch wir hatten ja schon eine Unterkunft über Warm Showers arrangiert.
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Flugzeug-Start in Sydney: Clip
Nachmittags um 17:00 landeten wir in Buenos Aires. Alles war gut gelaufen, unser Gepäck war schnell gefunden und die Einreise-Formalitäten waren schnell und einfach.
Weiter geht es im Artikel Argentinien 2018
Resümee Australien Ostküste 2018
(Ergänzung zum Resümee Australien Südküste 2018 )
Für unseren Weg von Brisbane nach Sydney war uns die Routenbeschreibung auf der Website NSWCostalCycleTrail eine hervorragende Quelle.
Wir erlebten traumhafte Küste, Mangroven, die Flughunde, einige Einladungen, ungewöhnlich steile Straßen, einige Plattfüße wegen Draht aus den Reifen-Karkassen, gefährliche Tiere und hohe Preise.
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