Im November eine Belgien-Radreise mit Gepäck und Zelt? Da ist es doch nass und kalt; und die Tage sind sehr kurz! Warum November?! So oder so ähnlich lauteten die Kommentare, als wir von unserem „Sommerurlaub“ 2013 erzählten.
Aber genau darum ging es uns: Wir wollten wissen, ob wir auf Reisen per Fahrrad auch für ungemütliche Wetterlagen und Jahreszeiten richtig ausgerüstet und vorbereitet sind.
Denn ab 2015 wollten wir auf unsere große Radreise um die Welt starten. Und da sollte es keine böse Überraschung geben. Wie ist es uns auf der Belgien-Radreise ergangen?
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Der Start unserer Belgien-Radreise
Es sollte nur eine 2-wöchige Radreise sein, von unserer Haustür aus nach Belgien und wieder zurück. Die Streckenlänge spielte keine Rolle, ebenso wenig die konkrete Route.
Wir wollten nur wissen, wie wir mit dem nass-kalten Wetter zurecht kommen. Wie lange wir es aushalten und bei welchen Temperaturen wir Unbehaglichkeit empfinden würden.
Wir suchten uns ruhige Radwege aus, um über Wülfrath, Mettmann, Düsseldorf, Neuss, Mönchengladbach und Wegberg bis zur holländischen Grenze zu gelangen. Bis dahin benötigten wir 2 Tage.
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Frostige Temperaturen
Die erste Nacht war frostig kalt. Also ein guter Test für unsere Daunenschlafsäcke. Da hatten wir auch noch Reserve. Denn sollte das Thermometer tatsächlich mal unter -5 °C sinken, hätten wir zusätzlich noch unsere Hüttenschlafsäcke aus Seide im Gepäck. Die würden uns dann noch ein paar Grad mehr Behaglichkeit bringen.
Wir standen sehr früh auf, die Dämmerung hatte gerade erst eingesetzt. Als ich von unserem Zelt das Wasser abschütteln wollte, knisterte es und aus dem Wasser auf dem Zelt wurden plötzlich Eiskristalle. Auch der Außenzelt-Reißverschluss war vereist und ließ sich erst wieder öffnen, nachdem ich mit den Händen das Eis aufgetaut hatte.
Beim Verpacken war das Eis auf dem Außenzelt glücklicherweise schon wieder geschmolzen. Das war wichtig, weil das Gewebe sonst Schaden nehmen könnte, wenn es in vereistem Zustand geknickt wird. Genau diese Situation sollten wir dann im Winter 2015/16 auch im Hochland der Türkei erleben: bei -15 °C mussten wir unser Zelt stehenlassen, weil das vereiste Außenzelt das Verpacken unmöglich machte.
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Die Schlafsäcke waren nach der ersten Nacht ebenfalls außen nass. Gut, dass wir einen Unterstand zum Trocknen nutzen konnten. Wir spannten unsere Reepschnur als Wäscheleine und hängten die Schlafsäcke daran auf. Dann kochten wir uns erst einmal einen heißen Tee, um auf Betriebstemperatur zu kommen.
Wie sehr wünschten wir uns jetzt eine heiße Dusche. Aber mehr als eine Schale mit eiskaltem Wasser war für die Morgenwäsche nicht drin heute. Erfrischend war es auf jeden Fall.
Im weiteren Verlauf der Radreise erfassten wir Tages-Temperaturen um die 10 °C als gerade noch auf Dauer behablich. Dabei waren Luftfeuchtigkeit und Windgeschwindigkeit ganz entscheidende Faktoren:
Mit zunehmender Windgeschwindigkeit machte sich der Windchill-Effekt bemerkbar. Wir kühlten schnell aus. Am angenehmsten war in dieser Hinsicht natürlich Rückenwind. Da wurde uns dann eher in den Pausen kalt, weniger beim Radeln.
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Und mit zunehmender Luftfeuchtigkeit empfanden wir die Luft ebenfalls als kälter. Und die Kälte kroch uns über den Tag in die Glieder. War die relative Luftfeuchtigkeit geringer, ertrugen wir die kalte Luft besser.
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Die Radwege in Belgien
Das „Fietsroutenetwerk“ in Belgien ist das beste Radwegenetz, das wir bisher kennengelernt haben auf unseren Radreisen: Man orientiert sich an Knotenpunkten und findet an jedem Knotenpunkt eine Übersichtskarte zur weiteren Routenplanung.
Bis sich dieses System auch bei uns in Deutschland durchgesetzt hat, wird es noch eine Weile dauern. Aber unsere Verkehrsplaner haben die Vorzüge dieses Systems schon erkannt. So kommt das System bei uns in manchen Regionen schon zum Einsatz.
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Für uns war es wichtig, das Netzwerk auf dieser Radreise zu testen; wollten wir doch einige Monate später auf unserem Weg Richtung Großbritannien auf dem kürzesten und schnellsten Weg durch Belgien nach Calais radeln. Wie uns das gelungen ist, kannst du hier nachlesen:
Radreise durch Großbritannien und Irland
Die Radwege sind qualitativ sehr gut in Belgien. Die Fahrbahn ohne Schäden, der Weg gut ausgeschildert. Es gab keine Berge auf unserer Strecke; da kommt man gut voran, wenn man keinen Gegenwind hat.
Wir hatten natürlich Gegenwind. Und der war zusätzlich noch eisig (der Windchill-Effekt lässt grüßen). Kalte Füße und Hände waren also Dauerzustand. Da freuten wir uns auf jede Pause mit heißem Tee.
Jetzt war uns auch klar, dass wir in kälteren Regionen um warme Winterhandschuhe und Wintersocken nicht herumkommen würden. Und auch das reichte später auf unserer großen Radreise noch nicht aus. So mussten wir mehrmals nachbessern, sowohl in der Unterwäsche als auch bei der Oberbekleidung.
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Es war eine weise Entscheidung, Thermosflaschen aus Edelstahl mitzunehmen. Damit waren wir von der örtlichen Gastronomie unabhängig und konnten unsere Teepausen da abhalten, wo wir es wollten. Über den langen Strecken entlang der Schifffahrts-Kanäle hätten wir auf den Radwegen durch Belgien auch nur selten ein Gasthaus angetroffen.
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Kurze Tage auf unserer Radreise
Es wird im November sehr früh dunkel. Also mussten wir frühzeitig einen Zeltplatz suchen. Denn durch die Dunkelheit radeln wollten wir nicht. Meistens erfolgte das Kochen und Essen dann auch schon bei tiefer Dämmerung oder sogar bei nächtlicher Dunkelheit. Da konnten wir dann unsere Stirnlampen und die Zeltlaterne testen.
Die Zeltlaterne könnte noch etwas heller sein, aber die Stirnlampen waren hell genug. Hier hatten wir uns natürlich für Produkte entschieden, die mit den Standard-Akkus (AAA) betrieben werden.
Denn unser Strom-Management sollte auf der Weltreise über den SON-Nabendynamo, den Zzing-Pufferakku und das PIXO-USB-Ladegerät autark funktionieren.
Weil wir schnell merkten, dass wir mit einem einzigen Zzing-Pufferakku vorzeitig an Grenzen stoßen würden, beschafften wir uns später noch einen zweiten Pufferakku der gleichen Bauart. So hatten wir nach einem ausgedehnten Radeltag (70 km + x) 2 x 2.700 mAh Ladung zur Verfügung.
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Unsere Wasserflaschen und die Wasserbeutel holten wir über Nacht immer ins Vorzelt, weil wir in Sorge vor Nachtfrost waren. Damit fuhren wir auch sehr gut. So stand dem morgendlichen Tee-Kochen nichts im Wege.
Auf unserer Fahrt über den Salar de Uyuni in Bolivien (3700 m Höhe) sollte das allerdings nicht reichen. So kämpften wir dort morgens tatsächlich mit Eis in den Wasserflaschen.
Lesetipp: Salar de Uyuni in Bolivien – größter Salzsee der Welt
Unseren Brenn-Spiritus mussten wir in Belgien allerdings noch nicht im Schlafsack vorwärmen. Soweit sanken die Außentemperaturen dann doch nicht. In Bolivien auf dem Altiplano aber sehr wohl.
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Übernachtung mit 4 Sternen auf unserer Belgien-Radreise
Das Übernachten im Zelt war für uns Routine. Und auch mit den frostigen Temperaturen und den kurzen Tagen kamen wir irgendwie zurecht. Aber eine Nacht war dann doch außergewöhnlich:
Der Bauer bot uns seine Scheune zur Übernachtung an. Da zögerten wir nicht lange. Hier hatten wir jetzt Licht, Windschutz, eine weiche Unterlage aus Stroh und Wetterschutz. Das war wie ein Hotelzimmer nach unseren bisherigen Nächten mit Temperaturen um den Gefrierpunkt.
Wir konnten unsere Schlafsäcke auf die Strohballen legen. Das ersparte uns das ständige Bücken und Kriechen. Das nasse Zelt spannten wir trotzdem provisorisch auf, um es über Nacht zu trocknen. Und weil wir dafür keine Häringe im Betonboden verankern konnten, nutzten wir zwei Euro-Paletten als Häring-Ersatz.
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Fazit nach 2 Wochen Belgien-Radreise im November
Unsere Schlafsäcke waren warm genug, die Zelt-Beleuchtung war noch verbesserungsbedürftig und unsere 2 Thermosflaschen waren Gold wert. Es hatte auch funktioniert, die nassen Schlafsäcke nachträglich zu trocknen. Da hatten wir eingangs ja etwas Sorge, weil Daune bekanntlich schlechter trocknet als Kunstfaser.
Diese Belgien-Radreise war ein guter Test für unsere Ausrüstung und eine wertvolle Erfahrung für uns selbst. Für die frostig-kalten Phasen auf unserer anstehenden Radreise um die Welt hatten wir nun keine Bedenken mehr. Wie es uns auf genau dieser Radreise dann ergangen ist, kannst du in unseren Reiseberichten nachlesen. Dabei erwischte uns die winterliche Kälte samt Schnee gleich in mehreren Ländern:
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Tipps für Radreisen in Belgien
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